Finanzen

Zins-Manipulationen: Wie die Banken heimlich die Sparbücher abräumen

Die Banken manipulieren ihre Zinsen auf Sparguthaben. Wegen der Inflation werden Sparer um ihr Geld gebracht. Durch die Niedrigzins-Politik der EZB wird den Sparern das Geld aus der Tasche gesaugt. Den verbleibenden Rest wollen sich die Banken holen, indem sie die Indices manipulieren.
11.05.2013 00:43
Lesezeit: 2 min

Die historisch niedrigen Zinsen der EZB haben dazu geführt, dass viele Kreditinstitute ihre Zinsen auf Sparguthaben gesenkt haben. Bei durchschnittlich 0,8 Prozent Zinsen auf Guthaben lohnt sich das Sparen nicht mehr. Sogar die unglaubwürdige, offizielle Inflationsrate liegt darüber (1,2%), die Erfahrungen der Bürger mit der Inflation liegen eher im zweistelligen bereich (hier).

Einem Bericht vom Deutschlandradio zufolge orientieren sich die Banken aber nicht unbedingt am Leitzins der EZB, sondern eher am Interbankenzinssatz Euribor. Die Senkung des EZB-Leitzinses wird lediglich als Vorwand genommen, auch die Sparguthaben geringer zu verzinsen.

Stattdessen sollte der Euro Interbank Offered Rate (Euribor) als Indikator dafür dienen, den Banken einen Anhaltspunkt für die Höhe der Zinsen auf Spareinlagen zu liefern. Der Zins wird monatlich durch eine Befragung der Kreditinstitute über ihr Zinsniveau auf Spareinlagen ermittelt. Er stand seit dem Libor-Skandal im Verdacht, dass es zu massiven Manipulationen gekommen ist. Das Wall Street Journal hatte berichtet, wie beim Libor mit Sex, Geld und Drogen bestochen wurde. Es ist unwahrscheinlich, dass sich Trader und Broker beim Euribor nur zum gemeinsamen Goethe-Lesen und Briefmarken-Sammeln treffen.

Dieser Zins-Index hat daher bald ausgedient. Immer mehr Banken steigen aus dem Gremium aus, das den Euribor festsetzt. Unter den Banken, die sich von dem Zins entfernen sind die UBS und auch die Landesbank Berlin. Wie die Welt berichtet, machen sich die Banken „Sorgen, dass Klagen gegen sie eingereicht werden könnten. Auch strafrechtliche Konsequenzen werden für den Fall befürchtet, dass Fehlverhalten festgestellt wird“. Schon während des Libor-Skandals mussten Banken wegen der Manipulation der Zinsen insgesamt Strafen von knapp zwei Milliarden Euro zahlen (mehr hier).

Die Strafzahlungen haben freilich rein symbolischen Wert: Sie dienen den Banken dazu, sich gegen vergleichsweise geringe Beträge freizukaufen, und das System läuft weiter. Erst kürzlich ist bekanntgeworden, dass es bei der größten Londoner Derivaten-Institution zu schweren Unregelmäßigkeiten gekommen ist (hier). Auch der Goldpreis wird massiv manipuliert (hier). Die Staatsanleihen sind wegen der Manipulationen durch die nationalen Banken schon längst zu einer völlig unberechenbaren Anlage verkommen.

Der Austritt der Banken aus dem Euribor Gremium bedeutet, dass auch dieser Index mit hoher Wahrscheinlichkeit massiv manipuliert wird. Banken wollen einfach „nicht mit etwas in Verbindung gebracht werden, über das es so viele schlechte Schlagzeilen gibt“, sagte Christopher Wheeler, Banken-Analyst bei Mediobanca SpA in London, in Bezug auf die Landesbank Berlin. Für sie sei es das Beste, auf Distanz zu gehen.

Während die Banken ihr Gesicht in der Öffentlichkeit zu wahren versuchen, werden die Sparer doppelt um ihr Geld gebracht. Die Geldschwemme und die extreme Niedrigzins-Politik der EZB und aller anderen Notenbanken fördern nichts als verstärkte Zockerei der Banken mit Aktien und Anleihen sowie dem gedeihlichen Wachstum der gänzlich unkontrollierten Schattenbanken. Die virtuellen Börsenkurse explodieren (mehr hier), bis es zum nächsten Crash kommt, nachdem die Banken vom Steuerzahler gerettet werden müssen.

Als Bankkunden werden die Steuerzahler wiederum werden auch noch um ihr Erspartes gebracht, indem durch die Zinsmanipulation die Spareinlagen kontinuierlich abkassiert werden. Wer trotzdem noch sein Geld auf der Bank lässt, läuft neben den realen Verlusten auch gleich noch Gefahr, beim nächsten Bail-In nach dem „Modell-Zypern“ zwangsenteignet zu werden (hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Wahlsieger Merz: Trotz Wermutstropfen Rambo-Zambo
23.02.2025

Der CDU-Chef bringt den Vorsprung aus den Umfragen ins Ziel: Die Union gewinnt die Bundestagswahl. Doch ein wichtiges selbstgestecktes Ziel...

DWN
Politik
Politik Historisches Debakel für die SPD: Scholz' Tage sind gezählt
23.02.2025

Trotz Widerstands innerhalb seiner Partei wollte er es noch einmal versuchen – und ist kläglich gescheitert. Die kürzeste Amtszeit...

DWN
Politik
Politik Erwartungen verfehlt: FDP erleidet mit Lindner herbe Wahlniederlage
23.02.2025

Die FDP bleibt unter den eigenen Erwartungen und hat sich von der Krise in der Ampel-Koalition nicht erholt. Parteichef Lindner und seine...

DWN
Politik
Politik Bundestagswahl: Union gewinnt vor AfD, Fiasko für die SPD - droht erneut eine Dreierkoalition?
23.02.2025

CDU und CSU gehen als klare Sieger aus der Bundestagswahl hervor – für die SPD ist es das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Die...

DWN
Politik
Politik Merz triumphiert, Scholz geschwächt: Die Konsequenzen der Wahl
23.02.2025

Deutschland hat entschieden, und es gibt einen klaren Gewinner. Dennoch dürfte die Regierungsbildung herausfordernd werden, da die Zeit...

DWN
Politik
Politik Wie es nach der Bundestagswahl weitergeht
23.02.2025

Nach der Bundestagswahl beginnt die nächste Phase: die Regierungsbildung. Dabei sind zahlreiche Schritte erforderlich, die sich über...

DWN
Politik
Politik Wahlrecht 2025: Kleinerer Bundestag, größere Auswirkungen – Das ändert sich für Wähler und Parteien
23.02.2025

Am Wahltag selbst werden die meisten Wählerinnen und Wähler keinen Unterschied bemerken. Doch hinter den Kulissen verändert sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schweizer Infrastrukturexperte: "Deutschland war lange der Wirtschaftsmotor Europas – das muss wieder so sein"
23.02.2025

Deutschland kämpft mit maroden Brücken, Straßen, Schienen, Strom- und Kommunikationsnetzen. Der Schweizer Infrastrukturexperte Alexander...