Politik

Paul Krugman: Italien-Wahl bedeutet das Ende des Euro

Der US-Ökonom Krugman fordert Europas Führungselite dazu auf, aus Montis Scheitern bei den Parlamentswahlen zu lernen. Die EZB müsse endlich die Gelddruck-Maschinen auf volle Kraft anwerfen. Die europäischen Wähler wollten nicht mehr sparen, sondern endlich wieder mehr Schulden machen dürfen. Und dafür würden sie in Zukunft auch „schlimmere Figuren“ als Beppe Grillo wählen.
27.02.2013 00:33
Lesezeit: 2 min

Der US-Ökonom Ökonom Paul Krugman ist entsetzt über die Wahl in Italien: „Auf diese Weise endet der Euro: nicht durch die Banken, sondern durch Bunga-Bunga“, schreibt er auf seinem Blog in der New York Times. Zwar sei der Euro noch nicht ganz endgültig verloren, doch die Italienwahl bringe die Eurokraten nahe an den Abgrund. Krugman teilt damit die Auffassung der Banken: Schon die Citi hatte festgestellt, dass Italien falsch gewählt habe (hier).

Die harte Kürzungs-Politik in den Schuldnerstaaten, aber auch in den Kernländern habe „vollkommen versagt“, sagt der bekennende Keynesianer Krugman. Keine der Nationen, denen Brüssel und Berlin diese Austerität auferlegt hätten, habe auch nur einen Funken einer wirtschaftlichen Erholung gezeigt. Die Arbeitslosigkeit sei auf einem Niveau, das Gesellschaften zerstören könne. Erst kürzlich hatte der Nobelpreisträger die deutsche Sparpolitik in Griechenland scharf kritisiert (mehr hier).

Dieses Versagen der Politik habe den Euro bereits zweimal fast zerstört, sagt Krugman. Ende 2011 und im Sommer 2012 drohten die Schuldnerstaaten in die Todesspirale von steigenden Zinsen für Staatsanleihen und Bankenpleiten zu stürzen. Beide Male habe EZB-Chef Mario Draghi den Euro gerettet. Erst durch die Geldschwemmen im Rahmen des LTRO, dann durch die Ankündigung, die Staaten notfalls direkt durch die EZB zu finanzieren. Letzteres fordert am Dienstag der französische Industrieminister, auch um den Euro zu schwächen (mehr hier).

Doch Europa Verfechter der Kürzungspolitik hätten diese Nahtoderlebnisse des Euro nicht als Warnung verstanden, sagt Krugman. Vielmehr interpretierten sie Draghis Rettungen des Euros als Erfolge der Austeritäts-Politik. Doch die leidenden europäischen Wähler sehen dies anders, sagt der US-Ökonom.

Für Krugman gibt es einen symbolischen Moment, in dem er erkannt habe, dass das Spiel für den geschlagenen italienischen Premier Mario Monti vorbei war. Als nämlich Monti während Unruhen in seinem Land gegen die Regierung in Richtung Davos davonflog und sich dort mit seinen Freunden aus der internationalen Elite traf. Dies zeige einen fast schon komischen politischen Realitätsverlust, sagt Krugman.

Europas Elite verstehe nicht, dass die öffentliche Anerkennung ihres Führungsanspruchs davon abhängt, ob sie wenigstens ein paar wirkliche Erfolge herbeiführen können. Doch was sie zustande gebracht haben, sind Jahre des Schmerzes. Und immer wieder wiederholten sie ihre Versprechen, die Erholung stehe kurz bevor. Doch die Wähler vertrauen ihnen nicht mehr und suchen nach Alternativen, sagt Krugman.

Daher hofft Krugman, dass Brüssel und Berlin die Italienwahl als Weckruf verstehen. Sie sollten der EZB grünes Licht zum Gelddrucken geben. Deutschland solle sich nun stärker verschulden und die Wirtschaft ankurbeln. Und Frankreich solle aufhören, „den Gürtel unnötigerweise so eng zu schnallen“, sagt der Ökonom. Allerdings hält er diese Entwicklung nicht für wahrscheinlich. Und daher könnten „schlimmere Figuren als Beppe Grillo“ in Europas Zukunft lauern.

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