Der IWF hat erstmals ein Gutachten zur Stabilität des EU-Finanzsektors vorgelegt. Darin benennt er die drei seiner Ansicht nach größten finanziellen Risiken, vor denen die EU heute steht. Erstens drohe ein weiterer Rückgang der Wirtschaft. Dieser würde die Bilanzen sowohl der Banken als auch der Staaten verschlechtern, so der IWF-Bericht.
Zweitens könnten Probleme bei der Kreditvergabe der Banken untereinander zu Liquiditätsengpässen führen. Das Vertrauen der europäischen Banken untereinander ist massiv angeschlagen (mehr hier).
Als drittes Risiko für den EU-Finanzsektor nennt der IWF einen weiteren größeren Preisrückgang bei den Assets der Banken. Griechische und portugiesische Banken hätten massive Verluste hinnehmen müssen, da sie in großem Umfang Staatsanleihen hielten. In Irland und Spanien hingegen seien die Verluste des Finanzsystems durch geplatzte Immobilienblasen in diesen Ländern ausgelöst worden, so der Bericht.
Und noch immer drohe die Gefahr, dass ein Preisverfall bei den Immobilien die Bilanzen europäischer Banken aus dem Gleichgewicht bringt. Zwar nennt der IWF-Bericht weder Banken noch Staaten beim Namen. Doch die Immobilienpreise fallen heute auch in Staaten, die bisher nicht betroffen waren. In den Niederlanden hat dies bereits zur Verstaatlichung der SNS Reaal Bank geführt (mehr hier).
Auch in Frankreich fallen die Immobilienpreise. Und bereits Ende letzten Jahres warnte Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret, es könne auch in Deutschland zu Immobilienblasen kommen (mehr hier).
Aufgrund der anhaltenden Probleme des Finanzsystems fordert der IWF nun eine neuerliche Runde von Stresstests für die Banken in der EU. Zudem sollten die Staaten weitere Kompetenzen an die EU abgeben. Die gemeinsame EU-Finanzaufsicht (SSM) solle starke Vollmachten erhalten. Sie solle alle Banken der Eurozone regulieren, „um die gemeinsame Währung aufrechtzuerhalten“, so der IWF.
Doch die krasseste Forderung des IWF ist die Schaffung „eines gemeinsamen Systems zum Krisenmanagement, zur Einlagensicherung, zur Finanzaufsicht und zur Bankenabwicklung“. Dies würde bedeuten, dass die Steuerzahler in der gesamten EU für alle Banken innerhalb der EU geradestehen müssten. Dies hatte kürzlich auch EZB-Chef Mario Draghi gefordert (mehr hier).