Zypern hätte am besten nie dem Euro beitreten sollen, kritisiert Gylfi Magnusson, der ehemalige Wirtschaftsminister Islands (zwischen 2009 und 2010). Er war verantwortlich, als Island vor dem Zusammenbruch des eigenen Bankensystems stand und sich entscheiden musste, ob es die Banken des Landes rettet oder nicht. Im Interview mit dem EUObserver kritisiert er die jetzige Krisenpolitik der Troika scharf. Die Krisen in Island und Zypern sind sich sehr ähnlich. Die isländische Antwort zeigt jedoch Erfolge – in Zypern wird man darauf wenn überhaupt noch sehr lange warten müssen (hier).
Kapitalverkehrskontrollen Gift für die Wirtschaft
Die eingeführten Kapitalkontrollen sind Magnusson zufolge sehr viel schwerwiegender als es in Island der Fall war. Dort waren nur ausländische Investoren von den Einschränkungen betroffen. Wohingegen in Zypern auch die täglichen Transaktionen für Unternehmen und ganz normale Bürger den Kontrollen unterworfen wurden. Zwar werde Zypern seine Kapitalverkehrskontrollen wahrscheinlich schneller wieder aufheben als Island, wo die Bürger ihr Geld noch heute nicht uneingeschränkt in ausländische Währungen umtauschen können. „Aber die derzeitigen Einschränkungen in Zypern sind sehr viel schädlicher für die inländische Wirtschaft als jene Islands“, sagte Magnusson.
Zypern wäre ohne Euro besser dran
Als außenstehender Beobachter, so Magnusson weiter, wirke die europäische Antwort auf die Zypern-Krise „planlos und improvisiert“. Zuerst „eine schlechte Idee und dann noch eine – dass wird nicht dabei helfen, das Vertrauen in das System aufzubauen.“ Angesichts der bevorstehenden harten Krisenjahre und keiner Möglichkeit auf eine Währungsabwertung wie in Island, wäre Zypern ohne Euro besser dran, sagte Magnusson.
„Zum momentanen Zeitpunkt würde ich Zypern keinen Austritt aus der Eurozone raten, auch wenn der Beitritt nachträglich ein Fehler war“, so der ehemalige Wirtschaftsminister Islands. Jetzt müssten die Voraussetzungen geschaffen werden, um die Kapitalverkehrskontrollen für Einheimische so schnell wie möglich wieder aufheben zu können. „Die Last der Krisenbewältigung muss von den Schultern der unfair zur Kasse gebetenen Zyprioten genommen und eine faire Beteiligung der Verursacher eingefordert werden”, sagte Magnusson. Zu diesen Verursachern gehört aus seiner Sicht vor allem jene Sorte von Steuerflüchtlingen, die nun auch durch die Offshore-Leaks unter Druck geraten ist.