Finanzen

Fremdwährungs-Kredite gefährden Österreichs Banken

Die Ratingagentur Standard&Poor´s sieht für die österreichischen Großbanken Risiken durch umfangreiche Fremdwährungskredite. Trotz eines Rückganges bei den Volumina ist das Engagement überdurchschnittlich hoch.
21.04.2013 00:31
Lesezeit: 1 min

Nach wie vor haben Österreichs Großbanken überdurchschnittlich viele Fremdwährungskredite in ihren Bilanzen. Dieses Engagement birgt in den Augen der Ratingagentur Standard&Poor´s (S&P) hohe Risiken für die Institute. 46 Milliarden Euro bilanzierten alle österreichischen Banken gegen Ende 2012 an Fremdwährungskrediten für Privat- und Geschäftskunden. Davon sind allein 32 Milliarden gegenüber Privatkunden offen. „Mit ca. 25 % aller Ausleihungen an diese Kundengruppe ist Österreich damit eines der wenigen Länder in Westeuropa mit einem so hohen Anteil von Fremdwährungskrediten“, sagte Markus Schmaus, S&P Senior Director – Analytical Manager Financial Institutions in Frankfurt, den Deutschen Wirtschafts Nachrichten.

Fremdwährungskredite seien deshalb so gefährlich, weil Privatkunden durch ungünstige Währungsschwankungen am Ende der Laufzeit einen höheren Betrag zurückzahlen müssen, als sie bei Abschluss erwarten. „Dies könnte das Kreditrisiko der Banken erhöhen, wenn dann Kunden ihren Kredit nicht mehr voll bedienen können“, sagte Schmaus.

Zumindest wurde der Umfang der Fremdwährungskredite in den vergangenen Jahren sukzessive reduziert. Im Vergleich zum Herbst 2012 waren die Volumina bis Ende 2012 um mehr als 15 Milliarden Euro oder ein Drittel zurückgegangen. Das gab die Finanzmarktaufsicht (FMA) im März dieses Jahres bekannt. 93 Prozent der im 4. Quartal 2012 laufenden Fremdwährungskredite entfielen demnach auf Schweizer Franken, der Rest beinahe zur Gänze auf Japanische Yen. Die merkliche Aufwertung des Franken gegenüber dem Euro in den letzten Jahren – 37 Prozent seit Anfang 2008 – zeigt die potentiellen Risiken von Fremdwährungskrediten auf. Einen weiteren Anstieg verhinderte die von der Schweizerischen Nationalbank im Herbst 2011 verhängte Fixierung von 1,20 Schweizer Franken pro Euro.

Laut FMA bergen die Kredite weiterhin ein „systemisches Risikopotenzial". Die Aufsicht hat deshalb zu Beginn des Jahres die Regeln für Fremdwährungskredite noch einmal verschärft. Die Banken müssen nun jährlich eine Art Kredit-Stresstest durchführen und potentielle Auswirkungen von Wechselkursschwankungen auf das Fremdwährungskreditportfolio berechnen. Bereits im Jahr 2008 hatten die Regulatoren von der FMA einen Vergabestopp für neue Fremdwährungskredite verhängt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fetter Profit in Sicht – oder frisst Trump Novo Nordisk auf?
30.05.2025

Novo Nordisk träumt von einer Gewinnverdopplung mit Abnehmspritzen – doch Billigkopien, Trump-Zölle und eine wacklige Pipeline könnten...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Urlauber auf Platz eins in Griechenland
30.05.2025

Sonne satt, blauer Himmel, Strand und Meer - deutsche Touristen lieben Griechenland. Für Hellas sind sie die größte und wichtigste...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Osttechnik unter Westregie: Wie Multicar im Hako-Verbund zur Hightech-Marke wurde
30.05.2025

Sie fegen, sie wischen, sie räumen: Die orangefarbenen Mini-Lkw von Multicar sind aus deutschen Kommunen kaum wegzudenken. Dass sie heute...

DWN
Politik
Politik Deutschland vor dem Absturz – Kann Merz die Wirtschaft noch retten?
30.05.2025

Die deutsche Wirtschaft taumelt – Investitionen versanden in Bürokratie, Fachkräfte fehlen, die Industrie verliert an Schlagkraft....

DWN
Finanzen
Finanzen 10.000 Euro investieren: Wie man mit Strategie ein stabiles Anlageportfolio aufbaut
30.05.2025

Wie lege ich 10.000 Euro sinnvoll an? Wir haben einige Finanzexperten befragt und diese sagen: Risiken streuen, Liquidität sichern, Trends...

DWN
Politik
Politik Steigende Beiträge und sinkende Nettoeinkommen: Was auf Arbeitnehmer zukommen könnte
30.05.2025

Die Rechnung für den deutschen Sozialstaat wird teurer – viel teurer. Während die neue Regierungskoalition noch ihre Pläne schmiedet,...

DWN
Politik
Politik Geheime Kriegsagenda: EU startet 150-Milliarden-Rüstungsfonds
30.05.2025

Ohne öffentliche Debatte, ohne Mitsprache des EU-Parlaments: Brüssel aktiviert im Eiltempo ein 150-Milliarden-Euro-Programm zur...

DWN
Finanzen
Finanzen Weltsparen-Studie: Sind Aktien bessere Wertanlagen als Immobilien?
30.05.2025

Lange Zeit galten Immobilien als eine sichere Kapitalanlage. Über viele Jahre hinweg bricht der Wert des Markts nicht ein, wiegt die...