Premier Erdoğan hat sich während seiner Rede auf dem Esenboğa-Flughafen in Ankara über Angriffe gegen Kopftuch tragende Frauen und die Entweihung von Moscheen beschwert.
Im Zuge der Proteste soll es in einigen Vierteln Istanbul zu Attacken gegen Kopftuchträgerinnen gekommen sein (mehr hier). Die Aktivisten von OccupyGezi protestierten zuvor lautstark gegen die Gewalttaten. Denn unter ihnen befinden sich auch Aktivistinnen mit Kopftüchern.
„Bierflaschen in Moscheen“
„Einst war es meinen kopftuchtragenden Schwestern verboten, am Universitätsbetrieb teilzunehmen. Sie wurden behandelt wie die Paria. Doch sie haben durchgehalten und haben zu keinem Zeitpunkt zur Gewalt aufgerufen. Denn der Lohn der Geduld ist die Glückseligkeit“, sagte Erdoğan. Zugleich drohte der Premier seinen Gegnern, dass seine Geduld ein Ende haben werde.
Doch die Demonstranten seien von einem anderen Format. Sie seien mit Bierflaschen und ihren Schuhen in die Dolmabahçe-Moschee eingedrungen, was eine Entweihung bedeute. „So weit sind diese Leute gegangen“, zitiert Haberturk Premier Erdoğan.
Den Angaben des Vorbeters der Dolmabahçe-Moschee zufolge habe es einen derartigen Vorfall nicht gegeben, berichtet die Hürriyet. Verletzte Demonstranten sollen lediglich Zuflucht in der Moschee gesucht haben. Sie seien vom Vorbeter aufgenommen und verarztet worden. Niemand habe die Moschee mit den Schuhen betreten und niemand habe Alhohol zu sich genommen.
Kampfsansage an „Zinslobby“
Zudem sagte Erdoğan, dass er der „Zinslobby“ den Kampf ansage. Über Jahrzehnte hinweg habe jene Lobby die Ersparnisse der Menschen geraubt. „Alle Banken, die dieser Lobby angehören, werden einen hohen Preis bezahlen. Auch unsere Geduld hat ein Ende“, so Erdoğan. Zuvor betonte er, dass hinter der Organisation der Proteste jene „Ausbeuter“ stecken.
Polizeigewerkschaft übt Kritik
Doch die türkische Polizeigewerkschaft Emniyet-Sen hat die Arbeitsbedingungen unter denen die Polizeibeamten aktuell im Einsatz sind scharf kritisiert. Seit Beginn der Ausschreitungen in der Türkei, sollen sich bisher sechs Beamte das Leben genommen haben. Zwei von ihnen sollen während der Einsätze Selbstmord begangen haben.
„Sie sind bis zu 120 Stunden im Dauereinsatz. Insbesondere die herangezogenen Einsatzkräfte aus den Provinzen in Istanbul und Ankara machen ihre Arbeit unter katastrophalen Bedingungen. Sie schlafen auf den Straßen“, zitiert die Milliyet den Emniyet-Sen-Vorsitzenden Faruk Sezer.