Finanzen

China-Krise: Die Lage ist ernst

Lesezeit: 2 min
12.07.2013 16:39
Die chinesische Führung erwartet eine deutliche Abschwächung des Wirtschaftswachstums. Hintergrund ist die zuletzt zu Tage getretene Kreditblase und die fehlende Liquidität der nationalen Banken. Das zurückgehende Wirtschaftswachstum ist jedoch nicht nur für China selbst ein Problemfall. Auch für Europa bedeutet dies die Schwächung eines wichtigen Absatzmarktes.
China-Krise: Die Lage ist ernst

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Das chinesische Wirtschaftswachstum dürfte nach Regierungsangaben in diesem Jahr auf 7 Prozent zurückgehen. Sollte das Plus tatsächlich so gering ausfallen, wäre es das erste Mal, dass China ein von der Führung verordnetes Wachstumsziel verfehlt.

„Wir glauben nicht, dass 6,5 oder 7 Prozent ein großes Problem sein werden“, sagte Finanzminister Lou Jiwei am Freitag in Washington am Rande von Handelsgesprächen zwischen China und den USA. Offiziell rechnete Peking für 2013 mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung um 7,5 Prozent, berichtet Bloomberg. Schon bei Erreichen dieses Zieles wäre dies das geringste Wachstum seit 23 Jahren.

Was den Ausblick in die entferntere Zukunft betrifft, dämpfte Lou die Erwartungen ebenfalls. Wachstumsraten von nur noch 6,5 Prozent seien demnach in den kommenden Jahren durchaus akzeptabel. Schon in den vergangenen Wochen war Peking bemüht, die chinesischen Unternehmen und Investoren auf eine kontrollierte Abkühlung der Wirtschaft vorzubereiten.

Die Geldpolitik der Chinesischen Zentralbank ist offenbar bereits etwas restriktiver. Das Geldangebot stieg im Juni um 14 Prozent, und damit um fast 2 Prozent weniger als im Vormonat. Noch immer ist die Zinspolitik jedoch äußerst expansiv.

Dass die Regierung auf die Konjunkturbremse steigen will, zeigen auch die bereits veröffentlichten Zahlen für das erste Halbjahr. Auf das Jahr hochgerechnet ist Chinas Wirtschaft in diesem Zeitraum demnach um 7,7 Prozent gewachsen. Wenn das Wachstum im gesamten Jahr lediglich auf 7 Prozent kommen soll, so wie nun von Lou bekannt gegeben, müsste sich die Wirtschaft im zweiten Halbjahr deutlich abkühlen.

Statt bei einer drohenden Abschwächung der Konjunktur wie bisher üblich ein Konjunkturpaket aufzulegen, werden die zentralstaatlichen Ausgaben diesmal sogar zurückgefahren. „Ich muss aber darauf hinweisen, dass die strukturelle Anpassung der Wirtschaft ein schmerzhafter Prozess ist“, so Lou weiter.

Die neue Führung unter Präsident Xi Jinping und Ministerpräsident Li Keqiang reagiert damit auf die zuletzt bekannt gewordenen Ungleichgewichte auf dem chinesischen Kapitalmarkt (hier). Die Wirtschaft wuchs bisher vor allem, indem mit hohen Investitionen starke Exportindustrien aufgebaut wurden. Die Überhitzung des Kreditbooms zeigt, dass dieser expansive Kurs große Risiken in sich trägt.

Allerdings haben die gedämpften Wachstumszahlen ihre Ursache nicht nur in der staatlichen Lenkung. Anfang der Woche zeigte sich bereits, dass sowohl der Export als auch der Import des Landes deutlich zurückgegangen sind (hier). Die Wirtschaft des Landes schwächelt. Probleme in den USA und in Europa werden auch in China sichtbar. Zumal die chinesische Realwirtschaft auch unter den hohen Kreditanforderungen der Banken leidet. Die Unternehmen kommen seit mehr als einem halben Jahr immer schwerer an neues Geld. Die gedrosselte Geldpolitik hat diese Entwicklung noch verstärkt.

Darüber hinaus ist die Ankündigung von einem Wachstum von sieben Prozent auch mit Vorsicht zu genießen. Zuletzt hatte das Land die Wirtschaftsdaten manipuliert, indem es wichtige Faktoren einfach nicht mit einbezogen hatte (mehr hier). Das Land befindet sich in einer Krise, die Banken sind teilweise stark unterkapitalisiert und die Baubranche, die jahrelang Motor des chinesischen Wachstums war, steckt in einem Tief.

Kühlt die Wirstchaft Chinas weiter ab, wird dies auch in den USA und in Europa zu einer Verschärfung der gegenwärtigen Situation führen. Der Absatzmarkt China ist sowohl für die USA als auch für Europa in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Saudi-Arabien leitet spektakuläre Kehrtwende in der Außenpolitik ein

Im Nahen Osten findet eine tektonische Verschiebung des geopolitischen Settings statt – mit möglicherweise weitreichenden Folgen.

DWN
Politik
Politik Großbritannien liefert Uran-Munition an Ukraine

Die Panzer, die Großbritannien der Ukraine spendet, werden mit Munition geliefert, die abgereichertes Uran enthält. Russland warnt vor...

DWN
Politik
Politik Die Achse Moskau-Peking: Putin und Xi demonstrieren Geschlossenheit

Gleich mehrere Tage war Staatschef Xi bei Putin in Moskau zu Gast. Die beiden Staatschefs schlossen mehrere Abkommen, die die...

DWN
Finanzen
Finanzen Brand im Bankensystem: Fed verfolgt riskante Doppel-Strategie

Unabhängig davon, was die US-Zentralbank heute beschließt – dem Bankensystem droht ein Flächenbrand. Das Löschen könnte schwere...

DWN
Politik
Politik USA: Wird Donald Trump heute verhaftet?

In New York stehen Metallzäune vor dem Gericht, Trump wütet im Netz und Republikaner schimpfen auf die Justiz: Grund ist eine mögliche...

DWN
Politik
Politik IWF vergibt Milliardenkredite an Ukraine für Wiederaufbau

Der Internationale Währungsfonds hat der Ukraine Kredite in Milliardenhöhe gewährt. Das Geld soll in den Wiederaufbau der Infrastruktur...

DWN
Politik
Politik Ausschreitungen in Paris: Tausende Franzosen protestieren gegen Rentenreform

In Frankreich sind abermals Tausende gegen die geplante Rentenreform auf die Straßen gegangen. Die Polizei versuchte die Proteste mit...

DWN
Finanzen
Finanzen Anleihen-Vernichtung bei Credit Suisse trifft vor allem Asien

Anleihen der Credit Suisse, die als zusätzliches Kernkapital galten, sind plötzlich für wertlos erklärt worden. Privatanleger vor allem...