Finanzen

Jagd auf Steuer-Flüchtlinge macht Schweizer Kantonal-Banken zu schaffen

Lesezeit: 2 min
07.09.2013 03:57
Die globale Jagd auf Steuersünder bringt die kleinen Schweizer Kantonalbanken in Bedrängnis. Dahinter steckt ein Plan: Die Anleger sollen in die Großbanken getrieben werden. Dort sind sie besser zu kontrollieren.
Jagd auf Steuer-Flüchtlinge macht Schweizer Kantonal-Banken zu schaffen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Banken  
Steuern  

In den vergangenen zehn Jahren ist es den Kantonalbanken nicht gelungen, ihre Erträge nachhaltig auf den Private-Banking-Bereich auszuweiten. Die Strategie, sich von dem Kreditgeschäft unabhängig zu machen, ist nicht aufgegangen. Der Ertrag aller Kantonalbanken aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft beträgt 23 Prozent der gesamten Erlöse. Vor zehn Jahren war es noch über ein Viertel.

Das Kreditgeschäft in der Schweiz gilt als risikobehaftet. Die Kantonalbanken investierten daher in den Aufkauf von Privatbanken und stellten ganze Private-Banking-Teams ein, um das Vermögensverwaltungsgeschäft auszubauen. Denn die Vermögensverwaltung ist nicht an Kantonalgrenzen gebunden und kann durch die Akquise von neuen Kunden neue Erträge generieren. Hinzu kommt, dass das Risiko weitgehend beim Kunden liegt und daher die Bilanz der Bank nicht belastet. Daher muss es nicht mit Eigenkapital hinterlegt werden.

Das Versprechen von hohen Erträgen fand in dem Ausbruch der Finanzkrise jedoch ein abruptes Ende. Die schwierigen Bedingungen drückten die Renditen. Zudem macht die Jagd nach Steuersündern dem Private Banking massiv zu schaffen, denn sie konfrontiert den Bankensektor mit einer Welle regulatorischer Vorgaben und führt zu höheren Kosten.

Außerdem werden Anleger nervös und ziehen ihr Geld von den Konten der Kantonalbanken ab. Allein an der Grenze zu Deutschland wurden in 2012 über 20 Millionen Euro beschlagnahmt. Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen (mehr hier).

Die kleinen Banken bekommen die Auswirkungen dieser Steuerjagd am deutlichsten zu spüren. „Der einstige Private-Banking-Musterknabe unter den Kantonalbanken, die SGKB, hat die Hyposwiss aufgespalten und den Großteil der Offshore-Aktivitäten abgestoßen“, berichtet die NZZ. Der Anteil des Private Banking beträgt nur noch 30 Prozent.

Etliche Kantonalbanken haben diesen Geschäftsbereich bereits verkleinert, verkauft oder ausgelagert. Wenn sie nun ihr Private-Banking-Geschäft ganz einstellen oder gar pleitegehen, bleibt den Kunden nichts weiter mehr übrig, als sich dem großen Risiko von Banken wie UBS oder Credit Suisse auszusetzen.

Die niedrigen Zinsen der EZB machen es den Sparern unmöglich, halbwegs ertragreiche Konditionen mit den Banken zu verhandeln. Bei einem Leitzins von 0,5 Prozent und einer Inflationsrate von 2,0 Prozent kommt es einer Enteignung der Kunden gleich, wenn sie ihr Geld auf dem Gehaltskonto oder einem Sparbuch belassen (mehr hier).

Großbanken wie die Credit Suisse und die UBS gelten als too big to fail. Kunden, die ihr Geld dort anlegen, sind einem höheren Risiko ausgesetzt als bei den Kantonalbanken. Die Großbanken sind international viel stärker vernetzt und sind im giftigen Derivate-Markt aktiv.

Die Banken gelten allerdings als zu groß zum Scheitern und werden notfalls über ein Notprogramm gerettet. Dabei werden, wie im Fall Zypern bereits geschehen, auch die Sparer zur Kasse gebeten.

Auch für den Finanzstandort der Schweiz kann das dramatische Auswirkungen mit sich bringen. Der Standort verliert an Attraktivität. Das Kapital aus dem Vermögensgeschäft sucht sich andere Kanäle, denn das Bankgeheimnis in der Schweiz ist so gut wie Geschichte.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Boom-Segment aktive ETFs: BlackRock startet fünf neue Fonds
07.09.2024

Blackrocks ETF-Tochter iShares erweitert ihr Angebot in Europa um fünf neue aktive ETFs. Ziel der Fonds ist es, Anlegern kostengünstige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Flexible Arbeitszeiten: Sind Vollzeitjobs ein Auslaufmodell?
07.09.2024

Eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass nur noch eine Minderheit eine Stelle mit festen Arbeitszeiten...

DWN
Finanzen
Finanzen Derivate Erklärung: So funktionieren Zertifikate, CFDs und Optionsscheine
07.09.2024

Derivate wie Futures, Optionen, Zertifikate, Optionsscheine, Swaps und CFDs sind heftig umstritten. Einige sehen darin notwendige...

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoffprojekt in Namibia könnte KZ-Gedenkstätte gefährden
07.09.2024

Deutschland unterstützt ein Großprojekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff in Lüderitz. An diesem Ort befand sich einst das erste...

DWN
Immobilien
Immobilien Tag des offenen Denkmals: 7 ungewöhnliche Monumente in Deutschland
07.09.2024

Ob Schloss Neuschwanstein oder Siegessäule: Viele Denkmäler in Deutschland sind international bekannt. Hier werfen wir einen Blick auf...

DWN
Technologie
Technologie Stromerzeugung aus Windkraft: Die Dynamik nimmt ab
07.09.2024

Im vergangenen Jahr war Windkraft erstmals die Hauptquelle der hiesigen Stromerzeugung, weit vor Kohle. Doch in diesem Jahr ist eine...

DWN
Politik
Politik Trump-Erfolg im Schweigegeld-Prozess: Urteil erst nach US-Wahl
07.09.2024

Im New Yorker Prozess wegen Schweigegeldzahlungen von Ex-Präsident Donald Trump wird das Strafmaß erst nach der Präsidentschaftswahl...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Ungesunde Ernährung bereits bei Kleinkindern weit verbreitet
07.09.2024

Laut einer aktuellen Studie ernähren sich bereits Kleinkinder zu süß und ungesund. Wie das Max Rubner-Institut (MRI) in Karlsruhe, ein...