Die USA wollen offenbar den Iran-Konflikt wieder stärker ins internationale Blickfeld rücken. Die israelische Tageszeitung Haaretz berichtet mit Bezug auf einen israelischen Regierungssprecher, dass Washington eine „zielgenaue militärische Option“ gegen den Iran vorbereitet habe. Es sollen bei einem Militärschlag nur bestimmte Ziele in Angriff genommen werden, um einen Flächenbrand im Nahen Osten zu verhindern. Die neue Obama-Regierung befindet sich in einer Phase der „ernsthaften Vorbereitung“, erklärte der Sprecher. Ziele und Zeiträume seien definiert.
Auch Israels Ehud Barak hatte im Januar erklärt, dass das Pentagon bereits Angriffspläne ausgearbeitet habe. „Ein Alleingang durch Israel ist damit ausgeschlossen“, zitierte ihn die New York Times.
Schon vergangenes Jahr hatte der US-amerikanische Botschafter in Israel, Daniel Shapiro, gesagt, dass es Angriffspläne seines Landes gebe.
„Wir müssen bald entscheiden, ob eine diplomatische Lösung noch möglich ist“, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters den Diplomaten. Das Magazin „Foreign Policy“ berichtete damals, dass die USA und Israel Luftschläge gegen den Iran planen.
2010 erklärte der ehemalige Generalstabs-Chef der US-amerikanischen Armee, Mike Mullen, dass die militärische Option ins Auge zu fassen sei. Auf Nachfrage eines NBC Reporters, ob denn ein konkreter Plan vorliege, antwortete auch er mit „Ja, wir haben einen ausgearbeiteten Plan“.
Offenbar hat Washington tatsächlich detaillierte technische, organisatorische und strategische Pläne für einen Angriff gegen den Iran auf dem Tisch liegen.
Gespräche über die faktische Umsetzung von Angriffsplänen gegen den Iran, werden auf der viertägigen Israel-Reise des amerikanischen Präsidenten Obama geführt werden. Der israelische Premier Netanjahu ist ein vehementer Verfechter einer Militäraktion gegen Teheran. US-Präsident Obama hingegen hatte sich dagegen bis vor kurzem noch skeptisch über einen Angriff gezeigt.
Netanjahu und Obama haben ohnehin Schwierigkeiten miteinander. Gegenseitige Anschuldigungen bestimmten die Berichte der internationalen Presse. Allerdings ist der amerikanische Präsident nun um versöhnliche Töne bemüht. Zu diesem Zweck hat er sich Israel als erstes Reiseziel seiner zweiten Amtszeit ausgewählt.
Das Bündnis zwischen den beiden Staaten sei im nationalen Sicherheits-Interesse der Vereinigten Staaten. Die Welt werde durch jene Zusammenarbeit zu einem „besseren Platz“, zitiert die Times of Israel den amerikanischen Präsidenten. Beide Seiten hätten den Anspruch, den Menschen von Afrika bis nach Asien zu helfen, meint Obama.
Kurz vor der US-Präsidentenwahl im vergangenen Jahr bekam Netanjahu keinen Termin im Weißen Haus. Netanjahu selbst hatte während des amerikanischen Wahlkampfes nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er den Republikaner Mitt Romney unterstützt.
Bei den israelischen Parlamentswahlen im vergangenen Januar beschuldigte die Jerusalem Post Obama, sich in die Wahlen einmischen zu wollen. Die Zeitung stützte sich dabei auf Aussagen von Likud-Politikern. Denn zuvor soll der amerikanische Präsident dem israelischen Premier Netanjahu vorgeworfen haben, er sei auf dem besten Weg Israel in die Isolation zu treiben.
Es gibt auch Stimmen, die die israelisch-amerikanischen Beziehungen kritisch beäugen. Der ehemalige Büro-Chef von Colin Powell, Oberst Lawrence Wilkerson a.D. teilt nicht die Ansicht, dass sich die USA und Israel in einem ewigen Bündnis befinden. Es sei ein historischer Unsinn zu glauben, Bündnisse gelten für die Ewigkeit. Bündnisse beruhen auf nationalen Interessen, sagte er 2010 in einem Interview mit dem Journalisten Scott Horton.