Der britische Think Tank Open Europe hält in seiner Wirtschaftsanalyse für Portugal keine guten Nachrichten bereit. Binnen der letzten zwei Jahre war die Regierung immer wieder auf Finanzspritzen angewiesen, um das Schuldenziel zu erreichen. So wurde die Neuverschuldung künstlich auf unter drei Prozent gedrückt, wirklich verbessert hat sich die Situation nicht, berichtete Open Europe.
Im ersten Quartal 2013 haben die Portugiesen dann die Rechnung bekommen: Die Neuverschuldung stieg auf 7,1 Prozent. Das Schuldenziel wurde bereits entsprechend angepasst. Allerdings werde auch das neue Jahresziel von 5,5 Prozent schwer erreichbar sein. Noch vor wenigen Monaten sprachen sich Experten für die Rückkehr Portugals an die Finanzmärkte aus. Davon kann nun nicht mehr die Rede sein.
Das Exportwachstum kann die Schulden nicht mehr auffangen. Die Binnennachfrage ist zusammengebrochen. Die Staatsausgaben wurden eingestellt. So kann auch künstlich kein Kaufanreiz mehr simuliert werden. Die Arbeitskosten steigen, die Wettbewerbschancen sinken entsprechend.
Die Zinsen für Staatsanleihen sind in der Folge der politischen Krise in Portugal in die Höhe geschossen, die die EU vor eine Zerreißprobe stellt (mehr hier).
Indes steht die Regierung in Portugal vor dem Scheitern. Nach dem Finanzminister warf auch Außenminister Paulo Portas das Handtuch. Premierminister Pedro Passos Coelho verliert den Rückhalt (hier).
Sollte sich der Koalitionspartner aus der Regierung verabschieden, stehen Neuwahlen bevor. Das würde die Krise Portugals nur verschärfen. Derzeit findet ein Krisengespräch der Regierungsparteien statt.