Finanzen

Deutsche Banken: Börsen-Steuer zerstört Finanz-Märkte

Lesezeit: 1 min
14.02.2013 23:30
Der neue Entwurf zur Finanztransaktionssteuer ist äußerst ineffektiv, kritisiert die Deutsche Kreditwirtschaft. Dieser verzerre die Wettbewerbsbedingungen und treffe die falschen Parteien. Zudem könne man an Frankreich sehen, dass nach Einführung einer solchen Steuer der Aktienhandel um 18 Prozent zurückgegangen ist.
Deutsche Banken: Börsen-Steuer zerstört Finanz-Märkte

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Am Donnerstag hat die EU-Kommission ihren Richtlinienentwurf zur geplanten Finanztransaktionssteuer vorgelegt. Trotzdem sich nur elf der 27 EU-Mitgliedsstaaten bisher bereit erklärt hatten, diese Steuer einzuführen, versucht die Kommission mit ihrem Vorschlag, weltweit alle Geschäfte zu besteuern, die Finanzprodukte beinhalten, die in den beteiligten Ländern ausgegeben werden. Während der EU-Steuerkommissar Algirdas Semeta den Entwurf als „fair, sachlich ausgereift und juristisch fundiert“ in Brüssel bezeichnete, ist die Deutsche Kreditwirtschaft ganz anderer Meinung.

Der derzeitige Entwurf würde sowohl dem Binnenmarkt als auch dem Wirtschaftsstandort Deutschland erheblich schaden, so die Deutsche Kreditwirtschaft in einer Pressemitteilung. Nach dem jetzigen Vorschlag könne nicht verhindert werden, dass Finanzinstitute Staaten abwandern, die der Steuer nicht unterliegen. Der Blick nach Frankreich zeigt die negativen Auswirkungen einer solchen Steuer bereits nach kurzer Zeit. Nach Einführung einer Finanztransaktionssteuer auf den Handel französischer Aktien, ist der Aktienhandel mittlerweile um 18 Prozent zurückgegangen, so die Deutsche Kreditwirtschaft.

Zudem drohen bei dem jetzigen Entwurf Verzerrungen des Wettbewerbs und eine Destabilisierung der europäischen Finanzmärkte. Darüber hinaus sei erkennbar, dass dadurch nicht die „Zielsetzung erreicht werden kann, unerwünschte Spekulationen zu verhindern“, heißt es in dem Statement der Deutschen Kreditwirtschaft. „Aus diesen Gründen ist die Einführung einer Finanztransaktionssteuer im Rahmen der verstärkten Zusammenarbeit ebenso abzulehnen wie nationale Alleingänge.“ Selbst der von der Politik angestrebte Plan, weder die Realwirtschaft noch Kleinsparer zu belasten, sei bei diesem Entwurf nicht gegeben.

Insgesamt rechnen die teilnehmenden Mitgliedsstaaten damit, zu denen unter anderem Deutschland, Spanien, Österreich und Belgien gehören, durch die Finanztransaktionssteuer jährliche Einnahmen in Höhe von etwa 30 bis 35 Milliarden Euro zu erzielen, so der EU-Steuerkommissar am Donnerstag. Der Entwurf sieht vor, Abschläge von 0,1 Prozent auf Aktien- und Anleihengeschäfte und von 0,01 Prozent auf Derivategeschäft zu erheben. Die EZB, die Rettungsschirme EFSF und ESM sowie die Börsengänge, Geschäfte von Kleinanlegern und der Schuldendienst der beteiligten Staaten sollen davon ausgenommen werden. Die Experten erwarten Semeta zufolge, dass der Derivatehandel um 75 Prozent einbrechen dürfte.

Um eine Abwanderung in Drittstaaten zu verhindern, sieht der Entwurf Folgendes vor: Alle Geschäfte, an denen auch nur ein Partner aus einem der teilnehmenden Ländern kommt (Ansässigkeit), sollen besteuert werden. Ähnliches soll auch auf dem Sekundärmarkt angewandt werden. Kauft ein amerikanischer Investor von einem britischen Institut eine spanische Staatsanleihe, wären beide gezwungen, eine derartige Steuer an Spanien zu zahlen.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg aktuell: Russische Angriffe auf Ukraine während orthodoxem Osterfest
06.05.2024

Russische Einheiten setzen ihre Angriffe entlang der ukrainischen Fronten fort, auch während des orthodoxen Osterfests. Am Sonntag...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Ausblick: Anleger erwarten Impulse für den Deutschen Aktienindex
06.05.2024

Der DAX hat zuletzt um die Marke von 18.000 Punkten geschwankt, jetzt warten Anleger gespannt auf neue Impulse. Im als herausfordernd...

DWN
Technologie
Technologie Sprunginnovation: In der Lausitz wird das größte Höhenwindrad der Welt errichtet
06.05.2024

Die Sache klingt zunächst irgendwie tragisch. Die Bundesagentur für Sprunginnovationen versucht, in der Lausitz in 365 Metern Höhenwinde...

DWN
Politik
Politik Deutsch-australische Rüstungskooperation: Mehr als Boote und Panzer?
05.05.2024

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock befürwortet eine engere Rüstungskooperation zwischen Deutschland und Australien, da sie betont,...

DWN
Immobilien
Immobilien Die Grunderwerbssteuer: Was Sie unbedingt wissen sollten!
05.05.2024

Jeder, der in Deutschland ein Grundstück erwerben will, zahlt darauf Steuern. Vorne mit dabei: Die Grund- und Grunderwerbssteuer. Doch was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eli Lilly, Merck und Biontech: Deutschland behauptet sich als Pharma-Standort
05.05.2024

Mehr als 250.000 Beschäftigte sind in Deutschland allein in der Pharma-Industrie beschäftigt. Dass die Branche auch in naher Zukunft...

DWN
Finanzen
Finanzen Dispozinsen: Wie sie funktionieren und wie man sie vermeidet
05.05.2024

Dispozinsen können eine teure Überraschung für Bankkunden sein, die ihr Konto überziehen. Dieser Artikel erklärt, wie Dispozinsen...

DWN
Technologie
Technologie EU-China-Beziehung: Droht ein Handelskrieg um Elektroautos?
05.05.2024

Vor Xi Jinpings Besuch in Paris bekräftigt Deutschland seine Haltung im EU-China-Streit um E-Autos. Doch wie wird die EU reagieren?