Mehrere Banken, darunter die US-Investment-Bank JPMorgan, wollen ihren Tradern die Nutzung elektronischer Chat-Räume verbieten. Derzeit laufen internationale Ermittlungen gegen eine Reihe von Instituten wegen Manipulation der Wechselkurse. Die Banken-Aufseher untersuchen dabei die auch die Chat-Protokolle der Trader, die bei den Manipulationen zusammengewirkt haben sollen.
Aufseher aus Großbritannien, den USA, der Schweiz und Hong Kong untersuchen derzeit, ob Händler von mindestens zehn großen Banken gemeinsam den Devisenmarkt manipuliert haben, berichtet die FT. Zu den Banken gehören Barclays, Citigroup, die Deutsche Bank, Goldman Sachs, HSBC, JPMorgan, die Royal Bank of Scotland und UBS. Mindestens zwölf Banker von sechs Banken sind derzeit im Zwangsurlaub.
Mehrere Gruppen hochrangiger Trader verschiedener Banken haben Chat-Räume genutzt, um Informationen über Kundenaufträge auszutauschen und ihnen im Handel zuvorzukommen. Bei diesen illegalen Machenschaften nutzten sie Namen wie „Mafia“ oder „Kartell“. Erst Anfang November wurde bei der Deutschen Bank ein Chatroom entdeckt, der die Ermittlungen voranbringen soll (hier).
Die Banken prüfen nun, ob sie ihren Tradern das Chatten verbieten sollten. Sie argumentieren, dass die Aufzeichnung der Protokolle die Aufseher nur neugierig mache – selbst dann wenn überhaupt kein Fehlverhalten vorliege. Manager von JPMorgan untersuchen derzeit, ob ihre Händler nicht auch über das Telefon kommunizieren könnten.
Die Banken-Manager fürchten, dass die Ermittlungen wegen der Wechselkurs-Manipulationen ein ebenso großes Problem werden könnten wie beim Libor-Skandal. Mehrere große Banken hatten über Jahre den Zinssatz für Interbanken-Kredite manipuliert.
Nicht nur Chat-Protokolle können das Vorgehen von Bankern ans Tageslicht bringen. Aufgezeichnete Tonbänder von führenden Bankern der Pleite-Bank Anglo Irish enthüllten, dass sich die Banker auf die Schenkel klopften, als sie von Deutschland Geld für ihre Rettung anforderten (mehr hier).