Europas Großbanken haben ihre Investitionen in Staatsanleihen in den letzten beiden Jahren um mehr als ein Viertel erhöht. Zugleich haben sie bei den Unternehmenskrediten gekürzt. So bereiten sich die Banken auf die strengeren Regeln um Rahmen von Basel III vor.
Die 16 größten Banken Europas haben 2011 und 2012 ihre Bestände an Staatsanleihen um 550 Milliarden Euro ausgebaut, zitiert die FT eine Untersuchung der Rating-Agentur Fitch. Das ist ein Anstieg um 26 Prozent. Im selben Zeitraum haben die Banken ihre Kredite an Unternehmen um 440 Milliarden Euro zurückgefahren. Das ist ein Rückgang um 9 Prozent.
Eine Ursache für die Neuorientierung der Banken weg von Unternehmens-Krediten und hin zur Staatsfinanzierung sind die neuen Kapitalregeln im Rahmen von Basel III. „Basel III scheint das Kapital-Management, die Risikoverteilung und die Kredit-Strategien der Banken bereits zu beeinflussen“, sagte Martin Hansen, Analyst bei Fitch.
Das Basel-III-Regelwerk, das bis Ende 2018 in Kraft treten soll, erhöht die Kapitalanforderungen massiv. Es macht die Vergabe von Unternehmenskrediten noch teurer und verstärkt somit die Anreize für Banken, in Staatsanleihen zu investieren. Die Kapitalanforderungen für Unternehmenskredite sind mehr als zehnmal so hoch wie bei Staatsanleihen, so Fitch.
Hinzu kommt, dass die neuen Regeln die Banken dazu zwingen, leichtverkäufliche Papiere als Puffer vorzuhalten. Dies setzt einen weiteren Anreiz, Staatsanleihen zu halten oder überschüssige Einlagen bei der Zentralbanken zu deponieren.
Die Staaten drängen die Banken über Basel III praktisch dazu, ihre Anleihen zu kaufen. Wenn die Banken sich aus dem Geschäft mit den Staatsanleihen zurückziehen würden, könnten die Zinsen für die Staaten explodieren. Um dies zu verhindern, stellte die EZB in den vergangenen Jahren billige Langzeitkredite zur Verfügung, mit denen die Banken Anleihen der gefährdeten Länder der Peripherie kauften.
Bundesbank-Chef Jens Weidmann stellte die bevorzugte Behandlung der Staatsanleihen kürzlich in Frage. „Die Zeit ist reif, die regulatorische Behandlung von Staatsanleihen anzugehen“, sagte er der FT. Anders könne die gegenseitige Abhängigkeit von Staaten und Banken nicht aufgebrochen werden.
Banker machen auch die schwache wirtschaftliche Lage für ihre Flucht in die Staatsanleihen verantwortlich. „Es gibt keine andere Möglichkeit, unser überschüssiges Geld zu investieren“, sagte Andreas Treichl, Chef der Erste Group, einer der größten Banken Österreichs. „Das ist das eigentliche Problem Europas. (…) Ich würde gern Kredite an Unternehmen vergeben, aber es gibt einfach nicht genug Wachstum.“