Finanzen

Zeitbombe für deutsche Sparer: 720 Milliarden Euro faule Kredite in Europa

Die EU versucht hektisch, Regeln für Banken-Pleiten in Europa aufzustellen. Der Grund: Durch das billige EZB-Geld haben zu viele Leute in Südeuropa billige Kredite bekommen. Nun können sie diese wegen der Rezession nicht mehr bedienen. Ein Wettlauf mit der Zeit hat begonnen. Wenn die Kredit-Blase platzt, müssen die deutschen Spareinlagen verfügbar sein. Anders geht es nicht mehr.
19.05.2013 00:20
Lesezeit: 2 min

Die faulen Kredite werden zum Existenz-Problem für die europäischen Banken. Die erwarteten Kreditausfälle sind so massiv, dass eine Rettung der Banken auf nationaler Ebene kaum noch möglich ist.

Die aktuellen Zahlen liefern den Beleg für die Hektik der EU, rasch eine europäische Banken-Union auf die Beine zu stellen - und zwar möglichst, ohne das Volk zu befragen (hier).

Dafür reicht die Zeit einfach nicht mehr.

Denn nun beginnt sich langsam die Niedrigzins-Politik der EZB zu rächen: In den vergangenen Jahren wurden hemmungslos Kredite an Privatleute vergeben, die diese Kredite jedoch wegen der Rezession in Südeuropa nicht mehr bedienen können.

Über die Folgen, die eintreten, würde die EZB den Leitzins erhöhen, kann man in diesem Zusammenhang schon gar nicht mehr nachdenken.

Es wäre schlagartig das totale Fiasko.

Der Anteil der faulen Kredite in den Peripherie-Ländern Europas wächst nämlich um durchschnittlich 2,5 Prozent pro Jahr. In Italien machen die faulen Kredite nunmehr 13,4 Prozent aller Kredite aus, berichtet Zero Hedge. In Griechenland sind es 25 Prozent, in Irland 19 Prozent. Auch in Spanien und Portugal eskaliert die Lage. In Deutschland hingegen sind nur 2 Prozent der Kredite vom Ausfall bedroht.

Die EZB versucht verzweifelt, diese Schrottpapiere in ihre Bilanzen zu übernehmen und so eine heimliche Gemeinschafts-Haftung zu einem fait accompli zu machen (hier). Die EZB sieht darin im Moment die einzige Möglichkeit, einen Crash zu verhindern.

Denn die Staaten können ihre Banken nicht mehr retten, weil sie eben erst ihrerseits von den Banken gerettet wurden: Die Banken haben das billige EZB-Geld dazu verwendet, Staatsanleihen aufzukaufen, um die Zinsen am Bond-Markt zu drücken.

Diese Staatsanleihen liegen nun wie Blei im Keller der Banken.

Noch gefährlicher sind jedoch - neben den Derivaten - die Folgen von Kreditausfällen. Sie werden den Steuerzahlern und Sparern noch größte Sorgen bereiten. (hier).

Hier zeigt sich: Es stinkt gewaltig in den Bilanzen der Banken.

Allein in den Ländern der Peripherie haben die faulen Kredite eine Höhe von 500 Milliarden Euro erreicht, einer halben Billion Euro. In der gesamten Eurozone sind es 720 Milliarden Euro.

Die deutschen Sparer und Bank-Kunden sollten sich darauf einstellen, dass der dringende Wunsch nach Zugriff auf die Billionen der Deutschen keiner Frage von Neid und Missgunst ist.

Die Panik der Euro-Retter hat ihren Grund in harten, realen Zahlen.

Diese Zahlen sind die Folge einer verantwortungslosen Schuldenpolitik, bei der jeder mit einem Kredit versorgt wurde, der bei der Bank anklopfte.

Die Banken haben mutwillig darauf gesetzt, dass sie von den Staaten gerettet werden.

Die Süd-Staaten sind aber selbst pleite und können niemanden mehr retten.

„Ohne das Geld der Deutschen geht es nicht“, sagte der US-Ökonom und Professor Barry Eichengreen am Rande des Weltwirtschaftsgipfels in Davos.

Daher wurde die Zeitbombe diskret den Bank-Kunden und den deutschen Sparern vor die Füße gerollt.

Dort liegt sie nun und kann nicht meht entschärft werden.

Tick-Tack, Tick-Tack.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Geschäftsklima: Deutsche Unternehmen trotzen globalen Risiken
24.04.2025

Während weltweit wirtschaftliche Sorgen zunehmen, überrascht der Ifo-Index mit einem leichten Plus. Doch der Aufschwung ist fragil: Zwar...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktive ETFs: Wie US-Finanzriesen Europa erobern und was das für Anleger heißt
24.04.2025

Amerikanische Vermögensverwalter drängen verstärkt auf den europäischen Markt für aktiv gemanagte ETFs, da hier im Vergleich zu den...

DWN
Politik
Politik Meloni wird Trumps Brücke nach Europa
24.04.2025

Giorgia Meloni etabliert sich als bevorzugte Gesprächspartnerin Donald Trumps – und verschiebt das diplomatische Gleichgewicht in Europa.

DWN
Politik
Politik Rot-Grüner Koalitionsvertrag für Hamburg steht
24.04.2025

SPD und Grüne wollen in Hamburg weiter gemeinsam regieren – trotz veränderter Mehrheitsverhältnisse. Der neue Koalitionsvertrag steht,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Warum irische Firmen im deutschen Green-Tech-Boom Milliardenwachstum anstreben
24.04.2025

Irlands Green-Tech-Firmen erobern den deutschen Markt – mit strategischem Fokus auf Energie, Infrastruktur und Digitalisierung.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der Goldpreis fällt – Ist der Gipfel bereits überschritten?
24.04.2025

Nach einem historischen Rekordhoch hat der Goldpreis nun zum zweiten Mal in Folge deutlich nachgegeben – ein möglicher Wendepunkt am...

DWN
Politik
Politik USA und China: Handelsgespräche stehen still – Trump setzt weiter auf Eskalation
24.04.2025

Washington und Peking liefern sich einen erbitterten Handelskrieg – von Verhandlungen fehlt jede Spur. Trumps Strategie setzt weiter auf...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Trump glaubt an Deal mit Moskau – und kritisiert Selenskyj
24.04.2025

Donald Trump sieht eine Einigung mit Russland zum Greifen nah – und gibt Präsident Selenskyj die Schuld an der Fortdauer des Krieges....