Finanzen

Bond-Kasino: Griechenland spekuliert mit den eigenen Staatsanleihen

Lesezeit: 1 min
14.02.2013 23:24
Ein griechischer Pensionsfonds profitiert von den Versprechungen der EU, Griechenland im Euro zu halten - und macht satte Gewinne mit der Spekulation auf Staatsanleihen des eigenen Landes. Nachhaltig ist diese Art von Bond-Kasino nicht.
Bond-Kasino: Griechenland spekuliert mit den eigenen Staatsanleihen

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Der Wert von Anleihen aus den kriselnden europäischen Ländern ist im vergangenen Jahr extrem gestiegen (hier). Etliche Hedge-Fonds machten Millionengewinne dadurch. Aber auch in Griechenland selbst gab es Gewinner. Der griechische Pensionsfonds Hellenic Pension Mutual Fund Management Company (HPMF) konnte, indem er sich ein Beispiel an den Hedge-Fonds nahm, sein Vermögen im vergangenen Jahr verdoppeln. HPMF setzte im Juni 2012 darauf, dass die EU Griechenland auf keinen Fall aus dem Euro fallen lassen wird. Und so kam es auch.

„Es war riskant, weil so viel Skepsis gegenüber Griechenlands Schicksal als Mitglied der Eurozone herrschte“, sagte John Kyriakopoulos, Geschäftsführer des Fonds, der FT. „Aber wir haben mehr Geld mit Griechenland eingespielt als die Hedge-Fonds.“ Die HPMF verwaltet unter anderem die Gelder der drei größten, staatlichen Pensionsfonds und steigerte mit der Wette seine Vermögenswerte bis zum 31. Januar von 240 auf 500 Millionen Euro. Sein Portfolio besteht nun aus 58 Prozent griechischer Anleihen, 37 Prozent griechischer Aktien und fünf Prozent Bargeld.

Um die damaligen Investitionen zu tätigen, verkaufte der Pensionsfonds EFSF-Anleihen im Wert von 60 Millionen Euro, die er als Teil des Schuldenschnitts erhielt, und nahm 40 Millionen aus seine Bargeldreserven. „Wir waren immer informiert darüber, was die Hedge-Fonds taten“, so Kyriakopoulos. „Es war klar, dass etwas Positives geschehen werde“. Die Entscheidung zur Investition fiel in Absprache mit den in Athen ansässigen Anlageberatern, der griechischen Zentralbank und der Eurobank. Eine gängige Praxis ist diese Art der Investition allerdings nicht. „Wichtig war, dass wir an der politischen Front einen Konsens sahen“, sagte der Geschäftsführer des Pensionsfonds.

Der Pensionsfonds hatte aus Paketen griechischer Anleihen mit verschiedenen Laufzeiten gekauft, die die Investoren aufgrund des Schuldenschnitts im Austausch für ihre alten Anleihen erhalten hatten. Der Fonds kaufte den Sommer über diese Anleihen-Pakete zu Werten zwischen 13 und 24 Cent pro Euro in Tranchen zwischen 5 bis 10 Millionen Euro. Er profitierte wie viele Hedgefonds von dem in Erwartung des Schuldenrückkauf-Programms gestiegenen Wert der Anleihen.

Doch anders als viele institutionelle Investoren, hat sich die HPMF nicht an dem Schuldenrückkauf-Programm, bei dem die griechischen Anleihen zu einem Nennwert von 33 Cent pro Euro vom griechischen Staat mithilfe der EU-Partner zurückgekauft wurden (hier), beteiligt. Die Anleihen befinden sich noch immer im Portfolio der Bank und werden gegenwärtig nur etwas unter dem Hoch des vergangenen Monats von 45 Cent pro Euro gehandelt. „Wir haben an den Anleihen festgehalten, weil wir noch mehr Aufwärtspotential gesehen haben“, so Kyriakopoulos.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Immobilien
Immobilien Wie Singapur mitten in Berlin: Visionen für klimagerechtes Bauen in der Großstadt
18.09.2024

Neues Bauen braucht mutige Vorbilder und anschauliche Visionen. Die Stadt der Zukunft kann sich keinen Flächenfraß mehr erlauben, sondern...

DWN
Immobilien
Immobilien Studie zum Semesterbeginn: WG-Zimmer in Uni-Städten kosten im Schnitt 489 Euro
18.09.2024

Am 1. Oktober beginnt an den meisten Unis das Wintersemester – daher ist gerade viel los auf dem WG-Markt der Hochschulstädte. Die...

DWN
Politik
Politik Brandenburg-Wahl: Für Scholz gibt es kaum etwas zu gewinnen - nur für Dietmar Woidke
18.09.2024

Europa, Thüringen, Sachsen: Aus den letzten drei Wahlen ist die Ampel ziemlich ramponiert hervorgegangen. In Brandenburg geht es nun vor...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Verbraucher verlieren Lust am Einkaufsbummel - doch kleinere Städte behaupten sich
18.09.2024

Laut einer Studie von YouGov können sich Klein- und Mittelstädte vergleichsweise gut als Shopping-Magneten behaupten. Zwar sei die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeit im Wandel: Handwerk statt Kopfarbeit - der neue Arbeitstrend?
18.09.2024

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist stark getrübt. Das führt zu spürbaren Veränderungen auf dem Jobmarkt: In manchen Branchen...

DWN
Politik
Politik Neuer Ampel-Disput: Arbeiten an Tariftreuegesetz stocken
18.09.2024

Firmen, die für den Bund arbeiten, sollen nach dem Willen von Arbeitsminister Heil nach Tarif zahlen. Das Gesetzesprojekt kommt derzeit...

DWN
Politik
Politik Anschläge mit Pagern: Hisbollah im Libanon schwört Vergeltung - Israel unter Verdacht
18.09.2024

Tausende von Mitgliedern der Organisation Hisbollah im Libanon sind mit Mini-Sprengkörpern verletzt worden, einige sogar tödlich. Die...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Russland und Ukraine haben wohl eine Million Soldaten verloren
18.09.2024

Seit zweieinhalb Jahren führt Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Offiziell gibt keine Seite ihre Verluste bekannt - doch die...