Politik

Monte dei Paschi: Italien will älteste Bank der Welt mit faulen Tricks retten

Der Rettungsplan für MPS wurde noch unter dem damaligen Premier Mario Monti verabschiedet. Die EU kritisiert unter anderem die geplanten hohen Manager-Gehälter. Unter diesen Bedingungen dürfe kein Steuergeld an die Bank fließen.
29.07.2013 10:58
Lesezeit: 1 min

Brüssel fordert, dass der Rettungsplan für Monte dei Paschi di Siena (MPS) im Hinblick auf Manager-Gehälter, Kostenreduzierung und Gläubigerbehandlung überarbeitet wird. Sonst werde man das italienische Bailout der drittgrößten Bank des Landes im Umfang von 3,9 Milliarden Euro nicht zulassen.

Der EU-Wettbewerbs-Kommissar Joaquín Almunia sagte Italien, dass der vorgeschlagene Rettungsplan für die 500 Jahre alte Bank nicht annehmbar sei, berichtet die FT. Dem italienischen Finanzminister Fabrizio Saccomanni sagte Almunia, dass die EU eine komplette Untersuchung einleiten werde, wenn es keine „dringlichen“ Änderungen an dem Rettungsplan gebe. Eine solche Untersuchung würde sechs Monate dauern und könnte dazu führen, dass Italien Strafen zahlen muss oder dass die Staatskredite von MPS zurückgezahlt werden müssen.

„Um der Bank zu ermöglichen, ihre Lebensfähigkeit wiederherzustellen, muss der bestehende Rettungsplan noch verbessert werden“, so der EU-Kommissar. So müssten die Kosten reduziert werden und mehr Geld für mögliche Verluste zurückgestellt werden. Auch die Börsengeschäfte, die massenhaften Ankäufe italienischer Staatsanleihen, die Schuldenrückkaufprogramme und die Manager-Gehälter werden von Almunia als Probleme benannt.

Der Wettbewerbskommissar kritisiert auch Äußerungen Roms, das drohende Ende der billigen EZB-Kredite (LTRO) sei eine „zusätzliche Belastung“ und sollte in die Berechnung der Strafmaßnahmen im Zusammenhang mit den staatlichen Krediten einfließen. Almunia sagt, die Banken sollten sich vielmehr darauf einstellen, dass die LTRO-Kredite irgendwann auslaufen werden.

Im italienischen Rettungsplan wird die weitere Auszahlung bestimmter Anleihehalter vorgeschlagen, die normalerweise von der EU nicht zugelassen werden, wenn staatliche Hilfskredite fließen. Die Auszahlung der Gläubiger müsse „bis zum maximal rechtlich möglichen verhindert werden“, so Almunia. Ein solcher Gläubiger ist die Stiftung Fondazione Monte dei Paschi, deren Vermögen massiv zurückgegangen ist.

Auch die Manager-Gehälter werden von Brüssel kritisiert. Sie überstiegen deutlich, was bisher von der EU-Kommission in vergleichbaren Fällen zugelassen worden sei, so Almunia. Die EU verlangt normalerweise ein maximales Spitzengehalt des 15-fachen des nationalen Durchschnittsgehalts. Die MPS-Banker dürften daher nicht mehr als 420.000 Euro pro Jahr verdienen.

Der Rettungsplan für MPS in seiner jetzigen Form wurde vom italienischen Parlament im Dezember 2012 bestätigt. Damals war Mario Monti italienischer Premier. Später wurde bekannt, dass schon damals gegen das frühere Management der Bank ermittelt wurde. Ihm wurden Betrug im Derivatehandel mit ausländischen Banken und andere Finanzverbrechen vorgeworfen.

Eine genaue Prüfung von MPS durch die EU könnte die Sorgen über das italienische Bankensystem neu entfachen. Italiens Regierung unter Führung der Demokratischen Partei (PD) hat enge Verbindungen zu MPS. Auch EZB-Chef Mario Draghi, der die italienische Zentralbank bis 2011 leitete, ist in den Skandal verwickelt (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Teilzeit boomt: Deutschland zählt zu den EU-Spitzenreitern
17.06.2025

Beschäftigte in Deutschland liegen in Sachen Teilzeit mit an der Spitze in der EU. 2024 arbeiteten hierzulande 29 Prozent der...

DWN
Panorama
Panorama Großes Bangen in Regensburg: CSD unter Bedrohungslage neu geplant
17.06.2025

Die Zahl queerfeindlicher Angriffe in Deutschland steigt. Nun ist auch der Christopher Street Day (CSD) in Regensburg von einer...

DWN
Politik
Politik Trump verlässt G7 vorzeitig: Drohende Nahost-Eskalation im Fokus
17.06.2025

Mit einem überraschenden Abgang beim G7-Gipfel wirbelt Trump das hochrangige Treffen durcheinander. Kurz nach der Abreise hinterlässt er...

DWN
Politik
Politik US-Anspruch auf Grönland: Der stille Bruch im westlichen Bündnis
17.06.2025

Die USA werfen Dänemark vor, ein schlechter Verbündeter zu sein – weil es Grönland nicht energisch genug verteidigt. Doch hinter der...

DWN
Politik
Politik Putins Ökonom mit Wall-Street-Vergangenheit: Die stille Macht des Kirill Dmitriev
17.06.2025

Vom Harvard-Absolventen zum Architekten von Putins Kriegsökonomie: Kirill Dmitriev spielt eine zentrale Rolle in Moskaus Konfrontation mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rüstungsboom und Inflation: Gefahr für die Wirtschaft oder unterschätzte Chance?
17.06.2025

Zentralbanken fürchten neue Inflationsrisiken durch Verteidigungsausgaben. Doch Produktivitätsschübe könnten den Preisdruck dämpfen...

DWN
Politik
Politik IfW-Analyse: Europa verstärkt Ukraine-Hilfe deutlich
16.06.2025

Die europäische Ukraine-Hilfe hat in den vergangenen Monaten stark zugenommen – doch nicht überall im gleichen Maß. Während die USA...

DWN
Politik
Politik Einbürgerungsantrag: Entscheidung dauert mitunter Jahre
16.06.2025

Die Entscheidung über einen Einbürgerungsantrag kann lange dauern – warum profitieren bislang nur wenige von der verkürzten Frist? Wie...