Politik

EU macht Agrar-Kosmetik und verschleudert weiter Milliarden Steuergelder

Lesezeit: 1 min
27.06.2013 01:35
Die EU hat ein Reförmchen zur sinnlosesten ihrer Einrichtungen beschlossen, den Agrar-Subventionen. Dabei sind der EU wieder einige bürokratische Leckerbissen gelungen, die an der Tatsache, dass vor allem Lebensmittel-Großkonzerne die Steuer-Milliarden abgreifen, nicht im mindesten etwas ändern.
EU macht Agrar-Kosmetik und verschleudert weiter Milliarden Steuergelder

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Bauern, die weiterhin von den Agrar-Subventionen der EU profitieren wollen, müssen ab 2015 eine Reihe neuer EU-Vorschriften beachten. Die Agrar-Subventionen haben einen Umfang von jährlich 58 Milliarden Euro und machen circa 40 Prozent des EU-Budgets aus. Die gigantische Umverteilungs-Bürokratie macht die Nahrungsmittel für die Bürger Europas teurer.

Am Mittwoch sollen sich Vertreter von EU-Parlament, EU-Kommission und den Mitgliedstaaten auf einen Kompromiss zu den Agrar-Subventionen in der EU geeinigt haben. Die Reform verlangt, dass die Bauern ab 2015 mindestens 5 Prozent ihrer Ackerfläche „im Umweltinteresse“ nutzen. Ab 2017 könnten es sogar 7 Prozent sein.

Auf diesen Flächen sind „im Umweltinteresse“ nur noch Brachen, Hecken, Wildblumen und ähnliches erlaubt. Zulässig sind auch Plantagen zur Gewinnung von Holz oder Hülsenfrüchte, die ohne Chemie bewirtschaftet werden.

Zudem müssen die europäischen Bauern ab einer Betriebsgröße von 10 Hektar zwei verschiedene Fruchtarten und ab 30 Hektar drei verschiedene Fruchtarten anbauen. Auch wird ihnen verboten, Wiesen und Weiden in Ackerland umzubrechen. Biobauern erfüllen all diese Vorschriften automatisch.

Wer gegen die neuen EU-Regeln verstößt, verliert mindestens 30 Prozent der Direktzahlungen. Grünflächen auf Flughäfen, Golfplätzen oder an Wasserwerken sollen künftig von Subventionen ausgeschlossen sein.

Zudem soll den Mitgliedsstaaten ermöglicht werden, die EU-Subventionen gleichmäßiger zu verteilen. Bisher werden die Direktzahlungen pro Hektar berechnet. Daher gehen circa 80 Prozent der Subventionen an die größten 20 Prozent der Empfänger. Nun dürfen die Mitgliedstaaten entscheiden, dass Betriebe für die ersten 30 Hektar deutlich mehr Prämien erhalten. Zudem können Zahlungen an große Betriebe begrenzt werden.

Pieter Cleppe vom Think-Tank Open Europe sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, es sei ein Fortschritt, dass das Agrar-Budget der nächsten sieben Jahre um 60 Milliarden Euro gekürzt worden ist. Es sei jedoch ein Problem, dass die Agrarsubventionen nicht vollständig abgeschafft werden. Denn diese seien nicht nur teuer, sondern behinderten die Bauern bei der Modernisierung ihrer Betriebe.

Das wahre Problem der EU-Agrarsubventionen ist mit dem Kompromiss jedoch nicht einmal im Ansatz adressiert worden: Mit der Agrarförderung werden vor allem industrielle Groß-Konzerne wie Südzucker finanziert. Das ganze System ist leistungsfeindlich, zentralistisch, intransparent und verschwenderisch. Es stammt aus einer Zeit, in der die Bauern noch eine wichtige Klientel bei Wahlen waren.

Die Agrar-Subventionen gehören in der derzeitigen Form ersatzlos gestrichen.

Erst wenn sich die EU zu diesem logischen Schritt aufrafft, wird man sagen können: Die EU ist auf einem guten Weg.

Darauf müssen allerdings noch Generationen warten.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...