Brasilien hat in den vergangenen Jahren einen Wandel durchlebt. Die Anzahl jener Menschen, die zum Mittelstand zählen, ist schnell gewachsen. Das liegt zum Teil an politischen Programmen, die die historisch gewachsene Schere zwischen Arm und Reich schließen wollten. Seit 2002 wurden zehntausende Personen im öffentlichen Dienst angestellt. Gleichzeitig wurde das Sozialsystem ausgeweitet, Gas- und Strompreise subventioniert.
Der Wandel vollzog sich mit massiver Unterstützung der Banken.
Der Preis: Hohe Schulden, vor allem für Privatleute.
Der Wohlstand kam auf Pump.
Vor zehn Jahren zählten noch weniger als 40 Prozent der Brasilianer zur Mittelklasse, heute sind es über 50 Prozent in einem Land mit mehr als 190 Millionen Einwohnern. Es gab innerhalb kurzer Zeit einen signifikanten Anstieg an Fernreisen, in New York waren die Brasilianer im vergangenen Jahr sogar jene Touristen, die das meiste Geld in der Stadt ließen.
Den Schritt von der Armut in den Mittelstand haben die Brasilianer mit Schulden getan. Nun, da die weltweite Rezession auch vor den einstigen Hoffnungs-Trägern, den Schwellenländern, nicht haltmacht, gibt es das böse Erwachen: Viele Kreditnehmer die Rückzahlungen nicht mehr stemmen können und nun auf hohen Schulden sitzen, analysiert der Finanzblog Zerohedge.
Von allen brasilianischen Privatkrediten sind 5,6 Prozent faule Kredite. Das ist die weltweit höchste Rate - noch vor Russland, Südafrika und Kolumbien. Alle Verbraucherkredite entsprechen der Summe von 25,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Zusätzlich wird die Brasilianische Zentralbank (Brazilian COPOM) wahrscheinlich schon im nächsten Monat den Zinssatz auf ein zweistelliges Niveau heben. Für Brasilien wird das schwer zu stemmen sein, einerseits sind die Einwohner mit einem Viertel des Bruttoinlandsprodukt verschuldet, andererseits steigen die Zinszahlungen des Landes alle zwei Monate um ein Prozent.
Die Zahlungsunfähigkeit vieler Kreditnehmer wirkt sich indes auch auf das Einkaufsverhalten in Brasilien aus: es sinkt rasant. Im Jahr 2010 hatte das Land noch ein Wirtschaftswachstum von 7,5 Prozent, nun ist es auf 2,4 Prozent gefallen.
Die Entwicklung zeigt: Das global agierende Finanz-System schafft keinen nachhaltigen Wohlstand.
Es schafft Schulden-Sklaven, die in die Bredouille geraten, sobald das Wachstum schwindet.
Verlieren die Leute ihren Job, ist nicht bloß der Wohlstand weg.
Es bleibt ein Schuldenberg.
Die Armut kehrt zurück.
Die Gläubiger ziehen weiter.