Finanzen

Royal Bank of Scotland: Europas Banken werden neue Finanzkrise nicht überstehen

Die Bilanzen europäischer Banken stellen noch immer ein hohes Risiko dar. Eine neue Finanzkrise würde das Finanzsystem Europas derzeit nicht überstehen. Die Banken müssen Vermögenswerte von insgesamt 2,7 Billionen Euro abwerfen. Den Nachteil tragen die Unternehmen der Realwirtschaft.
22.07.2013 23:44
Lesezeit: 1 min

Europas Banken müssen ihre Bilanzen drastisch reduzieren. Den Ausbruch einer weiteren Finanzkrise würde der Kontinent sonst nicht überstehen. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Royal Bank of Scotland (RBS). Demnach müssen die Kreditinstitute bis 2016 noch Vermögenswerte (Assets) von 2,7 Billionen Euro veräußern, um ihre Bilanzen „nachhaltig“ zu verbessern.

Der europäische Bankensektor gilt als der weltweit größte, gemessen an der Wirtschaftsgröße des Kontinents. Die Assets der Banken werden auf insgesamt 33 Billionen Euro geschätzt, berichtet die FT. Das entspricht dem Dreieinhalbfachen der europäischen Wertschöpfung. Zum Vergleich: In Japan, Kanada und Australien ist der Bankensektor etwa doppelt so groß wie die jeweilige Volkswirtschaft. In den USA ist das Verhältnis 1:1.

„Wenn bei einer Bankenkrise die Banken drei Mal so groß sind wie die dazugehörige Wirtschaft, dann können die Regierungen nicht alle unterstützen“, sagte Alberto Gallo, Analyst der RBS.

In den letzten zwölf Monaten haben es die Banken geschafft, ihre Bilanzen um 2,4 Billionen Euro zu reduzieren. Um das Risiko auf ein tragfähiges Maß zu reduzieren ist es aber noch ein langer Weg: „Es fehlen noch immer 2,7 Billionen“, damit die Banken nur drei Mal so groß sind, wie die jährliche europäische Wirtschaftsleistung, sagte Gallo. Selbst dann ist das „systemische Risiko“ aber noch längst nicht gebannt.

Allen voran die Deutsche Bank gilt derzeit als eine der am schlechtesten kapitalisierten Banken der Welt. Bank-Chef Anshu Jain will die Bilanz der Deutschen Bank deshalb um 20 Prozent reduzieren (mehr hier).

Der Bankensektor in Europa ist derzeit gespalten. Die südeuropäischen Banken verkleinern ihre Bilanzen zu schnell, in Kerneuropa geschieht das zu langsam. Mario Draghi nenne das „finanzielle Fragmentierung“, so Gallo. In der europäischen Peripherie führt das unter anderem zu einer Kreditklemme (hier). Banken leihen sich untereinander kein Geld mehr. Auch Unternehmen kommen immer schwerer an Kredite. Das hemmt die Wirtschaftsentwicklung, von der in den Krisenstaaten ohnehin derzeit nichts zu spüren ist.

Die Finanzminister und Zentralbanker der G-20 haben auf dem Gipfel in Moskau daher beschlossen, mehr Geld zu drucken, die Zinsen niedrig zu halten und durch neue Milliarden in den Finanzmärkten auf eine Initialzündung für die Wirtschaft zu hoffen (hier). Noch hat die Rezession die Krisenstaaten Europas fest im Griff .

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie KI-Gigafactory: Telekom, Ionos und Schwarz-Gruppe kämpfen um EU-Zuschlag
19.06.2025

Mehrere Milliarden Euro und ein strategisches Zukunftsprojekt: Die EU will Gigafactories für künstliche Intelligenz aufbauen – auch in...

DWN
Finanzen
Finanzen Israel-Iran-Krieg: Tanker in der Schusslinie – droht der nächste Ölpreis-Schock?
19.06.2025

Der Krieg zwischen dem Iran und Israel spitzt sich zu – und die globale Energieversorgung steht auf dem Spiel. Droht bald ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stromausfall in Spanien: Schlamperei statt Cyberangriff – Systemversagen mit Ansage
19.06.2025

Ein landesweiter Stromausfall legt Spanien lahm – doch nicht Hacker oder Wetter waren schuld, sondern Schlamperei, Planungsversagen und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Duale Berufsausbildung: Das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
19.06.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell, da sie die theoretische Ausbildung mit praktischer Erfahrung im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland steht vor der Rezession
19.06.2025

Russlands Wirtschaftsminister schlägt auf dem renommierten SPIEF-Forum ungewöhnlich scharfe Töne an – und warnt offen vor einer...

DWN
Technologie
Technologie Irans Kryptobörse zerstört: Hacker vernichten 90 Millionen Dollar im Cyberkrieg
19.06.2025

Irans größte Kryptobörse wird zum Ziel eines digitalen Präzisionsschlags: Hacker entwenden nicht nur 90 Millionen Dollar in...

DWN
Politik
Politik Nahostkonflikt aktuell: Drei Szenarien für den Kriegseintritt der USA
19.06.2025

Während in Israel die Sirenen heulen und iranische Raketen fliegen, plant Donald Trump den nächsten Schritt. Drei Szenarien liegen auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stromkosten im Vergleich: Hier laden Europas E-Autofahrer am günstigsten
19.06.2025

Die Preisunterschiede beim Laden von Elektroautos in Europa sind enorm. Deutschland ist am teuersten. Eine neue Analyse zeigt, wo...