US-Behörden haben einen neuen Betrugsfall aufgedeckt: Banken haben durch koordinierte Massenverkäufe den Richtwert für Zins-Derivate (ISDAfix) manipuliert. Die Überwachung von Telefonaten und Emails durch die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) ergab, dass die Banken an der Wall Street den Händlern Aufträge erteilt haben, so viele Zins-Swaps wie möglich zu kaufen oder verkaufen, um dadurch den Börsen-Index ISDAfix auf einen bestimmten Wert zu heben oder zu drücken.
Durch die Aktion haben die Banken Profite in Millionenhöhe einfahren können. Der ISDAfix ist Richtgröße für Zins-Derivate, die zum Beispiel von dem Kalifornischen Rentenfonds im öffentlichen Dienst genutzt wird, heißt es einer anonymen Quelle von Bloomberg zufolge. Das verstößt gegen geltendes Recht in den USA, da Händler nicht aktiv in die Preisgestaltung eingreifen dürfen.
Die Banken nehmen bei dem Betrugsgeschäft kurzfristige Handelskosten von mehreren hunderttausend Dollar in Kauf, um später Millionen durch die Manipulation des ISDAfix um 0,0025 Prozentpunkte verdienen zu können. Was die einen einnehmen, verlieren die anderen. Rentenfonds schreiben Verluste, da sie nicht in die Insidergeschäfte eingeweiht sind.
Die Enthüllungen um die Manipulation des Libor-Index ist nur der Anfang (mehr hier). Nahezu alle Preise an der Börse werden manipuliert, von Zinsraten über Währungen bis hin zu Waren. Die Strafen, die durch die Manipulation des Libor-Index an die Banken verhängt wurden, halten sich in Grenzen (etwa 2,5 Milliarden Dollar). Allein im Währungsmarkt werden hingegen 4,7 Billionen Dollar täglich gehandelt.
Die Manipulation des ISDA-Index trifft jedoch mehr Menschen direkt, da auch Rentenfonds den Index für Spekulationen nutzen. „In drei Jahren wird ISDAfix eine große Story werden und kann, was die Schäden angeht, potenziell größere Ausmaße als Libor annehmen“, sagte Jach Chan Finanzberater und Swap-Experte bei SFC Associates in New York.
ISDAfix bewertet den Derivate-Handel mit Swaptions, sogenannten Optionen auf Tauschgeschäfte. Zu einem bestimmten Zeitpunkt können feste gegen dynamische Zins-Geschäfte getauscht werden. Die ausstehenden Wetten mit Swaptions belaufen sich für Ende Juni auf knapp 30 Billionen Dollar.
Der Index regelt auch den Wert von europäischen Staatsanleihen und Sicherheiten im Wert von 550 Milliarden Dollar, die in kommerziellen Immobiliengeschäften gebunden sind.