Politik

EU-Parlament: 16 Millionen Euro aus Steuermitteln zur System-Erhaltung

16 Millionen Euro muss der europäische Steuerzahler berappen, um Martin Schulz und seine Kollegen im Wahlkampf um den neuen EU-Kommissions-Präsidenten zu unterstützen. Es geht nicht um Demokratie, sondern um einen Machtkampf.
12.09.2013 15:44
Lesezeit: 2 min

Im kommenden Jahr sind in der EU lukrative neue Posten zu besetzen. Der Kommissions-Präsident wird neu gewählt. Der Deutsche Martin Schulz hat sich selbst in die Pole-Position gebracht.

Anders als früher, wo die Regierungs-Chefs den Kommissions-Präsidenten freihändig bestimmt haben, kann das EU-Parlament künftig ein gewichtiges Wort mitreden.

Der erstmals greift der Modus aus dem Vertrag von Lissabon von Ende 2009. In Artikel 17 Absatz 7 heißt es:

 „Der Europäische Rat schlägt dem Europäischen Parlament nach entsprechenden Konsultationen mit qualifizierter Mehrheit einen Kandidaten für das Amt des Präsidenten der Kommission vor; dabei berücksichtigt er das Ergebnis der Wahlen zum Europäischen Parlament. Das Europäische Parlament wählt diesen Kandidaten mit der Mehrheit seiner Mitglieder.“

Aktuell sind die 765 Abgeordneten des EU-Parlaments auf sieben Fraktion verteilt. Neben den Christdemokraten (275 Sitze) und den Sozialdemokraten (195 Sitze) gibt es fünf kleinere Fraktionen und 29 fraktionslose Abgeordnete. Je mehr Parteien im kommenden den Sprung ins Parlament schaffen, desto schwieriger wird es für eine von den etablierten Parteien vorbestimmten Kandidaten.

Um sicherzustellen, dass der Kandidat wirklich aus dem Kreis der System-Getreuen kommt, ist es für die Parteien wichtig, dass die Wahlbeteiligung bei der EU-Wahl nicht zu gering ausfällt. Dies würde die kleinen Parteien stärken - und diesen könnten gesetzten Favoriten wie Martin Schulz in die Suppe spucken.

Um dies zu verhindern, greift das EU-Parlament den Steuerzahler ordentlich in die Tasche.

16 Millionen Euro für eine Abwehrschlacht.

In dieser Woche hat die EU nämlich eine Kampagne gestartet, mit der sie die Bürger Europas aufruft, sich massenweise als Stimmvieh zur Schlachtbank führen zu lassen sich mit Begeisterung an der EU-Wahl im kommenden Mai zu beteiligen.

Die Abwehrschlacht, die 16 Millionen Euro kosten wird, ist die Reaktion auf eine beunruhigende Umfrage der letzten Wochen. Danach glauben weniger als 40 Prozent der Europäer, dass ihre Stimme in der EU zählt.

Die EU fürchtet, dass die Krise und eine erneut geringe Wahlbeteiligung den kleinen Parteien in die Hände spielen könnten. An der letzten Europa-Wahl im Jahr 2009 gaben nur 42 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab.

Wenn die Wahlbeteiligung weiter sinkt, dann wäre das ganz schlecht für die etablierten Parteien. Die Wahl des Kommissions-Präsidenten könnte dann zu einem echt demokratischen Vorgang zum Vabanque Spiel werden.

Und das wollen die Kämpen um Martin Schulz natürlich nicht.

Daher greifen sie in den Steuertopf, damit alles bleibt, wie es ist.

„Wir haben eine starke Botschaft: Machen Sie Ihr von Ihrem Recht zu wählen Gebrauch!“, zitiert EUobserver die griechische Sozialistin Anni Podimata. Die einzige Möglichkeit, die Entscheidungsfindung in der EU zu legitimieren und zu beeinflussen, sei das EU-Parlament.

Die Kampagne soll vier Phasen haben. In der ersten werden die legislativen Befugnisse der EU-Abgeordneten erklärt. In der zweiten Phase, die im Oktober startet, sind „interaktive Events“ in europäischen Städten geplant, die sich auf Schlüsselthemen wie Arbeitsplätze und die Wirtschaft.

Die dritte Phase mit dem Slogan „Handeln. Mitmachen. Bewegen.“ wird im Februar starten. Die Aussage dabei sei: „Gehen Sie wählen!“, sagte österreichische EU-Abgeordnete Othmar Karas. „Wir betrachten es als eine Verpflichtung zu erklären, warum Ihre Stimme wichtig ist.“

Die vierte und letzte Phase wird erst nach den Europa-Wahlen vom 22. bis 25. Mai stattfinden. Darin werden die Bürger über die Wahl ihres neuen EU-Kommissionspräsidenten informiert.

„In Europa hat jede Meinung ihre faire Chance. Was Sie bewegt, bestimmt die Beschlüsse des Europäischen Parlaments. Sie haben die Macht zu entscheiden“, heißt es in einem Video der Kampagne.

Ein weiteres Video sagt: „Dieses Mal ist es anders.“

Die Ironie der Geschichte: Wenn es den etablierten Parteien nicht gelingt, die Bürger Europas zu mobilisieren, könnte dieser Slogan sogar zutreffen.

Allerdings ganz anders, als Schulz & Co. es gerne hätten.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Xi Jinping empfängt deutsche Wirtschaftsbosse: Droht die Abwanderung der Wirtschaft nach China?
13.04.2025

Die Rahmenbedingungen in Deutschland sind für Unternehmen zunehmend unwirtschaftlich: Energiekosten und Steuern sind hoch, die Bürokratie...

DWN
Panorama
Panorama Marine: Erste deutsche Frau als U-Boot- Kommandantin in strategischer Mission unterwegs
13.04.2025

Claudia Neben ist Deutschlands erste U-Boot-Kommandantin: Wochenlang ist sie auf Mission – ohne Verbindung zur Heimat. Mit 35 Jahren...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eine Geldfrage: Was kann ich tun, wenn ich bei einer Gehaltserhöhung übergangen werde?
13.04.2025

Strategische Verhandlungen sind der Schlüssel zum Erfolg – erfahren Sie hier, wie Sie Ihre Gehaltserhöhung erfolgreich durchsetzen.

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis aktuell: Der arme Cousin des Goldes – warum die Silber-Preisentwicklung nicht mitzieht
13.04.2025

Während der Goldpreis zuletzt neue Allzeithochs erklomm und Investoren in aller Welt in seinen sicheren Hafen strömten, hat sich der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trump-Zölle treffen Silicon Valley: iPhone für 2.300 Dollar?
13.04.2025

Die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle haben für gewaltige Verwerfungen im Silicon Valley gesorgt und die Aktien der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Molkerei der Zukunft: Arla fusioniert mit Deutschlands größtem Molkerei-Riesen DMK
13.04.2025

Der dänische Molkereikonzern Arla hat bekanntgegeben, dass er mit der deutschen DMK Group fusionieren wird. Durch die Fusion entsteht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwarzarbeit auf der Baustelle: Razzia bei Baufirmen
13.04.2025

In einer koordinierten Großrazzia ist der Zoll gegen eine mutmaßliche Schwarzarbeitsbande im Baugewerbe vorgegangen. Die Wohn- und...

DWN
Technologie
Technologie Energieversorgung durch „Green Deal“? Europa braucht Sicherheit durch eine gemeinsame Energieunion
13.04.2025

Europas Wettbewerbsfähigkeit steht auf dem Spiel - nicht durch Politik, sondern durch Energie. Warum die EU jetzt eine echte Energieunion...