Finanzen

Österreichs Mittelstand vermeidet das Schulden-Machen

Die große Mehrheit des Mittelstands beklagt sinkende oder stagnierende Umsätze. Die Trendwende lässt auf sich warten. Die Unternehmen vermeiden es jedoch, Schulden zu machen. Das ist gut für sie - und schlecht für die Banken, die händeringend nach neuen Kunden suchen.
14.10.2013 02:53
Lesezeit: 2 min

Ein Bericht der Wirtschaftskammer zeichnet ein ernüchterndes Bild von Österreichs tragendem Wirtschaftsbereich. Die Umsätze von 83 Prozent der kleinen und mittelständischen Betriebe sinken oder stagnieren. 21 Prozent der Befragten gaben eine „schlechte Geschäftsentwicklung an. Im Jahr 2012 waren es lediglich 14 Prozent. 34 von 42 Branchen sind im Minus, wie aus dem aktuellen Konjunkturbericht für das Gewerbe und Handwerk hervorgeht, den die Wirtschaftskammer (WKÖ) und die KMU Forschung am Dienstag in einer Pressekonferenz vorstellten.

Österreichs Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) sieht in der Geschäftsentwicklung dennoch keinen Grund zur Sorge. Zwar sehen die Ökonomen auch eine Zurückhaltung der Firmen bei Ausrüstungsinvestitionen, trotzdem nehme die Zuversicht in die heimische Wirtschaft einer aktuellen Konjunkturprognose zufolge wieder zu. Diese Einschätzung ergebe sich vorwiegend an der „höheren Wachstumsrate des BIP (+1,7%) und steigenden Konsumausgaben (+0,9%)“, sagte Christian Glocker vom Wifo den Österreichischen Mittelstands Nachrichten. Die Ausrüstungsinvestitionen würden im kommenden Jahr wieder „anziehen“. Glocker rechnet mit einem Plus von 5,0 Prozent.

Die verhaltenen Konjunkturaussichten hätten sich zuletzt in Investitionszurückhaltung niedergeschlagen. „Der Ausblick hierfür ist aber günstiger. Wir schließen dies aus unterschiedlichen Indikatoren“, so das Wirtschaftsinstitut. Der Konjunkturtest werde bereits seit drei Monaten „wieder deutlich günstiger eingeschätzt“. Das spiegele sich auch in der „unternehmerischen Erwartung“ wider. Zudem beschreibt der Frühindikator ein Gesamtbild anhand diverser Teilindikatoren. „Auch dieser hat sich zuletzt nach einer 5-Monate anhaltenden Stagnation deutlich gebessert“, heißt es auf Nachfrage der Österreichischen Mittelstands Nachrichten.

Zu der aktuellen Situation der mittelständischen Betriebe nimmt das Wifo wie folgt Stellung:

„Wir stellen die aktuell rückläufigen Umsätze nicht direkt der Prognose gegenüber – die Prognose bezieht sich auf zukünftige Entwicklungen, wobei die stagnierenden/rückläufigen Umsätze die aktuelle Lage beschreiben. Darüber hinaus verzerrt das Bild der stagnierenden/rückläufigen Umsätze die Finanzlage österreichischer Unternehmen. In der Tat beobachten wir, dass seit ungefähr 3 Jahren nichtfinanzielle Unternehmen Nettogläubiger sind. Diese äußerst günstige Finanzlage ist zum Teil eine Folge der Investitionszurückhaltung der letzten Jahre/Quartale und lässt eine durchaus schwungvolle Investitionsdynamik erwarten.“

Etwas einfacher formuliert: Die österreichischen Unternehmen, sofern sie keine Banken, verzichten weitgehend auf das Schuldenmachen.

Doch von der allgemeinen Rezession können sie sich dadurch nicht abkoppelt.

Mehr als Winter-Festigkeit ist derzeit nicht möglich.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verdi warnt vor Finanzloch: Kommunen brauchen Milliardenausgleich
17.06.2025

Kurz vor dem Spitzentreffen von Bund und Ländern schlägt Verdi‑Vorsitzender Frank Werneke Alarm. Steuerliche Entlastungen für...

DWN
Politik
Politik Russischer Angriff auf Kiew überschattet G7-Gipfel – mindestens 14 Tote
17.06.2025

Russische Raketen treffen Kiew während des G7-Gipfels. Mindestens 14 Menschen sterben – Selenskyj warnt vor Moskaus Strategie, zivile...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Teilzeit boomt: Deutschland zählt zu den EU-Spitzenreitern
17.06.2025

Beschäftigte in Deutschland liegen in Sachen Teilzeit mit an der Spitze in der EU. 2024 arbeiteten hierzulande 29 Prozent der...

DWN
Panorama
Panorama Großes Bangen in Regensburg: CSD unter Bedrohungslage neu geplant
17.06.2025

Die Zahl queerfeindlicher Angriffe in Deutschland steigt. Nun ist auch der Christopher Street Day (CSD) in Regensburg von einer...

DWN
Politik
Politik Trump verlässt G7 vorzeitig: Drohende Nahost-Eskalation im Fokus
17.06.2025

Mit einem überraschenden Abgang beim G7-Gipfel wirbelt Trump das hochrangige Treffen durcheinander. Kurz nach der Abreise hinterlässt er...

DWN
Politik
Politik US-Anspruch auf Grönland: Der stille Bruch im westlichen Bündnis
17.06.2025

Die USA werfen Dänemark vor, ein schlechter Verbündeter zu sein – weil es Grönland nicht energisch genug verteidigt. Doch hinter der...

DWN
Politik
Politik Putins Ökonom mit Wall-Street-Vergangenheit: Die stille Macht des Kirill Dmitriev
17.06.2025

Vom Harvard-Absolventen zum Architekten von Putins Kriegsökonomie: Kirill Dmitriev spielt eine zentrale Rolle in Moskaus Konfrontation mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rüstungsboom und Inflation: Gefahr für die Wirtschaft oder unterschätzte Chance?
17.06.2025

Zentralbanken fürchten neue Inflationsrisiken durch Verteidigungsausgaben. Doch Produktivitätsschübe könnten den Preisdruck dämpfen...