Politik

Obama will Geschäft mit dem Daten-Handel ankurbeln

US-Präsident Obama möchte als Reaktion auf den NSA-Skandal Daten lieber von privaten Firmen sammeln lassen. Damit will der Präsident offenbar die Konjunktur ankurbeln. Denn der Markt des Daten-Handels beträgt mittlerweile 156 Milliarden Dollar und wächst rasant. Die Firmen profitieren von fehlenden Regulierung und schlagen massiv Kapital aus dem gläsernen Bürger.
21.12.2013 01:09
Lesezeit: 2 min

US-Präsident Barack Obama hat die zahlreichen Abhörprogramme des Geheimdienstes NSA verteidigt, aber zugleich die Notwendigkeit strengerer Kontrollen eingeräumt. Die USA könnten nicht "einseitig abrüsten", sagte Obama am Freitag auf einer Pressekonferenz. Er werde in den kommenden Wochen jedoch die Empfehlungen eines Beratergremiums studieren, wie die Nationale Sicherheitsbehörde NSA besser gezügelt werden könne. So sei es etwa möglich, einige Telefon-Datensammlungen bei privaten Firmen unterzubringen anstatt bei der US-Regierung, um das Vertrauen der Bürger wiederherzustellen.

Das dürfte das Vertrauen der Bürger jedoch nicht stärken.

Denn Daten im Besitz von privaten Firmen sind alles andere als sicher.

Sie sind Gold wert.

Der Handel mit persönlichen Daten erreicht mittlerweile gigantische Ausmaße. Ein Bericht des U.S. Senats Komitees für Handel, Wissenschaft und Transport analysierte das Geschäft mit dem Datenhandel. Demnach erreicht der Markt mittlerweile ein jährliches Volumen von 156 Milliarden Dollar und wächst weiter stark an. Gehandelt werden dabei auch hochsensible Daten wie Krankenakten, Sozialversicherungsnummern und Analysen zur Kreditwürdigkeit. Der Markt profitiert davon, dass es praktisch keine Regeln im Bereich des Datenhandel gibt und das die Bürger bereitwillig alles über sich ins Netz stellen.

Bei den Untersuchungen wurden auch Vertreter von großen Datenhandelskonzernen wie Epsilon, Acxiom, Datalogix und Experian vorgeladen. Dabei wurde ersichtlich, dass die Konzerne Daten in bisher nicht gekanntem Ausmaß von Privatpersonen sammeln und verkaufen. Allein die Firma Acxiom verfügt demnach über 700 Millionen personenbezogene Datensätze. Darüber hinaus werden die Daten immer detailreicher und erstrecken sich schon längst nicht mehr nur auf Kategorien wie „Interessiert sich für Sport“ und „Reist gerne“. Stattdessen wird alles erfasst, was aus sozialen Netzwerken, Suchanfragen und Surfverhalten erkenntlich ist. Das schließt den Kauf von Reizwäsche und Potenzmitteln ebenso ein wie die eigene Kreditwürdigkeit, den Gesundheitszustand oder die Arztwahl.

Diese Daten werden auf Listen zu Tausenden zusammengefasst und im Internet freiverkäuflich angeboten. Dadurch werden Konsumenten regelrecht stigmatisiert und bloßgestellt, sagte der U.S. Senator Jay Rockefeller einem Artikel von AdWeek zufolge. Rockefeller bezeichnete die Praktiken der Datenhändler „als die dunkle Seite des amerikanischen Lebens“ und hält sie „für besorgniserregender als die NSA“. Dem Senatsbericht zufolge steigt aber nicht nur das Volumen der gehandelten Daten rasant an. Die Datenhändler verfügen auch über eine immer ausgereiftere Technologie, mit der die Informationen gesammelt, verwaltet und ausgetauscht werden können. Das Unternehmen Palantir ist dabei das jüngste Beispiel, wo hin der Trend beim Datensammeln geht (mehr hier).

Das World Privacy Forum machte auf der Suche nach der Vorgehensweise der Datenhändler erschreckende Erkenntnisse. Demnach fanden sich in den Datenbanken diverse Portale Listen mit Vergewaltigungsopfern, Demenzkranken und Patienten mit HIV. Ein anderer Fall lässt erahnen, dass den Konzernen egal ist, wer die Daten kauft. Die Firma Experian, eines von drei führenden Kreditunternehmen in den USA, sorgte kürzlich für Aufsehen, weil sie millionenfach Bankverbindungen, Kreditkartendaten und Sozialversicherungsnummern an eine Plattform für Identitätsdiebstahl verkaufte. Vertreter der Plattform gaben sich als Privatdetektive aus und kauften großflächig Daten bei Experian ein, um sie später teuer an Kriminelle weiterzuverkaufen.

In Deutschland zeigte der Fall der Debeka-Versicherung, wie lukrativ der Handel mit personenbezogenen Daten inzwischen ist. Einem Artikel des Fokus zufolge griff die Versicherung systematisch auf ein Netzwerk von unzulässig erworbenen Daten zurück, um neue Kunden zu gewinnen. Die Daten wurden über ein Tippsystem von Mitarbeitern des öffentlichen Dienstes zusammengetragen.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Wie wähle ich bei der Bundestagswahl? Deutschland verweigert wahlberechtigten Auslandsdeutschen ihre Stimme abzugeben
22.02.2025

Mehrere Auslandsdeutsche berichten, zu spät oder bislang noch gar keine Wahlunterlagen erhalten zu haben. Nun drohen die Stimmen dieser...

DWN
Politik
Politik Rente mit 63: Wer wirklich von der abschlagsfreien Rente profitiert
22.02.2025

Die abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren ist für Menschen gedacht, die beruflich sehr stark belastet sind. Doch aktuelle DIW-Zahlen...

DWN
Politik
Politik Alternativen zu Trumps Appeasement-Politik gegenüber Russland
22.02.2025

US-Präsident Donald Trump sagt, er wolle der Ukraine Frieden bringen. Aber sein Ansatz kann nicht funktionieren, weil er das Problem der...

DWN
Panorama
Panorama Deutschland "kaputt": Münchaus düstere Prognose für die Wirtschaft
22.02.2025

Deutschland steckt in der Krise – und es gibt kaum Hoffnung auf Besserung. Der deutsch-britische Autor Wolfgang Münchau sieht das Land...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kündigung rechtssicher zustellen: So vermeiden Sie teure Fehler
22.02.2025

Wie Sie eine Kündigung korrekt übermitteln – von der persönlichen Übergabe bis zum Gerichtsvollzieher. Welche Methoden wirklich...

DWN
Panorama
Panorama Kaffee bald Luxus? Wie durch ein EU-Gesetz, Abholzung und das Wetter die Preise explodieren
22.02.2025

Der Preis für Kaffee ist an den Börsen in den letzten fünf Jahren um das Vierfache gestiegen. Die Ursachen für die Rekordpreise, die...

DWN
Technologie
Technologie Mobilfunk Bahn: Empfang unterwegs verbessert sich endlich
22.02.2025

Wer im Zug telefoniert oder surft, stößt oft auf Funklöcher und langsames Internet. Jetzt verbessert eine neue Technik die Verbindung...

DWN
Politik
Politik 630 Sitze, 29 Parteien, 4.506 Kandidaten: Zahlen zur Wahl
22.02.2025

Die Bundestagswahl 2025 bringt große Veränderungen mit sich: weniger Kandidaten, ein neues Wahlrecht und eine alternde Wählerschaft. Wer...