Die US-Investmentbank Goldman Sachs schaffte es in diesem Jahr auf Platz eins der Liste der Investmentbanking-Transaktionen. Bei acht der zehn größten Firmenkäufe arbeitete Goldman Sachs entweder für den Käufer oder Verkäufer und kam somit auf 28 Transaktionen im Volumen von 64 Milliarden Dollar. Der Rivale JPMorgan sprang vom vierten auf den zweiten Rang. Die Deutsche Bank liegt in der vielbeachteten Rangliste der Investmentbanking-Transaktionen wie 2012 auf Platz drei. Ihre Banker haben an 23 Übernahmen im Volumen von 35,5 Milliarden Dollar mitgearbeitet. Morgan Stanley stürzte von der Spitzenposition auf Platz sechs ab.
„Im Investmentbanking findet in Deutschland, genau wie weltweit, ein Konzentrations-Prozess statt“, sagt Armin von Falkenhayn, Deutschland-Co-Chef des Investmentbankings bei der Deutschen Bank. Insgesamt gab es in diesem Jahr weniger, dafür aber größere Unternehmenskäufe. Die Belebung des Geschäfts mit Fusionen und Übernahmen in Deutschland macht die Investmentbanker auch für das kommende Jahr zuversichtlich.
Der Informationskonzern Thomson Reuters zählte im zu Ende gehenden Jahr mehr als 1800 Transaktionen im Volumen von 127 Milliarden Dollar (92 Milliarden Euro), an denen deutsche Firmen beteiligt waren. Das sind 13 Prozent mehr als 2012. „Der deutsche M&A-Markt hat 2013 die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt“, sagt Ulmer. „Wir hatten große, strategisch motivierte Transaktionen, vor allem im Technologie- und Telekommunikationsmarkt. Ähnliche, auch grenzüberschreitende Übernahmen erwarte ich auch für das kommende Jahr.“
Dabei sind deutsche Unternehmen jedoch in den meisten Fällen nicht die Käufer: Während sie im Ausland nur für knapp 20 Milliarden Dollar zukauften, legten ausländische Käufer fast 92 Milliarden Dollar für heimische Firmen auf den Tisch. Der schwerste Kauf war die Übernahme von E-Plus durch den Dauer-Rivalen Telefonica (o2) für 8,3 Milliarden Euro, gefolgt von den 5,6 Milliarden, die Vodafone für Kabel Deutschland auf den Tisch legte.
Ein deutscher Zukauf im Ausland ist nicht unter den größten zehn Transaktionen. Die 3,5 Milliarden Euro schwere Fusion der Wohnimmobilienfirmen GSW und Deutsche Wohnen spielt sich innerhalb Deutschlands ab. Dass es Deutsche Wohnen gewagt habe, eigene Aktien statt Geld zu bieten, "spiegelt das gestärkte Vertrauen der Marktteilnehmer wider", sagt Jens Maurer von Morgan Stanley. Immobilienfirmen machten nach Daten von Thomson Reuters fast ein Drittel aller Transaktionen im Mittelstand aus, insgesamt fanden aber zwölf Prozent weniger deutsche Mittelständler neue Eigentümer.
„Deutschland agiert immer noch mit angezogener Handbremse“, sagt Holger Bross, der das deutsche M&A-Geschäft von Bank of America Merrill Lynch in Frankfurt leitet. Deutsche Firmen seien konservativer, was große Übernahmen angeht. „Die Sorge um die Finanzierung schwebt noch immer über den Köpfen.“ Dabei hätten sie nach Ansicht der Investmentbanker genug Geld auf der hohen Kante. „Deutsche Unternehmen haben im Durchschnitt sehr aufgeräumte Bilanzen. Sie können diese Stärke ausspielen - vor allem dann, wenn 2014 die Konjunktur wie erwartet anzieht“, sagt von Falkenhayn. Doch auch US-Firmen blieben in Deutschland auf Einkaufstour.
Einen erheblichen Anteil an den Übernahmen hatten 2013 erneut Finanzinvestoren, von denen viele die großen Brocken in den Portfolios auskehrten, bevor sie wieder neu investieren. Linklaters-Anwalt Ralph Drebes sieht die Gefahr einer Überhitzung. Für Unternehmen wie das Online-Portal Scout24 oder den Keramik-Spezialisten Ceramtec seien „unglaublich hohe Preise“ gezahlt worden. „Die Finanzinvestoren sind weiter in Kauflaune, getrieben durch das Bedürfnis, Handlungsfähigkeit zu beweisen“, sagt Drebes. „Disziplin beim Einstieg ist die größte Herausforderung für 2014.“
„Der Telekom-Sektor wird weiter auf der Agenda bleiben“, glaubt Deutsche-Bank-Fusionsexperte Berthold Fürst. „Hier gibt es auch wegen der hohen Investitionen gute Gründe für eine weitere Konsolidierung.“ Auch bei Versorgern seien Umwälzungen zu erwarten.
Relativ neu sind für Deutschland aktivistische Investoren wie Cevian oder Elliott, die sich auch bei Übernahmen aktiv einmischen. „Ihnen kommt zupass, dass es jetzt wieder die großen öffentlichen Transaktionen gibt, die sie brauchen, damit sich ihr Einsatz lohnt“, sagte Michael Ulmer, Partner der auf Übernahmen spezialisierten Anwaltskanzlei Allen & Overy. So droht die US-Investmentfirma Elliott den sechs Milliarden Euro schweren Verkauf von Celesio an McKesson zu blockieren, wenn der US-Rivale nicht mehr Geld bietet. In den USA sind solche Schlachten sehr gängig. „Der Aktivismus wird uns in Deutschland erhalten bleiben“, so Ulmer.