Finanzen

Wechselkurse: Singapur bestraft 20 Banken wegen Manipulation

Es ist weltweit das erste Mal, dass Banken wegen der Manipulation von Wechselkurs-Benchmarks zur Verantwortung gezogen werden. Als Strafe müssen sie mehr Reserven bei der Zentralbank von Singapur hinterlegen.
14.06.2013 18:44
Lesezeit: 2 min

Singapur hat 20 Banken bestraft wegen der versuchten Manipulation von Zinssätzen und Wechselkurs-Benchmarks bestraft, darunter die größten Finanzinstitute der Welt. Die Banken wollen disziplinarisch gegen die beteiligten Banker vorgehen.

Am härtesten bestrafte die Finanzaufsicht von Singapur die Royal Bank of Scotland, UBS und ING, wegen der hohen Zahl der beteiligten Banker und wegen der Regelmäßigkeit, mit der die Manipulationsversuche dort vorkamen, berichtet die FT.

Es ist das erste Mal, dass Singapur Strafen wegen Zinsmanipulation gegen Banken verhängt. Und es ist das erste Mal überhaupt, dass Banken wegen der Manipulation von Wechselkurs-Benchmarks zur Verantwortung gezogen werden. RBS, UBS, Citigroup und Barclays mussten bereits in anderen Ländern wegen Manipulation der Interbanken Zinssätze (Libor) zur Verantwortung gezogen worden (mehr hier).

Anstatt einer Geldstrafe ordnete die Finanzaufsicht an, dass die Banken mehr Geld bei der Zentralbank des Landes einlegen müssen – zu 0 Prozent Zinsen. RBS, UBS und ING müssen ihre Zentralbankreserven nun um mehr als 1 Milliarde Singapur-Dollar (600 Millionen Euro) erhöhen.

Die Strafen für die Bank of America, BNP Paribas und die Oversea-Chinese Banking Corporation waren etwas niedriger. Denn diese vier Banken waren im Zusammenhang mit dem Libor-Skandal bisher nicht zur Verantwortung gezogen worden.

Die Finanzaufsicht von Singapur untersuchte mögliche Manipulationen des Sibor, der Singapur-Version des Libor, bereits seit Juli 2012, als Barclays wegen der Libor-Manipulationen erstmals Strafen an die Behörden der USA und Großbritanniens zahlen musste. Seit September untersuchte die Finanzaufsicht auch mögliche Manipulationen von Wechselkurs-Benchmarks.

Dass der Referenz-Zinssatz für den Interbanken-Markt (Libor) und der Energie- und Metall-Markt manipuliert wurden, ist schon länger bekannt. Doch erst diese Woche enthüllten Insider, dass auch die Benchmarks für Wechselkurse seit Jahrzehnten manipuliert werden (hier).

Die in Singapur an den Manipulations-Versuchen beteiligten Banker sollen durch Versetzung oder Gehaltskürzungen bestraft werden. Es gebe allerdings keine Beweise, dass ihr Verhalten kriminell gewesen sei, so die Finanzaufsicht. Die Manipulationsversuche zeigten jedoch einen „Mangel an Berufs-Ethik“.

Als Reaktion auf die Urteile kündigte die Finanzindustrie eine Neuorganisation der 11 von ihr betreuten Benchmarks an. Vier von ihnen sollen abgeschafft werden, zwei sollen durch Benchmarks anderer Länder ersetzt werden, vier weitere sollen künftig auf Markttransaktionen basieren. Nur Sibor soll auch weiterhin durch eine Umfrage eines Bankengremiums ermittelt werden.

RBS und UBS sagten, die würden mit der Finanzaufsicht kooperieren. ING sagte in einer Erklärung:

„ING findet das unangemessene Verhalten und den Mangel an Berufs-Ethik (…) inakzeptabel. Daher hat ING disziplinarische Maßnahmen gegen eine kleine Zahl von beteiligten Personen eingeleitet. Zudem hat ING ein Zahl von Maßnahmen ergriffen und wird Maßnahmen ergreifen, die unsere Abläufe zur Benchmark-Bestimmung verbessern.“

Zu den von der Finanzaufsicht bestraften Banken gehören Barclays, Crédit Agricole, Credit Suisse, DBS, Deutsche Bank, Standard Chartered, United Overseas Bank, Australia and New Zealand Banking Group, Citibank, JPMorgan Chase Bank, Macquarie, Bank of Tokyo-Mitsubishi UFJ, HSBC und die Commerzbank.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fetter Profit in Sicht – oder frisst Trump Novo Nordisk auf?
30.05.2025

Novo Nordisk träumt von einer Gewinnverdopplung mit Abnehmspritzen – doch Billigkopien, Trump-Zölle und eine wacklige Pipeline könnten...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Urlauber auf Platz eins in Griechenland
30.05.2025

Sonne satt, blauer Himmel, Strand und Meer - deutsche Touristen lieben Griechenland. Für Hellas sind sie die größte und wichtigste...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Osttechnik unter Westregie: Wie Multicar im Hako-Verbund zur Hightech-Marke wurde
30.05.2025

Sie fegen, sie wischen, sie räumen: Die orangefarbenen Mini-Lkw von Multicar sind aus deutschen Kommunen kaum wegzudenken. Dass sie heute...

DWN
Politik
Politik Deutschland vor dem Absturz – Kann Merz die Wirtschaft noch retten?
30.05.2025

Die deutsche Wirtschaft taumelt – Investitionen versanden in Bürokratie, Fachkräfte fehlen, die Industrie verliert an Schlagkraft....

DWN
Finanzen
Finanzen 10.000 Euro investieren: Wie man mit Strategie ein stabiles Anlageportfolio aufbaut
30.05.2025

Wie lege ich 10.000 Euro sinnvoll an? Wir haben einige Finanzexperten befragt und diese sagen: Risiken streuen, Liquidität sichern, Trends...

DWN
Politik
Politik Steigende Beiträge und sinkende Nettoeinkommen: Was auf Arbeitnehmer zukommen könnte
30.05.2025

Die Rechnung für den deutschen Sozialstaat wird teurer – viel teurer. Während die neue Regierungskoalition noch ihre Pläne schmiedet,...

DWN
Politik
Politik Geheime Kriegsagenda: EU startet 150-Milliarden-Rüstungsfonds
30.05.2025

Ohne öffentliche Debatte, ohne Mitsprache des EU-Parlaments: Brüssel aktiviert im Eiltempo ein 150-Milliarden-Euro-Programm zur...

DWN
Finanzen
Finanzen Weltsparen-Studie: Sind Aktien bessere Wertanlagen als Immobilien?
30.05.2025

Lange Zeit galten Immobilien als eine sichere Kapitalanlage. Über viele Jahre hinweg bricht der Wert des Markts nicht ein, wiegt die...