Politik

Radikale Worte von Cameron: Freizügigkeit in der EU geht zu weit

Lesezeit: 1 min
28.11.2013 01:01
In Großbritannien gelten künftig strengere Regeln für EU-Bürger, die auf der Insel arbeiten wollen. Der Zugang zu Sozialhilfe und Wohngeld wird eingeschränkt. Bei Arbeitslosigkeit wird die Person ausgewiesen. Das kündigt der britische Premierminister David Cameron an.
Radikale Worte von Cameron: Freizügigkeit in der EU geht zu weit

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Ab 1. Januar 2014 gilt die Reisefreiheit für Rumänen und Bulgaren. Sie haben dann das gleiche Recht in jedem EU-Land zu arbeiten, wie alle anderen EU-Bürger. Der britische Premierminister David Cameron hat dabei große Bedenken, die er mit seinen Landsleuten teilt.

Eine Million Menschen sind seit 2004 von Mittel- und Osteuropa nach Großbritannien ausgewandert. Das größte Versäumnis war laut Cameron, dass die Labour-Regierung damals die Möglichkeit ausließ, ein siebenjähriges Einreiseverbot zu erlassen, bevor neue EU-Bürger ohne Einschränkungen nach Großbritannien einwandern konnten.

Die Briten bekamen so eine Lehre über Einkommensunterschiede erteilt. Cameron wundert nicht, dass so viele Menschen die Auswanderung wagen, wenn das Pro-Kopf-Einkommen in den neuen Beitrittsländern nur die Hälfte des EU-Durchschnitts ausmacht. Doch als Rumänien und Bulgarien der EU beigetraten, hätte Labour seine Lektion nicht gelernt.

Der EU-Beitritt von Bulgarien und Rumänien wäre der richtige Moment gewesen, um die Arbeitsmärkte neu zu regeln. Das sei der Grund, warum die jetzige britische Regierung die Übergangskontrollen für Bulgarien und Rumänien von fünf auf höchstens sieben Jahren verlängern will.

Die andere wichtige Erkenntnis sei, dass Fehler in der Einwanderungspolitik eng mit Sozialhilfe und Bildung verknüpft sind. „Wenn es sich nicht lohnt zu arbeiten, oder wenn Briten die Qualifikation fehlt, öffnet das einen Raum im britischen Arbeitsmarkt. Diesen besetzten die Menschen aus dem Ausland“, so Cameron in einem Gastkommentar für die FT. Die eigentliche Antwort liege in der Ausbildung der Briten, um diese Arbeitsplätze zu besetzen.

Neu ist, dass keiner ins Land kommen kann und sofort Anspruch auf Sozialhilfe habe. Wenn EU-Bürger arbeitslos werden, wird die Sozialhilfe die ersten drei Monate nicht mehr ausgezahlt. Nach diesen drei Monaten erhalten EU-Einwanderer Sozialleistungen nur noch für sechs Monate. Es sei denn, sie können nachweisen, dass sie eine echte Aussicht auf Beschäftigung hätten. „Wenn die Menschen nicht hier sind, um zu arbeiten – wenn sie betteln oder obdachlos sind – werden sie ausgewiesen. Sie werden dann vor einer Wiedereinreise für 12 Monate gesperrt werden. Es sei denn, sie können eine Arbeit nachweisen“, so Cameron.

Der Zugang auf Leistungsansprüche für Migranten wird ebenfalls erschwert werden, so der britische Premierminister. Dazu gehöre auch eine neue Mindestverdienstgrenze. Neu angekommene EU-Arbeitsuchende haben außerdem keinen Anspruch mehr auf Wohngeld.

Im Fokus stehen nun auch Arbeitsgeber, die Migranten weniger als den Mindestlohn zahlen. Sie werden mit einer Geldbuße von bis zu 20.000 Pfund für jeden unterbezahlten Arbeitnehmer belegt werden. Das entspricht einer Vervierfachung der bisherigen Strafe.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Bundestag berät über Haushaltspläne: Steuerzahlerbund zerreißt Finanzplanung
14.09.2024

Trotz wachsender Staatsverschuldung plant die Ampel-Koalition milliardenschwere Mehrausgaben. Der Steuerzahlerbund warnt vor fehlenden...

DWN
Panorama
Panorama Sepsis: Lebensbedrohlich und doch oft übersehen
14.09.2024

Eine Sepsis ist ein medizinischer Notfall und kann lebensbedrohlich sein. Besteht ein Verdacht, zählt jede Minute. Doch bei der Erkennung...

DWN
Immobilien
Immobilien IW-Studie: Bundesweiter Mietendeckel würde Wohnraum-Probleme noch weiter verschlimmern
14.09.2024

In Deutschland wurde im Jahr 2015 die Mietpreisbremse eingeführt, Berlin benutzt außerdem auch einen Mietendeckel. Doch laut einer...

DWN
Politik
Politik Konkurrenz ausgebootet – wie Konrad Adenauer erster Kanzler wurde
14.09.2024

Am 15. September 1949 wurde Konrad Adenauer zum ersten Kanzler der Bundesrepublik gewählt. Doch dieser Weg war alles andere als sicher....

DWN
Finanzen
Finanzen Family-Offices boomen: Vermögen der Superreichen wird sich bis 2030 fast verdoppeln
14.09.2024

Superreiche Familien werden ihr Vermögen bis 2030 um 4 Billionen Dollar auf knapp 10 Billionen vermehren, so eine Prognose der...

DWN
Panorama
Panorama Terrorgefahr: Strengere Sicherheitsmaßnahmen auf dem Oktoberfest
14.09.2024

Jedes Jahr lockt das Oktoberfest Millionen Besucher aus aller Welt nach München, was das Event zu einem internationalen Treffpunkt macht....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Sind technologische Monopole unvermeidlich?
14.09.2024

Mordecai Kurz, emeritierte Professor der Universität Stanford, promovierte vor mehr als 60 Jahren in Volkswirtschaft und veröffentlichte...

DWN
Panorama
Panorama Reben in der Hitze: Neuer Weingeschmack durch Klimawandel?
14.09.2024

Hohe Temperaturen sorgen für mehr Süße und weniger Säure im Most. Schmeckt unser Wein mit zunehmendem Klimawandel also bald anders? Mit...