Über 13 Milliarden Schweizer Franken hat die Zentralbank im zweiten Quartal verloren. So viel, wie noch nie zuvor in der 106-jährigen Geschichte der SNB. Der Grund darin liegt in der Talfahrt des Goldpreises sowie bei einigen Aktiengeschäften. Gold hat seit Ende März etwa 23 Prozent an Wert abgenommen. Das ist der deutlichste Preissturz seit etwa 90 Jahren.
Der Kilopreis für Gold sank von gut 48.000 auf 37.000 Franken. „Bei einem Bestand von 1.040 Tonnen ergibt alleine diese Wertveränderung das Quartalsminus von 12 Milliarden Franken“, berichtet das Magazin Cash. Auslöser dafür ist die Ankündigung von Fed-Chef Ben Bernanks, die exzessive Geldflut bald beenden zu wollen. Auch die Börsen gerieten durch diese Ankündigung in Panik. Die grenzenlose Gelddruckerei der US-Zentralbank hat die Preise an den Finanzmärkten jahrelang in die Höhe getrieben. Nun platzt die Preisblase (mehr hier).
Denn den Rest des SNB-Fehlbetrages machen Verluste aus Aktiengeschäften aus. Zwischen April und Juni sind die Börsen-Indizes um etwa drei Prozent zurückgegangen (hier). Der Wert der Aktien im SNB-Portfolio mache etwa 68 Milliarden Franken aus, sagte Direktoriumsmitglied Frank Zurbrügg bei der geldpolitischen Lagebeurteilung in Bern. Der vorläufige Verlust auf dieser Position aus dem zweiten Quartal liege deshalb bei ein bis zwei Milliarden Franken. Die Zins- und Dividendenerträge auf Fremdwährungspositionen fallen im Vergleich zu den negativen Quartalszahlen nicht ins Gewicht, da diese nur einen Millionenbetrag ausmachen.
Damit setzt die SNB ihre Verlustgeschichte fort. Im ersten Quartal gab es zwar einen Gewinn von elf Milliarden. Die Verlustmeldungen überwiegen jedoch: Im vierten Quartal 2012 verlor die SNB rund elf Milliarden Franken. Im zweiten Quartal 2011 betrug der Verlust neun Milliarden. Der Rekordverlust stammt jedoch aus dem Jahr 2010: Zum Ende des Jahres fehlten 12 Milliarden Franken. Weil die Währung plötzlich im Vergleich zum Euro rasant an Wert gewann, gab es allein bei den Währungsanlagen der SNB einen Wertverlust von 26 Milliarden Franken.
Seitdem hält die SNB an der festen Wechselgrenze von 1,20 Schweizer Franken zum Euro fest. Denn nicht nur die Währungsanlagen, auch der Export der Schweiz gerät unter Druck, wenn die Produkte aus der Schweiz zu teuer werden. Im Mai sind die Ausfuhren um etwa fünf Prozent zurückgegangen. Zudem würde eine Aufwertung des Franken die Preisstabilität in der Schweiz gefährden.
Der währungsabhängige Export der Schweiz ist jedoch das geringere Übel: Sollte Bernanke bis zum Herbst wirklich weniger Geld drucken lassen und den Geldhahn bis Mitte des nächsten Jahres endgültig zudrehen, dann könnten die Märkten in einen Schock geraten. Schon jetzt zeichnet sich eine Kreditklemme bei den mittelständischen Unternehmen Europas (hier) und den südeuropäischen Banken ab (hier). Sobald der Liquiditätsengpass die Finanzmärkte erreicht, könnten die Börsenkurse noch stärker fallen.