Deutschland

BND überwacht Millionen Telefonate und findet keine Terroristen

Lesezeit: 1 min
03.04.2013 01:33
Quasi alle fünf Sekunden wurde eine Nachricht - Briefe, Telefongespräche oder E-Mail - abgehört. Allein über 327.000 E-Mails wurden in Bezug auf „Terrorismus“ durchsucht. Doch nur ein Bruchteil war letztlich „nachrichtendienstlich relevant“.
BND überwacht Millionen Telefonate und findet keine Terroristen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Sowohl der Bundesnachrichtendienst als auch der Verfassungsschutz und der Militärische Abschirmdienst überwachen den Telekommunikationsverkehr in Deutschland. Dabei gehe es vordergründig um die Terrorismusbekämpfung. In dem Bericht über die „Kontrolltätigkeit gemäß § 13 des Gesetzes über die parlamentarische Kontrolle nachrichtendienstlicher Tätigkeit des Bundes“ (September 2009 bis Oktober 2011) heißt es:

Auch zehn Jahre nach den Anschlägen auf die Vereinig­ten Staaten von Amerika stellt der gewalttätige islamis­tisch fundamentalistische Extremismus eine ganz wesent­liche Bedrohung für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland dar. Der gewaltsame Tod des Anführers des Terrornetzwerkes al Qaida, Osama bin Laden, im Früh­jahr 2011 hat insofern – zumindest kurzfristig – keine Entspannung der Gefährdungslage gebracht, sondern die Bedrohung erhöht, da mit Vergeltungsanschlägen gerech­net werden musste.

Das Parlamentarische Kontrollgremium ist für die Kontrolle der Nachrichtendienste des Bundes zuständig und überwacht diese. In einem aktuellen Bericht legt das Gremium dar, wie umfassend die Nachrichtendienste 2011 gemäß des Terrorismusbekämpfungsgesetzes des Artikel 10-Gesetzes (Gesetz zur Beschränkung des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses) gearbeitet haben. Dieser erlaubt es den Nachrichtendiensten, die Telekommunikation zu überwachen und aufzuzeichnen, auch wenn sie dem Brief- bzw. Postgeheimnis unterliegt, so die Seite netzpolitik.org.

Umfangreiche Überwachung

So wurden 2011 allein in den Bereichen „Internationaler Terrorismus“, „Proliferation und konventionelle Rüstung“ und „Illegale Schleusung” insgesamt 2.875.000 so genannte Telekommunikationsverkehre überwacht. Das entspricht einem alle fünf Sekunden. Zu diesen Telekommunikationsverkehren gehören E-Mails, Telefonate, Briefe etc. Mit Blick auf „Internationalen Terrorismus“ etwa wurden demnach 2011 von den Nachrichtendiensten 329.628 Telekommunikationsverkehre durchsucht. „Davon waren 327.557 aus dem Bereich der E-Mail-Erfassung“, heißt es in dem Bericht. 2010 waren es über 10 Millionen E-Mail, die erfasst wurden. Der Rückgang in 2011 sei darauf zurückzuführen,

dass der BND das von ihm angewandte au­tomatisierte Selektionsverfahren auch vor dem Hinter­grund der Spamwelle im Jahre 2010 zwischenzeitlich optimiert hat.

Von diesen 329.628 durchsuchten Telekommunikationsverkehren waren jedoch lediglich 136 „nachrichtendienstlich relevant“, so der Bericht. Im Gefahrenbereich „Proliferation und konventionelle Rüstung“ waren mehr als 2,5 Millionen Telekommunikationsverkehre näher unter die Lupe genommen. Lediglich 56 wurden später als nachrichtendienstlich relevant eingestuft. Mit Blick auf die „Illegale Schleusung“ qualifizierten sich anhand der genehmigten Suchbegriffe 436 Telekommunikationsverkehre, so der Bericht. 98 davon waren relevant.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Politik
Politik HTS-Rebellen in Syrien bemühen sich um internationale Unterstützung
16.12.2024

Noch vor einer Woche erklärte die Europäische Union mit Nachdruck, man habe keinen Kontakt zu HTS in Syrien. Das soll sich nun ändern....

DWN
Politik
Politik Weg für CDU-SPD-Minderheitsregierung in Sachsen frei
16.12.2024

Mit dem Votum der SPD-Mitglieder steht das schwarz-rote Bündnis in Sachsen in den Startlöchern. Nun muss nur noch die Wiederwahl von...

DWN
Politik
Politik Rien ne va plus: Olaf Scholz stellt Vertrauensfrage mit Wahlkampfrede im Bundestag
16.12.2024

Es ist die erste Bundestagsabstimmung in seinen gut drei Jahren als Kanzler, die Olaf Scholz verlieren will. In seiner Rede zur...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Bauernpräsident: Keine sinkenden Butterpreise zu erwarten
16.12.2024

Vor Weihnachten noch Plätzchen backen? Das dürfte aktuell teuer werden, denn die Butterpreise sind hoch. Warum das wohl auch erst mal so...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsmarkt: Fast 20 Millionen Deutsche gehen bis 2036 in Rente - Droht dem Jobmarkt der Kollaps?
16.12.2024

Fast 20 Millionen Deutsche erreichen in den kommenden Jahren das Rentenalter und verlassen den Arbeitsmarkt. Im Jahr 2036 werden die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzwelle rollt - noch mehr Firmenpleiten 2025 erwartet
16.12.2024

So viele Unternehmen wie seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr haben 2024 aufgegeben. Im nächsten Jahr könnten die Insolvenzzahlen auf...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Wohnkostenfalle: Warum Millionen mehr Menschen in Deutschland arm sind
16.12.2024

Als arm gelten Menschen, die monatlich weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens zur Verfügung haben. Das Medianeinkommen ist das...

DWN
Politik
Politik Aserbaidschan-Affäre: Ex-Abgeordnete müssen ab Januar vor Gericht
16.12.2024

Entscheidungen in einem Gremium des Europarats beeinflussen: Dazu soll Aserbaidschans Regierung auf Bestechung von Parlamentariern gesetzt...