Finanzen

Bankgeheimnis: USA nehmen Liechtenstein ins Visier

Im Kampf gegen die Steuerflucht ziehen die USA die Schlinge immer enger: Nun muss auch Liechtenstein das Bank-Geheimnis opfern. Tatsächlich zielen die Amerikaner jedoch auch hier auf die Vermögen von US-Bürgern in der Schweiz.
26.03.2013 12:17
Lesezeit: 1 min

Die USA haben Liechtenstein zur Herausgabe von Daten von Bank-Kunden aufgefordert. Sie wollen bis zum 29. März eine Liste der Stiftungen bekommen, die von Vermögensverwaltern für US-Steuerzahler eingerichtet wurden, zitiert Bloomberg einen Brief des US-Justizministeriums an die Regierung Liechtensteins. Die Stiftungen sollen benutzt worden sein, um im Auftrag von amerikanischen Kunden Geld vor der US-Steuerbehörde (IRS) zu verstecken.

Das US-Justizministerium ermittelt gegen mindestens elf Finanzinstitute wegen Unterstützung der Steuerflucht, darunter Credit Suisse und Julius Baer. Die Anfrage an Liechtenstein wird dem IRS nun weitere Informationen über US-Bürger zugänglich machen.

Bereits 38.000 Amerikaner haben sich im Rahmen eines Amnestie-Programms selbst angezeigt und ihre Offshore-Konten offengelegt. Sie mussten Steuern nachzahlen und Strafzahlungen hinnehmen, konnten aber  einer weiteren Strafverfolgung entgehen.

Druck auf Schweizer Banken

„Es ist eine Weiterentwicklung des Justizministeriums, dass es Vermögensverwalter heranzieht, um Informationen über diese Strukturen und die beteiligten Banken zu sammeln“, zitiert Bloomberg Milan Patel. Er ist ein ehemaliger IRS-Anwalt, der jetzt Partner bei einer Züricher Kanzlei ist. „Das könnte eine schlechte Nachricht für die Schweiz sein, da die Informationen gegen weitere Schweizer Banken verwendet werden könnten.“

Schweizer Banken streben eine Einigung mit den USA an. UBS, die größte Bank des Landes, konnte 2009 einer Strafverfolgung entgehen, indem sie 780 Millionen Dollar zahlte und dem IRS die Daten von 250 Konten übergab, so Bloomberg. Zudem übergab sie später weitere Daten über 4.450 Konten an die US-Steuerbehörde.

Wegelin & Co., die älteste Schweizer Privatbank, musste 74 Millionen Dollar Gerichtskosten in Verfahren gegen die USA aufbringen. Die kleine Bank ging nach 272 Jahren Unternehmensgeschichte an den Folgen des Prozesses in den USA zugrunde, obwohl sie nicht eine einzige Filiale in den USA hat.

Weltweiter Zugriff der US-Behörden

Das US-Justizministerium nennt zwei Gründe für seine Anfrage an Liechtenstein. Zum einen benötigt es die Daten, um gegen US-Bürger wegen Steuerflucht ermitteln zu können. Zum anderen soll gegen die Banker ermittelt werden, die dabei Unterstützung anbieten.

Liechtenstein änderte im vergangenen Jahr das Steuerrecht, sodass das Land nun US-Anfragen nach Daten amerikanischer Bankkunden der Liechtensteiner Landesbank (LLB) entsprechen kann. Sie ist eine der Banken, die von der US-Justiz überprüft werden.

Liechtenstein hat damit begonnen, das Bankgeheimnis aufzuweichen, nachdem Deutschland im Jahr 2008 gestohlene Kundendaten des Liechtenstein Global Trust, der Bank der Fürstenfamilie, zur Verfolgung von Steuerflüchtlingen nutzte. Damals wurde der frühere Chef der Deutschen Post Klaus Zumwinkel wegen Steuerflucht zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und zu einer Geldstrafe von 1 Million Euro verurteilt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Zinssenkung: Drückt Fed-Chef Powell den Notrufknopf?
21.04.2025

Das Risiko, dass im Finanzsystem etwas ausbrennt, wächst zunehmend. Sollte dies eintreten, könnte die US-Notenbank gezwungen sein, eine...

DWN
Panorama
Panorama Vererbter Reichtum: Der jüngste Milliardär der Welt ist ein 19-jähriger Deutscher
21.04.2025

In der Regel dauert es viele Jahre, oft Jahrzehnte, bis Menschen ein Milliardenvermögen aufbauen – meist durch harte Arbeit,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Personalbeschaffung: So erkennen Sie Lügen im Vorstellungsgespräch
21.04.2025

Fast jeder vierte Bewerber schummelt im Lebenslauf oder beim Vorstellungsgespräch – die Dunkelziffer könnte noch höher sein....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU investiert Milliarden in eigene KI-Gigafabriken: Brüssel will Abhängigkeit von US-Datenmonopolen beenden
21.04.2025

Die Europäische Kommission plant eine industriepolitische Offensive von historischer Dimension: Mit bis zu 20 Milliarden Euro sollen...

DWN
Politik
Politik Tech-Milliardäre planen libertäre Parallelstadt – und haben Grönland im Visier
21.04.2025

US-Tech-Milliardäre planen eine eigene Stadt – mit Grönland als möglichem Standort. Hinter dem Projekt stehen Namen wie Peter Thiel...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lohntransparenz: geheimes Gehalt - das letzte große Tabu?
21.04.2025

Ein dänischer Berater teilt sein Gehalt auf LinkedIn – und löst eine Welle an Reaktionen aus. Warum bleibt das Thema Gehalt in Europa...

DWN
Panorama
Panorama Die bestbezahlten Bank-CEOs in Europa: Auf der Liste steht ein Deutscher
21.04.2025

Im Jahr 2024 war Sergio Ermotti, CEO von UBS, der bestbezahlte Bank-CEO Europas mit einem Gesamteinkommen von 15,6 Millionen Euro. Auf der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ukraine-Krieg: Frieden zwischen Ukraine und Russland kann neue Aktienrallye in Europa auslösen
20.04.2025

Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas leidet in besonderem Maße unter den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs. Hohe...