Deutschland

Crash-Gefahr für den Euro: Italien will Schuldenschnitt

Der italienische Wahlsieger Beppe Grillo fordert einen Schuldenschnitt für sein Land. Damit sollten die Deutschen sich langsam mit der Frage beschäftigen, dass ein Schulden-Crash in Europa vor allem von Deutschland finanziert wird.
02.03.2013 11:28
Lesezeit: 1 min

Der Wahlsieger der Italien Wahl, Beppe Grillo, sagte in einem Interview für den Focus, dass nicht der Euro das Problem für Italien sei, sondern die drückenden Staatsschulden. Die Kombination von beiden werde jedoch zum Crash führen. Daher solle Italien, wenn sich die Bedingungen nicht ändern, zur Lira zurückkehren. Grillo: „Ich gebe den alten Parteien noch sechs Monate – und dann ist hier Schluss. Dann können sie die Renten nicht mehr zahlen und auch die öffentlichen Gehälter nicht mehr.“

Der italienische Staat sei wie ein Unternehmen: „Wenn ich Aktien einer Gesellschaft gekauft habe, die bankrott geht, dann habe ich eben Pech. Ich habe riskiert – und verloren.“

Italien kann seine Schulden nicht mehr bezahlen und daher fordert Grillo einen Schuldenschnitt. Den Italienern solle ein Teil ihrer Schulden erlassen werden (mehr zu Grillos Konzept der italienischen Revolution - hier).

Es ist zu erwarten, dass in Italien nun dieselbe Diskussion einsetzen wird wie in Griechenland. Weil die Politiker immer noch auf nationaler Ebene gewählt werden, wird es in Italien zu einem euro-skeptischen Schwenk kommen. Niemand will, dass Grillo so stark wird wie Alexis Tsipras mit seiner linksextremen Syriza in Athen. Die Syriza ist nach aktuellen Umfragen bereits die stärkste Partei in Griechenland.

Hier beginnt das Thema für Deutschland interessant zu werden: Denn über Taregt 2 sind die Deutschen die Gläubiger Italiens - mit Milliarden-Risiken. Der Wirtschaftswissenschaftler Bernd Lucke sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass die italienische Entwicklung auch Deutschland zum Verhängnis werden könnte: „Die Italienwahl zeigt, wie gefährlich die ganze Eurokrise noch ist. Im ESM haftet Deutschland mit dreistelligen Milliardenbeträgen für die Schulden anderer Länder. Doch ob andere Länder ihre Schulden zurückzahlen können und wollen, hängt von den unberechenbaren Wahlentscheidungen ihrer Bevölkerung ab. Die Bundesregierung hat uns in fatale Abhängigkeiten geführt, die wir nicht mehr unter Kontrolle haben.“ (komplettes Interview hier).

Die Aussagen Grillos werden sich vermutlich nicht besonders förderlich auf den Bond-Markt auswirken.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzverwalter: „Enorme Geldverbrennung“ bei Wirecard
11.07.2025

Der Anwalt Jaffé ist seit fünf Jahren mit der Sicherung des übrig gebliebenen Vermögens beschäftigt. Er fand nach eigenen Angaben im...

DWN
Finanzen
Finanzen Kupferpreis explodiert: Was Trumps Zollfantasien auslösen
11.07.2025

Eine 50-Prozent-Zollandrohung von Trump lässt den Kupferpreis durch die Decke schießen – und sorgt für ein historisches Börsenchaos....

DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....