Von April bis Juni ist das schwedische BIP um 0,1 Prozent geschrumpft. Noch im Quartal zuvor gab es ein Wachstum von 0,6 Prozent. Das jährliche Wachstum ist damit um 1,1 Prozent gesunken und beträgt nur noch 0,6 Prozent. Das ist unerwartet, denn einer Umfrage von Bloomberg zufolge sollte die Wirtschaft Schwedens eigentlich um 0,1 Prozent pro Quartal wachsen.
Trotz der schwachen Zahlen werde Kurs der Geldpolitik nicht geändert, sagte Tobjoern Isaksson, Chaf-Analytiker bei der schwedischen Nordea Bank. Wenn man „das erste und zweite Quartal zusammen betrachtet, zeigt sich ein leichtes Wachstum“, so Isaksson. Die schwedische Zentralbank will die Kreditzinsen im Herbst wieder erhöhen, wenn die Wirtschaft sich im zweiten Halbjahr wieder erholt.
Wie die meisten Staaten in Europa ist auch Schweden stark vom europäischen Binnenmarkt abhängig. Einem Bericht des IWF zufolge wird sich die Lage weiter verschlimmern. (mehr hier). Die Exporte sind im zweiten Quartal um gesunken (-0,8%). Auch der private Konsum ging zurück, wenn auch nur leicht (-0,1%).
Die Zentralbank erwartet einen Schub durch das produzierende Gewerbe. Dieser wird jedoch durch Schulden finanziert. Finanzminister Anders Borg sagte, die Regierung müsse die Wirtschaft im nächsten Jahr weiter ankurbeln. Bereits dieses Jahr gibt sie 23 Milliarden Kronen (etwa 2,7 Milliarden Euro) für Infrastrukturprojekte und Forschung aus.
Auch die Senkung der Unternehmenssteuer von 26,3 auf 22 Prozent wird damit erkauft. Aufgrund der hohen Steuerlast können Unternehmen in Skandinavien oft nur in der Schattenwirtschaft profitabel funktionieren (mehr hier).
Durch die Senkung der Unternehmenssteuer erhofft sich die Regierung positive Effekte auf dem Arbeitsmarkt. Im Mai sind in Schweden schwere Unruhen ausgebrochen. Die steigende Arbeitslosigkeit bei den Einwanderern setzt die Regierung unter Druck (mehr hier). Autos und Schulen wurden angezündet (hier).
Die Arbeitslosigkeit in Schweden liegt bei acht Prozent und ist im Vergleich zum Vormonat leicht nur gestiegen. Der schwedische Premier zeigte sich jedoch besorgt. „Die langwierige Krise hinterlässt tiefe Narben und die Erholung in Europa hat Schwierigkeiten, Fahrt aufzunehmen“, sagte Borg in einem Statement.