Über eine halbe Million ungarische Immobilienbauer haben ihre Kredite in Fremdwährungen, vornehmlich Euro und Schweizer Franken, aufgenommen. Das hat nun für viele fatale Folgen. Seit 2008 fällt nämlich der Wert der ungarischen Währung Forint ins Bodenlose. Zehntausende Familien aus Ungarn kommen aus ihren Hypothekenschulden nicht mehr heraus.
Die Ausfallquote bei Immobilienkrediten beträgt bereits 25 Prozent. Bei Privatdarlehen, mit denen Konsumgüter gekauft werden, sieht es sogar noch schlimmer aus, berichtet der Standard. Jetzt will die ungarische Regierung einspringen und den maßlos verschuldeten Bürgern zur Seite stehen.
Insgesamt geht es um einen Betrag von insgesamt zehn Milliarden Euro. Durch die Kursschwankungen haben sich bei den Ungarn Schulden von etwa 3,3 Milliarden Euro angesammelt. Dieser Fehlbetrag soll zu gleichen Teilen von Banken, Regierung und Bankkunden getilgt werden. Wer auf dem Rest der Schulden sitzen bleibt, ist unklar.
Die österreichischen Banken, vornehmlich die Raiffeisen International und Erste Bank, müssen die Hauptlast tragen. Für sie hat sich das Geschäft mit den Hypothekenkrediten an Ungarn nicht gelohnt. Die Banken mussten eine hohe Bankensteuer an Ungarn abgeben. Zudem hat die Regierung ihren Bürgern bereits zum Teil einen günstigen Umstieg auf die heimische Währung Forint gewährt.
„Für die Bevölkerung und ihre Kaufkraft wäre eine finanzielle Entlastung wichtig. Für die Banken könnte die Aktion aber überaus teuer werden, wodurch sie die Kreditvergabe drosseln müssten. Einige Institute werden zudem zusätzliches Kapital brauchen", sagt Levente Pápa von der ungarischen OTP-Bank.
Ungarn steckt in der Rezession. Im vergangenen Jahr ist die Wirtschaft um 1,7 Prozent geschrumpft. Für 2013 prognostiziert das Wiener Osteuropainstitut WIIW für Ungarn Stillstand. Wegen einer Gesetzesänderung bei Fremdwährungskrediten könnten auf Ungarns Banken zudem noch Millionen-Nachzahlungen zukommen.
Die Regierung Victor Orbans steht seit einigen Wochen unter verstärkter Beobachtung durch die EU: Unzählige Verfassungsänderungen führten in Budapest in den vergangenen Jahren zu einer Konzentration der Macht (mehr hier). Auch das wirkte sich negativ auf den Forint-Kurs aus.