Deutschland

Polizei findet keinen Nachwuchs: Zu oft auf der falschen Seite?

Die Polizei findet kaum noch Bewerber, die bis zwei zählen können. Offenbar hat die Behörde ein Image-Problem, weil sei nicht mehr als Hüterin von Recht und Ordnung, sondern als Schutz-Verein für Banken, Politiker und andere Interessensgruppen gesehen wird. Wer wollte für eine Truppe arbeiten, der ein solches Image anhaftet?
24.11.2013 01:10
Lesezeit: 2 min

Der Berliner Polizei fehlt der Nachwuchs. Denn der Großteil der Bewerber könne kaum Deutsch, sei unsportlich, verfüge über zu wenig Allgemeinbildung oder sei nicht arbeitswillig, so die Polizei. Um auch fähige Bewerber anzusprechen, müssten das Image der Polizei und die Bezahlung verbessert werden.

Bis 2022 scheiden 6.200 Beamte aus Altersgründen aus dem Dienst. Diese müssen ersetzt werden.

Doch die Polizei findet keine geeigneten Kandidaten.

Die Landespolizeischule ist offenbar vollkommen überfordert. Sie brauche mehr Lehrer, um die Lücke beim Nachwuchs schließen zu können, heißt es. Auch ein zusätzliches Lehrgebäude und weitere Sportmöglichkeiten für die künftigen Polizisten müssten geschaffen werden. Allein für das Lehrgebäude werden Kosten in Höhe von 10 Millionen Euro veranschlagt.

Nach aktuellen Schätzungen müssen 2016 knapp 1.000 Anfänger eingestellt werden. Das werde schwer, sagte der Leiter der Polizeischule Harald Wunderlich. Denn die Berliner Polizei sei finanziell unattraktiv. Die Bundespolizei zahle zehn Prozent mehr. Es müsse „finanziell was getan werden“, sagte auch Polizeipräsident Klaus Kandt.

Das größte Problem sei aber die schlechte Qualifikation der Bewerber, so der Leiter der Polizeischule. Selbst Abiturienten fallen massenhaft durch den Deutschtest. Jeweils 20 bis 30 Prozent der Bewerber scheitern beim Deutsch- und beim Sporttest, weitere 20 bis 25 Prozent an der ärztlichen Untersuchung.

Die Polizei kritisiert bei den Schulabgängern zudem eine „steigend schlechtere Allgemeinbildung“, eine „sinkende Leistungsbereitschaft“ und ein Desinteresse an Teamarbeit. Es sei eine massive Image-Kampagne erforderlich, um auch die fähigen Schulabgänger für die Polizei zu interessieren. Immerhin kann man als Polizist eine Uniform und eine Waffe tragen und kann den Mitmenschen Vorschriften machen.

Doch offenbar besteht angesichts der Entfremdung zwischen Bürgern und Behörden von jemanden, der klar denken kann, kaum noch ein echter Anreiz. Hier hat die Polizei ein echtes Image-Problem, welches sich auch nicht durch Werbeplakate aus der Welt schaffen lässt.

Sie muss ihre Rolle als Anwalt der Bürger gegen einen immer stärker zu Übergriffen neigenden Staat definieren.

Das ist nicht mit ein paar schönen Bildchen zu machen.

Die Polizei muss klar machen, dass sie in der Gewalten-Teilung eine eigene Rolle spielt und nicht der willfährige Büttel von Politik oder Wirtschaftsvertretern ist. In den USA gehen die Exzesse schon so weit, dass die Polizei es als eine ihrer Hauptaufgaben sieht, die Banker zu schützen - und dafür massive Verletzungen der Bürgerrechte billigend in Kauf nimmt (hier).

Bessserung kann nur durch eine unbequeme Selbst-Reflexion des ganzen Apparats erreicht werden. Wenn augenscheinlich wird, dass die Polizei ausschließlich der Demokratie und nicht irgendwelchen Interessengruppen dient, wird sie auch wieder Nachwuchs finden, der sich mit ihren Zielen identifiziert.

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