Der Referenz-Zinssatz für den Interbanken-Markt, Libor, könnte schon bald verschwinden. Ein neues zweigleisiges System soll ihn ersetzen. Bei diesem müssten die Banken auch die Zinssätze bekanntgeben, zu denen sie sich tatsächlich Geld am interbanken-markt besorgt haben.
Sowohl in Europa als auch in den USA haben die massiven Manipulationen der Banken beim Libor für große Empörung gesorgt. Zahlreiche Banken, darunter auch die Deutsche Bank und die Royal Bank of Scotland, hatten sich daran beteiligt (hier). Nun soll vielleicht schon 2014 ein neues System den Libor als Referenz-Zinssatz am Interbanken-markt ersetzen. Neben der ursprünglichen Umfrage unter den Banken selbst sollen zusätzliche Indizes, die sich auf reale Transaktionen beziehen, herangezogen werden, so die FT.
Martin Wheatley, Chef der für die Libor-Reform zuständigen UK-Behörde Financial Conduct Authority, ist von dem Erfolg des neuen Systems überzeugt. Es würde den Inhabern von bestehenden Verträgen im Umfang von 350 Billionen Dollar Kontinuität gewähren. Da der Zinssatz enger an objektive Daten geknüpft sein würde, so Wheatley. So sollen beispielsweise die Banken Daten zur Verfügung stellen, die sich auf tatsächliche Transaktionen beziehen.
Mit diesem neuen System sind die US-Behörden jedoch nicht einverstanden. Die amerikanischen Aufsichtsbehörden fordern eine komplette Umstellung von dem bisher umfrage-basierten Libor auf Transaktions-Indizes. Gary Gensler, der Vorsitzende der US Commodity Futures Trading Commission, die die Libor-Prozesse angeführt hat, hält das neue System nicht für nachhaltig.
Die Banken würden nicht ausreichend unbesichert Geld verleihen, um zu den Zinssätzen genaue Schätzungen abgeben zu können. Außerdem sollten die Marktteilnehmer selbst darüber entscheiden, ob sie den Libor ablösen wollen. Man könne nicht einfach sagen, „vergessen Sie die Probleme von gestern, wir schauen einfach nur in die Zukunft“. Wenn man die Art der Berechnung des Referenz-Zinssatzes ändere, „ist es fast sicher, dass die eine Seite einer jeden Transaktion etwas dabei verlieren würde“.
Insgesamt mussten an der Manipulation beteiligte Banken bereits Strafen im Umfang von 2,5 Milliarden Dollar zahlen. Viele Urteile wie etwa bezüglich der Deutschen Bank sind jedoch noch nicht getroffen worden.
Es ist davon jedoch davon auszugehen, dass die Banken auch Mittel und Wege für Manipulationen finden werden, wenn ein neuer Interbanken-Refererenzzins geschaffen wird. Nicht nur der Libor, sondern auch der Euribor bietet Raum für Manipulationen. Eigentlich sollte der Euribor als Indikator dafür dienen, den Banken einen Anhaltspunkt für die Höhe der Zinsen auf Spareinlagen zu liefern. Der Zins wird monatlich durch eine Befragung der Kreditinstitute über ihr Zinsniveau auf Spareinlagen. Doch die Banken saugen hier mit krummen Geschäften noch das letzte aus den Sparern (hier).