Die Vertreter der These, dass es keine Inflation gibt, berufen sich gerne auf die Unbestechlichkeit des sogenannten Warenkorbs: Man vergleiche stets die Preise derselben Produkte - und wenn diese nur mäßig steigen, gibt es keine Inflation.
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat sich nun einmal verschiedene Produkte angesehen und festgestellt: Die Verpackungen werden immer opulenter, der Inhalt schrumpft von Jahr zu Jahr.
Das ist aus Inflations-Sicht prima. Für den Konsumenten wird es trotzdem teurer, weil er mehr kaufen muss, um die gleiche Menge von ein und demselben Prokut zu haben.
Das führt zu grotesken Tendenzen.
Der Hersteller der Pampers Windeln, Procter & Gamble, füllt nach und nach weniger Windeln in seine Packungen. Von ursprünglich 47 Windeln im Jahr 2006 wurde die Anzahl drei Jahre später auf 44 Stück reduziert. 2012 waren es dann nur noch 37. Die aktuelle Packung enthält nur noch 34 Windeln, so die Verbraucherzentrale Hamburg. Wenn der Hersteller in dem Tempo weiter reduziert, öffnen die Kunden in 20 Jahren eine leere Packung Pampers.
Auch beim Kaffeemaschinen-Hersteller Senseo gibt es nun weniger fürs Geld. Zwar bleibt die Anzahl der Kaffee-Pads pro Packung identisch, jedoch wurde die Füllmenge von 100 Gramm auf 92 Gramm Kaffee pro Packung reduziert. Vor allem am Kaffee selbst wurde gespart: Der Kaffee-Anteil im Pad wurde von 5,5 Gramm auf 1,1 Gramm reduziert (80%). Anstatt dessen gibt es die doppelte Menge Zucker, 50 Prozent mehr ungesunde Fette, Zusatzstoffe (E-Nummern) und künstliche Aromen.
Offizielle Inflation eine Fiktion
Die Ergebnisse der Verbraucherzentrale zeigen, dass die offizielle Inflationsrate tatsächlich nicht den realen Preissteigerungen entspricht. Hierbei wird nämlich lediglich der Preisanstieg oder -rückgang festgehalten (mehr hier). Eine Überprüfung, ob vielleicht der Preis einer Ware relativ gleich geblieben, der Inhalt aber verringert wurde, gibt es bei der Mesung der Inflationsrate nicht. Das Beispiel der Windeln und der Kaffeepads zeigt, dass dies keine Seltenheit ist. Und dabei haben wir uns noch einmal mit der Zusammenstellung der Warenkorbs beschäftigt: Diese spiegelt längst nicht mehr wieder, welche Produkte man heute wirklich braucht (hier).