Finanzen

EU ignoriert Realität: Zypern und Portugal sind pleite

Die Behauptung der EU, Zypern und Portugal seien noch solvent, ist eine Illusion. Die Kreditvergabe an diese Länder verschaffe nur eine vorübergehende Linderung, sagt die Natixis-Bank. Die EU ignoriere dies und mache somit den unvermeidlichen Zusammenbruch dieser Länder nur umso schlimmer.
27.07.2013 00:38
Lesezeit: 1 min

Die Entscheidungsträger in der Euro-Zone versuchen, die „Illusion“ aufrecht zu erhalten, dass Zypern und Portugal sich noch selbst von ihrer Schuldenlast befreien könnten. Weitere Kredite an diese Länder würden jedoch ihre Situation nur noch weiter verschlimmern, heißt es in einem Bericht der französischen Investment-Bank Natixis.

Damit ein Staat durch fremde Kredite wieder auf die Beine kommt, bedürfe es einem Mindestmaß an wirtschaftlichem Wachstum. Im Falle Zyperns bräuchte man den Berechnungen des Natixis-Analysten Patrick Artus zufolge zudem noch eine Reduzierung der Staatsschulden um 17 Prozent (9,5% für Portugal) allein für das Jahr 2013, um eine Tragfähigkeit der Schulden zu sichern. Sonst würden die hohen Kreditzinsen das Land noch weiter in den Schuldenabgrund reißen.

Der IWF habe sich im Falle Griechenland viel zu spät dazu bekannt, dass die Schuldenlast des Staates außer Kontrolle geraten ist, heißt es in dem Bericht. Nun wiederhole sich dieser Fehler bei der EU für die Länder Portugal und Zypern.

Der Grund für die Aufrechterhaltung dieser Illusion bestehe darin, dass eine weitere Staatspleite große Risiken für einen Banken-Crash mit sich bringt, der durch Ansteckungseffekte andere Länder – allen voran Italien und Irland –  in Mitleidenschaft ziehen könnte.

„Es ist klar, dass ein Stabilisierungsmechanismus in der Euro-Zone fehlt, der die Ansteckung von einem Land zum nächsten verhindert“, schreibt Artus in dem Natixis-Bericht. Denn die Banken halten im großen Stil Staatsanleihen der Krisenstaaten. Sollten diese die Staatspleite anmelden, führt ein Domino-Effekt zu einer neuen Bankenkrise. „Wir verstehen daher, warum Europa die Illusion erzeugt, dass die Krisenstaaten noch solvent seien.“

Die Investment-Bank rechnet daher damit, dass die Schulden der Krisenstaaten weiter steigen werden. Das könne auch aus dem Verlauf der Schuldenkrise leicht abgelesen werden (siehe Grafik 2). Die derzeitige Produktivität der Krisenstaaten reiche noch nicht aus, um die unvermeidliche Pleite abzuwenden. Verschlimmert werde diese Situation noch von der Auswanderung, dadurch den Staaten Wachstumspotenziale und die Steuerbasis entzogen.

In Portugal scheint die Crash-Gefahr am Bond-Markt akut: Die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen waren zwischenzeitlich wieder auf über sieben Prozent gestiegen. Zudem befindet sich Portugal in einer Regierungskrise. Die Troika wurde indes des Landes verwiesen (mehr hier).

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsideen schützen: Mehr Umsatz für Unternehmen mit Patenten und Marken
13.07.2025

Mehr als 50-Prozent mehr Umsatz für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationen schützen – warum cleverer Schutz der...

DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...