Finanzen

Rekord-Strafe für JPMorgan: Keine Konsequenzen für die Manager

JPMorgan muss eine Rekordstrafe von 920 Millionen Dollar an vier verschiedene Aufsichtsbehörden zahlen. Sie hat die Behörden über ihre riskanten Wetten nicht informiert, bei denen sie 6 Milliarden Dollar verlor. Konsequenzen für die Bank-Manager gibt es nicht.
20.09.2013 00:54
Lesezeit: 1 min

Die amerikanischen und britischen Behörden haben gegen JPMorgan Strafen von insgesamt 920 Millionen Dollar verhängt. Hintergrund sind Verfehlungen der Bank im Zusammenhang mit den Trading-Verlusten des „Londoner Wals“ (mehr dazu hier).

Die US-Bankenaufsicht OCC verhängte eine Strafe von 300 Millionen Dollar wegen „unsicherer und unsolider Praktiken“, berichtet die FT. Die US-Börsenaufsicht SEC verhängte eine Strafe in Höhe von 200 Millionen Dollar wegen „Mangels an wirksamer interner Kontrolle bei Finanzberichten“.

Die US-Zentralbank Federal Reserve verhängte eine Strafe von 200 Millionen Dollar, wobei auch Verfehlungen des oberen Managements beanstandet wurden, das Angelegenheiten nicht an das Direktorium von JPMorgan weitergegeben habe.

Die britische Finanzaufsicht FCA verhängte eine Strafe in Höhe von 137,6 Millionen Pfund, unter anderem weil JPMorgan nicht ordnungsgemäß mit den Aufsichtsbehörden zusammengearbeitet habe.

Die Krise bei der größten US-Bank begann, als Anfang letzten Jahres eine ihrer Investment-Abteilungen in London 6 Milliarden Dollar mit Kredit-Derivaten verlor.

JPMorgan-Chef Jamie Dimon bezeichnete das Problem im April 2012 zunächst als „Sturm im Wasserglas“. Zugleich sagte der damalige Finanzchef Doug Braunstein, die betroffenen Derivate-Positionen seien „voll transparent für die Aufseher, [die] regelmäßig Information über die Positionen erhalten“.

Doch ein US-Senatsausschuss fand heraus, dass die Bankenaufsicht OCC nichts von den betroffenen Derivate-Positionen von JPMorgan wusste. Ausschussmitglied John McCain sagte die Bank-Manager hätten die OCC „hintergangen“.

Die von den vier Aufsichtsbehörden verhängten Strafen beseitigen nun zumindest einige Unsicherheiten, die über JPMorgan hängen. Doch die Untersuchungen der Affäre um den „Londoner Wal“ durch die US-Aufsicht der Termin- und Optionsmärkte CFTC dauern an. Die CFTC wirft JPMorgan vor, den IG9 manipuliert zu haben, einen wichtigen Index für Kredit-Derivate.

Im vergangenen Monat wurden in den USA zwei frühere JPMorgan-Trader angeklagt, die zusammen mit dem „Londoner Wal“ Bruno Iksil für den Trading-Verlust verantwortlich sein sollen. Sie sollen Verluste von mehreren Millionen Dollar verheimlicht haben. Iksil selbst nimmt eine Kronzeugenregelung in Anspruch (hier).

Die Bank-Manager haben keine Strafen durch die Behörden zu erwarten – auch nicht JPMorgan-Chef Jamie Dimon, der offenbar sogar im Senatsausschuss gelogen hat. Auch intern gibt es für die verwickelten Manager trotz massiven Trading-Verlusten und Geldstrafen keine Konsequenzen. Die durch das riskante Vorgehen der Banker erzielten Profite scheinen es zu rechtfertigen.

Seit der Affäre um den Londoner Wal vor einem Jahr ist das zur Spekulation verfügbare Geld bei JPMorgan auf 500 Milliarden Dollar gestiegen. Denn den 1,2 Billionen Dollar in Einlagen stehen nur 700 Milliarden Euro an vergebenen Krediten gegenüber (hier).

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