Das türkische Wirtschaftswachstum ist 2012 im Vergleich zum Vorjahr um 6,6 Prozent auf 2,2 Prozent zurückgegangen. Das ist ein für ein Schwellenland mit einer derart jungen Bevölkerung ein erstaunlich schlechter Wert. Ausschlaggebend seien den Berichten des Türkischen Statistikamts (TÜIK) zufolge die schwache Binnen-Nachfrage und die Schulden-Krise in Europa gewesen. 2011 lag das türkische Wirtschaftswachstum in Höhe von 8,8 Prozent weltweit noch - nach China mit 9,4 Prozent - auf Platz 2.
Offenbar haben sich die Nachfrage-Ausfälle der Privat-Haushalte der Europäer nach Waren, auch auf türkische Export-Unternehmen ausgewirkt. Denn der prozentuale Anteil des Handels am Wachstum 2012 betrug nur 0,1 Prozent.
Im vierten Quartal 2012 hatte das Land eine Wachstumsrate des Brutto-Inlands-Produkts (BIP) in Höhe von 1,4 Prozent vorzuweisen. Doch die durchschnittliche Erwartung für das vierte Quartal lag zu Beginn des Jahres noch bei 2,7 Prozent. Das Ergebnis ist als niedrigste quartals-abhängige Wachstumrate seit 2009 einzustufen.
Eine rasche Trendwende ist wegen der Überschuldung der türkischen Privat-Haushalte nicht zu erwarten. Die jungen Türken sind offenbar mit verschiedenen Lockangeboten wie Null-Zins-Darlehen und Ähnlichem bereits massiv in die Schuldenfalle gelockt worden - zwei Millionen türkische Jugendliche müssen mit der Zwangsvollstreckung rechnen. Die gigantischen Wachstumsraten der vergangenen Jahre sind offenkundig auf diese lockere Geldpolitik zurückzuführen.
Die türkische Zentralbank versucht seit einigen Monateg gegenzusteuern, um eine Überhitzung und die weitere Ausbildung von Blasen zu verhindern. Auch wenn es nur ein schwacher Trost ist: Im Hinblick auf ein überzogenes Wachstum sind die Maßnahmen der Zentralbank als Erfolg zu werten.