Finanzen

Goldmann Sachs Chef Dibelius macht „Fehler“ bei Steuererklärung

Goldman Sachs Deutschland-Chef Alexander Dibelius hat in seiner Steuererklärung Dollar und Rubel verwechselt. Der Steuerberater des Bankers nahm alle Schuld auf sich. Merkwürdig: Jeder Handwerker weiß, dass ein Fehler des Steuerberaters nicht vor der Verfolgung durch das Finanzamt schützt. Ausgerechnet der mächtigste Banker Deutschlands soll das nicht gewusst haben?
24.12.2013 03:07
Lesezeit: 2 min

Der Chef von Goldman Sachs Deutschland, Alexander Dibelius, ist offenbar in einen Rosenkrieg verwickelt. Dibelius lässt sich gerade scheiden.

Und im Wochenrhythmus gelangen neue, pikante Details über das Finanzgebaren des mächtigsten Bankers in Deutschland an die Öffentlichkeit.

Nun streut sein Steuerberater Asche auf sein Haupt. Die Bild-Zeitung brachte die Geschichte und sorgt damit für Ärger bei Dibelius.

Der Steuerberater räumte in einem Reuters auszugsweise vorliegenden Schreiben an das Münchener Finanzamt ein, dass er wegen des Umrechnungsfehlers nur 19.000 Euro Gehalt angegeben habe, und nahm die Verantwortung dafür auf sich. Eigentlich hätte Dibelius mehr als eine halbe Million Euro angeben müssen.

„Eine Selbstanzeige, wie Bild am Sonntag berichtet, hat es nicht gegeben. Wir haben das Finanzamt auf das Versehen hingewiesen, mit der Bitte, den Umrechnungsfehler bei der nächsten erforderlichen Änderung zu berücksichtigen“, erklärte der Steuerberater Peter Neumann. Auf dem Gehaltszettel sei anders als sonst der Betrag in Dollar angegeben worden. Ein Dollar kostet rund 33 Rubel.

In Deutschland müsse Dibelius wegen des Doppelbesteuerungs-Abkommens mit Russland dafür kaum Steuern nachzahlen. „Nach unseren Berechnungen beläuft sich die aufgrund des Progressionsvorbehaltes zu entrichtende Mehrsteuer auf rund 1000 Euro“, heißt es im Schreiben des Beraters. „Die russischen Einkünfte beeinflussen in Deutschland nur den Steuersatz“, so Neumann.

In Russland habe Goldman Sachs sein Gehalt richtig versteuert – mit nur 13 Prozent, weil Dibelius dort als „hoch qualifizierte Fachkraft“ gilt und sich im fraglichen Jahr oft genug in dem Land aufhielt, um die Voraussetzungen zu erfüllen, berichtete die Zeitung. Inzwischen zahlt er dort Finanzkreisen zufolge wieder –  wie in den Jahren davor –  30 Prozent Einkommensteuer. Goldman Sachs und Dibelius wollten sich nicht dazu äußern.

Der Steuerberater erweckt den Anschein, als trage er allein die Schuld an dem Fehler.

Das ist eine Groteske.

Jeder Bürger weiß, dass der Steuerberater nach außen immer im Auftrag seines Mandanten auftritt. Der normalsterbliche Steuerzahler, der dem Finanzamt erklären will, dass eine nicht gezahlte Steuer auf einen Fehler des Steuerberaters zurückzuführen ist, erntet beim zuständigen Finanzamt bestenfalls ein müdes Lächeln.

Es ist äußerst erstaunlich, dass ausgerechnet einer der besten Banker Deutschlands diesen Umstand nicht zu kennen scheint.

Dibelius geriet erst kürzlich in die Schlagzeilen, weil er den Kauf einer millionenschweren Immobilie im Londoner Stadtteil Belgravia über Briefkastenfirmen auf den Britischen Jungferninseln abgewickelt haben soll (mehr hier).

Der Banker habe darauf eine Strafanzeige gegen Unbekannt wegen Geheimnisverrats eingebracht. Auslöser war, dass brisante Dokumente aus seinem Privatbereich an die Öffentlichkeit gelangt waren – unter anderem der Kauf der britischen Luxusimmobilie. Dibelius, dessen Vermögen auf 300 Millionen Euro geschätzt wird, befindet sich momentan im Scheidungsverfahren mit seiner Noch-Ehefrau. Bislang soll es noch zu keiner Einigung über die Vermögensaufteilung gekommen sein. Die Enthüllungen könnten die Position seiner Noch-Ehefrau im Scheidungsverfahren stärken, berichtet die österreichische Tageszeitung Kurier. Im Mai hätte sich Frau Dibelius noch mit einer Abgeltung in Höhe von 70 Millionen Euro einverstanden gezeigt. Einzige Bedingung: Dibelius muss zehn Millionen Euro vorab zahlen. Dieses Angebot soll der Banker aber ausgeschlagen haben.

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