Lesezeit: 1 min
16.09.2013 00:30
Peer Steinbrück (SPD) ist Bundestagsabgeordneter. Er ist stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union und im Ausschuss für Kultur und Medien.
Peer Steinbrück (SPD)

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Welchen Weg soll die EU einschlagen: Mehr Abgabe von Souveränität an Brüssel oder Rückgabe von Souveränität an die Nationalstaaten, wie von den Briten gefordert?

Ich sehe keine Renationalisierung in einer Welt, in der sich wirtschaftlich, demographisch und politisch Gewichte zu unseren Ungunsten verschieben. Europa ist nicht nur die Antwort auf die Katastrophen des 20. Jahrhunderts, sondern genauso auf die Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Für mich gilt dabei das Prinzip der Subsidiarität: Der Nationalstaat erfüllt die Aufgaben, die er lösen kann. Die Probleme, die er nicht selbst lösen kann, sollten wir gemeinsam europäisch angehen. Brüssel muss sich keine Gedanken um das deutsche Sparkassen- und Genossenschaftswesen machen. Wohl aber um Felder, die vor nationalstaatlichen Grenzen keinen Halt machen. Ich plädiere dafür, dass wir über das Instrument der verstärkten Zusammenarbeit einer Gruppe von Mitgliedsstaaten nachdenken, die das Tempo auf bestimmten Feldern vorgeben kann. Bei der Finanzmarkttransaktionssteuer ist das ja schon der Fall.

Soll es eine gemeinsame Haftung für die Schulden geben, oder soll jeder Nationalstaat für seine eigenen Schulden haften?

Wir befinden uns bereits in einer Haftungsunion und zwar knietief – das traut sich Frau Merkel nur nicht zu sagen. In dem Moment, als die EZB im Mai 2010 die erste griechische Staatsanleihe aufgekauft hat, wurde eine Haftungsgemeinschaft gegründet. Wenn diese und all die anderen Staatsanleihen nicht oder nur teilweise zurückgezahlt werden können, haftet Deutschland mit 27 Prozent. Ich sage ganz klar: Es wird Deutschland Geld kosten, dieses Europa zusammenzuhalten. Frau Merkel muss endlich erklären, ob nach der Wahl ein neues Hilfspaket für Griechenland aufgelegt werden soll und ob sie wirklich zulassen wird, dass Banken auf direktem Weg Geld europäischer Steuerzahler erhalten.

Sparen geht am besten durch effizienten Einsatz von Steuergeldern. Sind Sie dafür oder dagegen, dass Behörden und Politiker, die nachweislich Steuergelder verschwendet haben, dafür auch bestraft werden sollen, etwa durch ein Bußgeld?

Ich spreche keinem Politiker ab, sich verantwortungsbewusst um das Geld der Steuerzahler zu kümmern. Wichtig sind die richtigen Prioritäten, dann sind Menschen auch bereit, ihren Beitrag für den Zusammenhalt der Gesellschaft zu leisten. Im Falle des Betreuungsgeldes zum Beispiel darf man aber mit Fug und Recht von der Verschwendung von Steuergeldern sprechen. Allerdings würde ich der schwarz-gelben Koalition kein Bußgeld, sondern den Ruhestand verordnen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Sichere Mobilgeräte für Ihr Business: Das Samsung Security Ecosystem

In vielen Unternehmen sind Smartphones und Tablets längst zum unverzichtbaren Arbeitsmittel geworden. Je nach Einsatzgebiet sind die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Wie die USA Europa eroberten
24.09.2023

Der Publizist Werner Rügemer äußert sich im Gespräch mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten zum Anspruch der USA, alleinige Weltmacht...

DWN
Finanzen
Finanzen Beginn einer Ent-Euroisierung? Euro-Nutzung bricht laut Swift ein
24.09.2023

Der Euro wird im internationalen Handel viel weniger verwendet. Das zeigen kürzlich erschienene Swift-Zahlen. Ökonomen sehen darin eine...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kritische Rohstoffe: Wie die EU ihre Versorgung sichern will
24.09.2023

Lernen auf die harte Tour: Pandemiebedingte Engpässe, geopolitische Veränderungen und der Krieg in der Ukraine zwingen Europa zum...

DWN
Politik
Politik Gewalt-Eskalation im Kosovo: Spannungen mit Serbien nehmen massiv zu
24.09.2023

Bei Kämpfen mit einem bewaffnetem Kampftrupp im Nord-Kosovo gab es Tote. Die Spannungen in der Region nahmen zuletzt zu. Nun ist es zu den...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Startups: Wenn die Gazelle das Rennen verliert
24.09.2023

Nur sehr wenige Startups schaffen es von null auf hundert auf der Erfolgsskala in kürzester Zeit. Für die meisten jungen Gründer ist der...

DWN
Politik
Politik Länder warnen vor Aus für Deutschlandticket
24.09.2023

Das beliebte Deutschlandticket für Millionen Fahrgäste könnte schon bald wieder Geschichte sein – heißt es aus den Ländern gen...

DWN
Technologie
Technologie Die politische Ökonomie der Technologie
24.09.2023

Das System der industrialisierten westlichen Welt und ihrer Machtverteilung und -ausübung unterliegt einer großen Spannung. Diese wird...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Es geht schlicht um die Neuordnung Europas
23.09.2023

Bei Friedensverhandlungen zwischen Brüssel, wo die Zentralen der EU und der NATO stehen, und Moskau geht es unweigerlich um eine...