Der Solidaritätsfonds, den das Zypriotische Parlament am Freitag zusammen mit Kapitalverkehrs-Kontrollen beschlossen hat, wirft Fragen auf: Welche Funktion hat er noch, wenn er von der Troika abgelehnt wird? Da diese Schuldverschreibungen dann international gar nicht handelbar sind, können sie nur innerhalb Zyperns als Zahlungsmittel eingesetzt werden. Damit wird deutlich, dass die Papiere eine ganz andere Funktion haben könnte: Sie könnten als besichertes Zahlungsmittel einer zukünftigen neuen zypriotischen Währung dienen.
Ein historisches Beispiel hierfür ist die Rentenmark, die in Deutschland nach der Hyperinflation im Jahr 1923 wieder Vertrauen in die deutsche Währung herstellen sollte.
Auch hier wurde die Rentenmark durch eine Grundschuldbesicherung garantiert. Das Problem jeder Papiergeldwährung beruht ja darauf, dass diese, um als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel akzeptiert zu werden, ein glaubwürdiger Wertanker klassischer Weise wie Gold oder Silber voraussetzt. Der Staat hat schließlich seine Glaubwürdigkeit, den Wert seiner Währung zu garantieren, verloren. Genau diese Aufgabe soll möglicherweise der Solidaritätsfonds in Zypern übernehmen.
Die zypriotische orthodoxe Kirche ist der größte Grundbesitzer des Landes. Sie genießt vergleichsweise hohes Vertrauen in der zypriotischen Bevölkerung. Deren oberster Vertreter in Zypern fordert öffentlich den Austritt Zyperns aus der Währungsunion.
Wenn also Zypern so oder so im Laufe der kommenden Woche die Währungsunion verlassen sollte, dann müsste man ja schlagartig eine Währungsreform durchführen. Zu diesem Zwecke kann der Solidaritätsfonds dienen.
Um Vertrauen in diese neue heimische Währung herzustellen, werden die neuen Zahlungsmittel durch den Solidaritätsfonds besichert. Mithin ist die Errichtung des Solidaritätsfonds zumindest die Option, die sich Zypern geschaffen hat, um einen Austritt aus der Währungsunion zu bewerkstelligen und das dadurch drohende Chaos im Land zu verhindern. Warten wir es also ab, ob diese Karte gezogen werden wird.