Politik

Investoren attackieren Peking: „China manipuliert seine Zahlen“

Chinas Exportanstieg sorgt für Skepsis unter Investoren. Es mehren sich die Belege dafür, dass die offiziellen chinesischen Daten die Wirtschaft des Landes zu positiv dastehen lassen. Auch die chinesische Politik hat bei lokalen Regierungen und bei Unternehmen Anreize dafür gesetzt, geschönte Daten zu melden.
14.01.2013 12:17
Lesezeit: 2 min

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Chinas unerwarteter Exportanstieg im Dezember um 14,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat ist unglaubwürdig, zitiert Bloomberg Analysten von Goldman, UBS und Australia & Zealand (ANZ). Die chinesische Statistik passe nicht zu den Güterbewegungen durch Importe und Exporte bei den Handelspartnern der Chinesen. Ein geringerer Anstieg der Exporte könnte ein Anzeichen dafür sein, dass die wirtschaftliche Erholung in China schwächelt.

„Chinas Einfluss auf die Weltwirtschaft ist größer geworden, daher brauchen nicht nur chinesische Politiker, sondern auch Unternehmer und der Rest der Welt bessere Daten“, sagte Liu Li Gang von ANZ. Unzuverlässige Daten aus der zweitgrößten Wirtschaft der Welt „könnten eine negativen Einfluss auf die Verteilung der Ressourcen und die Unternehmensplanung haben“.

Liu Li Gang und Louis Lam veröffentlichten gerade eine Studie, welche die Zweifel an den chinesischen Daten bestätigt. Sie fanden nämlich heraus, dass die Daten zum BIP, zur Industrieproduktion, zu Investitionen und zur Inflation nicht das Benfordsche Gesetz bestanden hätten. Dieses Gesetz macht Aussagen über Eigenschaften von natürlich entstandenen Datenreihen. Dass die offiziellen Daten diese Eigenschaften nicht aufweisen, deutet auf Manipulation hin.

Das chinesische Wirtschaftswachstum im vierten Quartal lag bei 7,8 Prozent, so Bloomberg. Im Quartal davor hatte das Wachstum mit nur 7,4 Prozent ein Dreijahrestief erreicht. Diese Werte bezeichneten Analysten von Standard Chartered als „zu gut, um wahr zu sein“, wenn man sie mit der Abschwächung bei der Stromproduktion und dem Einkaufsmanagerindex vergleiche.

Die chinesischen Exporte hätten im Dezember voraussichtlich nur um circa 5 Prozent zugelegt, nach 2,9 Prozent im November, so Bloomberg. Dieser Exportanstieg im Vergleich zum Vormonat ist zwar geringer als offiziell vermeldet, ist aber dennoch deutlich. Dies könnte daran liegen, dass die Regierung mit ihrer Zielvorgabe von 10 Prozent Exportanstieg Druck gemacht hat, vermutet Goldman Sachs. Denn es könne zu vorzeitigen Exporten gekommen sein, „um die jährlichen Exportergebnisse zu verbessern“.

Wie Exportdaten manipuliert werden können, zeigt das chinesische Unternehmen Shenzhen Global. Es bietet die Verzollung und andere Dienste an, darunter eine „Ein-Tagestour“, zitiert Bloomberg Lin Yongtai, einen Manager des Unternehmens. Das heißt, Shenzhen Global fährt Güterwagen in Lager in zollfreien Zonen. Dort geht die Ware durch den Zoll, sodass die Unternehmen eine Erstattung der Mehrwertsteuer auf Exporte erhalten. Schließlich fahren die Güterwagen zurück zum ursprünglichen Unternehmen. Dessen Waren haben nun den Importstempel, wodurch auch höhere Preise erzielt werden können. Doch tatsächlich verlassen die Waren niemals das Land.

„Ein armer Bauer kann so tun, als hätte er jeden Tag tausend Yuan Umsatz. Aber die Leute finden später heraus, dass er nur einen Bullen zum Verkauf hat – er holt den Bullen jeden Morgen heraus und bringt ihn jeden Abend zurück“, sagte Lin. „Dasselbe gilt für einen Teil des chinesischen Außenhandels.“

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