Politik

Milliarden vergessen: Spanien schummelt bei Berechnungen des Defizits

Mariano Rajoy hat gute Nachrichten: Die Neuverschuldung Spanien sei auf unter sieben Prozent gesunken. Jetzt stellt sich heraus: Der spanische Premier hat die Milliarden für die Banken-Rettung von der EU in seiner Rechnung vergessen. Die spanische Gesamtverschuldung ist auf dem höchsten Stand seit 100 Jahren.
22.02.2013 23:58
Lesezeit: 1 min

Während seiner Rede zur Lage der Nation hat Regierungs-Chef Mariano Rajoy das Schuldendefizit für Spanien mit 6,8 Prozent des BIP angegeben. Die Kosten für die Rettung der spanischen Banken hat Rajoy bei dieser Angabe wohl vergessen. Wie Bloomberg berichtet, sind die Schulden der Spanier für das vergangene Jahr um mindestens 10,2 Prozent gewachsen.

Selbst wenn es tatsächlich eine Statistik gibt, die die Angaben Rajoys bestätigt, wäre das noch lange kein Grund zur Freude: Die Neuverschuldung für Spanien darf für 2012 maximal 6,3 Prozent betragen. Das Ziel ist also klar verfehlt worden. „Die Schulden der öffentlichen Hand sind auf dem höchsten Niveau seit einem Jahrhundert, bei 84 Prozent des BIP“, sagte Pieter Cleppe vom britischen Think Tank Open Europe den Deutschen Wirtschafts Nachrichten.

Eine „zweite Reformwelle“ soll Spanien wettbewerbsfähiger machen und Arbeitsplätze schaffen. Wie genau Rajoy das anstellen möchte, bleibt unklar. Denn auf die hohen Privatschulden, die den spanischen Bankensektor erst in Mitleidenschaft gezogen haben, hätten die „Reformen“ Rajoys keine Auswirkung. Auch die bereits gewährten 100 Milliarden Euro durch die EU seien noch mindestens zehn Prozent zu niedrig, um den realen Liquiditätsbedarf zu decken, so Cleppe.

Innerhalb der nächsten drei Jahre musst Spanien 548 Milliarden Euro aufbringen, um die Zentralregierung und die Pleiteregionen handlungsfähig zu halten. Der Rückhalt durch die EZB hält die Zinsen für spanische Staatsanleihen noch im Zaum. Sollte die Regierung jedoch über die Vorwürfe der Korruption gestürzt werden (mehr hier), könnten die Schwankungen auf den Finanzmärkten die Ankündigung der EZB wahr werden lassen (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Technologie
Technologie Fahrerlose Taxis in Hessen: Chinesische Technik, deutscher Pilotbetrieb
01.06.2025

In Deutschland startet das erste Pilotprojekt für autonome Taxis: Ohne Fahrer, aber mit Überwachung aus der Ferne. Ein Modell mit...

DWN
Technologie
Technologie Goldrausch 2.0: Wie Google KI neu definiert – und Europa zuschaut
01.06.2025

Google I/O 2025 bietet einen tiefen Einblick in die nächste Ära der Künstlichen Intelligenz – von echten 3D-Videocalls bis hin zu...

DWN
Panorama
Panorama Nur noch fünf Minuten: Schlummertaste in Deutschland beliebt
01.06.2025

Mit der Schlummertaste kann man das Aufstehen verzögern. Ärzte raten davon ab, aber die Praxis ist gerade in Deutschland gängig....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...