Politik

SNB warnt vor Krise, Schweizer Exporte unter Druck

Lesezeit: 2 min
23.06.2013 23:17
Die Schweizerische Nationalbank erkennt schwerwiegende Risiken für die Schweizer Wirtschaft. Sie hält daher am Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro fest, um die Exportwirtschaft des Landes zu stärken. Doch gegen die Folgen der schwachen Weltwirtschaft kann die SNB letztlich wenig ausrichten.
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Die schwache Weltwirtschaft gefährde die Exporte der Schweizer Wirtschaft, warnt die Schweizerische Nationalbank (SNB). Die realen Exporte der Schweiz sanken im Mai um 5,2 Prozent. Vor allem die Uhrenindustrie musste Verluste hinnehmen.

Die SNB hält unverändert am Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro fest. Sie kündigte an, diesen Mindestkurs wenn nötig durch den Kauf ausländischer Devisen in unbeschränkter Höhe durchzusetzen. Denn eine Aufwertung des Frankens würde die Preisstabilität gefährden und hätte schwerwiegende Folgen für die Schweizer Wirtschaft, so die SNB.

Das reale Schweizer Bruttoinlandsprodukt stieg im ersten Quartal deutlich an. Für das zweite Quartal erwartet die Nationalbank jedoch eine spürbare Abschwächung des Wachstums. Daher ergebe sich für 2013 insgesamt nur ein Wachstum von 1 bis 1,5 Prozent. Die Risiken für die Schweizer Wirtschaft blieben hoch.

Ursache für das niedrige Wachstum in der Schweiz sei vor allem die unerwartet schwache Entwicklung der Weltwirtschaft im ersten Quartal, so die SNB. In der Eurozone habe sich die Rezession fortgesetzt, in den USA sei die Erholung zögerlich geblieben und auch in China habe die Konjunktur an Kraft verloren.

Eine weitere Abschwächung der globalen Konjunkturdynamik könne nicht ausgeschlossen werden, so die SNB. Die weitere Entwicklung der Finanz- und Staatsschuldenkrise in der Eurozone bleibe ungewiss. Und an den globalen Finanzmärkten könnten jederzeit erneute Anspannungen auftreten. Angesichts der andauernden Phase außerordentlich tiefer Zinsen bestehe zudem die Gefahr, dass die Ungleichgewichte am Schweizer Hypothekar- und Immobilienmarkt zunehmen.

Für 2013 erwartet die Nationalbank eine Inflation von minus 0,3 Prozent, die durch den niedrigeren Ölpreis leicht gedämpft werde. Für die Jahre 2014 und 2015 prognostiziert sie eine Inflation von 0,2 beziehungsweise 0,7 Prozent. In den kommenden Jahren werde die Inflation in der Schweiz somit sehr tief bleiben.

Aufgrund der schwachen Nachfrage in Europa und in Nordamerika sind die Schweizer Exporte im Mai geschrumpft. Während die Importe im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1 Prozent zulegten, gaben die Exporte nominal um 0,9 Prozent nach, berichtet die Eidgenössische Zollverwaltung. Auf realer Basis sanken die Ausfuhren gegenüber dem Mai des Vorjahres sogar um 5,2 Prozent. Die Schweizer Außenhandelsbilanz wies dennoch einen enormen Überschuss von 2,2 Milliarden Franken aus.

Die Schweizer Exporte in europäische Länder gingen um 1 Prozent zurück. Dies liegt vor allem daran, dass die Ausfuhren nach Deutschland um 13 Prozent zurückgingen. Nach Nordamerika wurden 3 Prozent weniger exportiert. Die Ausfuhren nach Asien legten hingegen um 1 Prozent zu. Deutliche Zuwächse um 11 Prozent verzeichneten die Schweizer Exporteure in Lateinamerika, vor allem wegen der hohen Nachfragesteigerung in Brasilien.

Die größten Exporteinbußen verzeichnete die Uhrenbranche mit einem Minus von 3,9 Prozent. Dazu trugen vor allem die Rückgänge in den wichtigen Exportmärkten Hongkong (-15,7%) und China (-19,4%) bei. Bereits in den vergangenen Monaten hatte dort die verstärkte Korruptionsbekämpfung die Nachfrage nach Uhren und anderen Luxusgütern stark gedämpft.

Relativiert wird der Exportrückgang bei den Uhrenmachern allerdings durch die hohen, zweistelligen Zuwachsraten in den Vorjahren sowie durch die Tatsache, dass die Chinesen zwar weniger im Inland, aber umso mehr im Ausland einkaufen. Dies erklärt möglicherweise, weshalb die Ausfuhren der Schweizer Uhrenhersteller nach Italien (+4,7%) und Deutschland (+8,4%) auch im Mai weiter zugenommen haben. Immerhin ergibt sich für die Uhrenbranche seit Jahresanfang noch ein Exportplus von 1,7 Prozent.

Anders als in den Monaten zuvor erwies sich die wichtigste Schweizer Exportbranche, die Chemisch-Pharmazeutische Industrie, mit einem Rückgang der Ausfuhren um 0,3 Prozent nicht als Wachstumsstütze. Auch die Exporte der Maschinen- und Elektroindustrie gingen um 0,9 zurück. Die Hersteller von Präzisionsinstrumenten (+8,3%) und die Kunststoffindustrie (+4,8%) konnten ihre Auslandabsätze hingegen deutlich steigern.


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