Finanzen

Aufgeblähte Banken: Luxemburg ist der nächste Krisen-Kandidat

Der luxemburgische Außenminister hat Deutschland gerügt. Man könne nicht einfach den Finanzsektor Zyperns verteufeln, jedes Land habe sein eigenes Geschäftsmodell. Der Mann weiß, wovon er spricht: In Luxemburg ist die Lage noch viel gefährlicher.
23.03.2013 01:54
Lesezeit: 1 min

Deutschland-Bashing ist in Mode: Der ehemalige Chef der zypriotischen Zentralbank attackierte Berlin wegen seiner Zypern-Politik (hier).Im Zentrum der Kritik steht Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, der Zypern vorwarf ein falsches Geschäftsmodell zu haben: Der Banken-Sektor sei zu aufgebläht, das Land habe mit niedrigen Steuern Unternehmen aus aller Welt angezogen. Das sei nicht zu akzptieren.

Aufgeblähter Banken-Apparat? Steurparadies? Da fühlte sich auch einer angesprochen, der aus dem Herzen der EU kommt - aus einem Land, dessen Probleme denen Zyperns ähneln wie ein Ei dem anderen.

So tobte denn auch der luxemburgische Außenminister, als ginge es um sein Land: „Ich komme auch aus einem ganz kleinen Land, da ist nicht nur der Bankplatz überdimensioniert, sondern auch die Satellitenindustrie zum Beispiel“, sagte Asselborn  am Freitag in Dublin beim Treffen der EU-Außenminister. „Verschiedene Länder haben ganz legal, wie mein Land und wie Zypern auch, in den letzten Jahrzehnten etwas aufgebaut“, fuhr er fort. „Und das sollte man im Prinzip jetzt nicht herabwürdigen.“

Aber bei der aktuellen Krise geht es leider nicht um die Satelliten-Industrie.

Asselborns Unwille erinnert die EU schlagartig daran, dass auch Luxemburgs riesiger Finanzsektor bald zum Problem für Europa werden kann. „Luxemburgs Finanzsektor ist außergewöhnlich groß und global vernetzt“, schrieb der IWF in seinem Finanzreport 2011 zu Zypern. Dieser Finanzsektor repräsentiert demnach ein Viertel des gesamten BIPs des Landes und ein Drittel der Steuereinnahmen.

Allein die Bilanzsumme  des Bankensektors ist 20 Mal höher als das BIP, die der Investmentfonds sogar 50 Mal höher, so der IWF. „Luxemburg ist das weltweit zweitgrößte Zentrum für Investmentfonds nach den USA.“ Zudem ist der Finanzsektor des Landes unter den Top-Ten hinsichtlich der Vernetzung. Ein hohes Risiko. 18 Prozent der Verbindlichkeiten der luxemburgischen Banken beispielsweise bestehen  gegenüber Deutschland (Stand Februar 2010).

Aktuell sieht es für die luxemburgischen Banken nicht besser aus. Die Daten der Deutschen Bundesbank zeigen, dass sich allein die Gesamtforderung deutscher Banken gegenüber Luxemburg auf 108,965 Milliarden Euro belaufen. 34 Milliarden davon sind Verbindlichkeiten der luxemburgischen Banken, 74 Milliarden entfallen auf die Unternehmen des Landes und 604 Millionen auf die öffentlichen Haushalte Luxemburgs.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Milliardärsmanager fliehen aus US-Aktien: Der stille Countdown zur Rezession hat begonnen
17.04.2025

Eine neue Erhebung der Bank of America zeigt: Die Stimmung unter den großen Vermögensverwaltern kippt dramatisch. Während die Finanzwelt...

DWN
Politik
Politik Merz und EU offen für Tauruslieferung an Ukraine: Kreml warnt vor direkter Kriegsbeteiligung
17.04.2025

In der Opposition war Merz offen für eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine. Als voraussichtlicher Kanzler ist er das...

DWN
Panorama
Panorama Die Macht der WHO: Internationaler Pandemievertrag kommt
17.04.2025

Fünf Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie haben sich die WHO-Mitgliedstaaten auf ein Pandemieabkommen geeinigt. „Ich habe keinen...

DWN
Technologie
Technologie Mechanische Speicher als geopolitische Alternative: Lithium-Batterien geraten unter Druck
17.04.2025

Angesichts wachsender Abhängigkeit von China bei Lithium-Batterien rücken mechanische Energiespeicher in den Fokus. Eine...

DWN
Technologie
Technologie Japanisches Genie revolutioniert Energiewende – Supermagnet jetzt 20 Milliarden Euro wert
17.04.2025

Im globalen Wettrennen um Energiesouveränität und technologische Vorherrschaft hat sich ein unscheinbares Element als strategischer...

DWN
Politik
Politik Taiwan, Sanktionen und Respekt - China stellt klare Bedingungen für Handelsgespräche mit den USA
17.04.2025

China fordert mehr Respekt und klare Signale der USA, bevor Handelsgespräche beginnen – eine Einigung ist entscheidend für die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steht das Verbrenner-Verbot vorm aus? Europas Rechte bläst zum Gegenschlag gegen EU-Establishment
17.04.2025

Konservative und rechte Kräfte im EU-Parlament wollen das Aus für Verbrennungsmotoren kippen – mit wachsender Unterstützung auch aus...

DWN
Politik
Politik Geheime Chatgruppe: EU-Außenminister betreiben Diplomatie über Signal - auf Einladung Kaja Kallas
17.04.2025

Die Außenminister der Europäischen Union kommunizieren in einer privaten Chatgruppe der verschlüsselten App Signal. Dies bestätigte der...