Politik

Türkei verfolgt Militär-Putsch in Ägypten mit Unbehagen

Lesezeit: 1 min
03.07.2013 23:33
Ungewohnte Einigkeit in der Türkei: Kemalisten und die AKP von Premier Erdogan lehnen den Militär-Putsch in Kairo ab. Sie fürchten offenbar, dass auch in der Türkei Erinnerungen an die Zeit der Militär-Diktatur wach werden könnten.
Türkei verfolgt Militär-Putsch in Ägypten mit Unbehagen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In der Türkei zeigen sich die AKP und die CHP in Bezug auf die Ereignisse in Ägypten ungewohnt einig. Beide Parteien unterstützen Präsident Mursi und warnen vor einem demokratischen Rückschritt.

„Ist Mursi in der Lage, sich gegen Panzer und Bomben zu wehren?“, so Hüseyin Celik, Vize-Vorsitzender der AKP. Mursis Haltung, sich gegen das Militär zu stellen, sei „bewundernswert“. An dem Putsch seien auch „ausländische Mächte“ beteiligt. „Einige westliche Länder, konnten nicht verkraften, dass die Muslimbrüder an die Macht gekommen sind“, sagt er. Die Lage in Ägypten ähnele der türkischen in den 60er und 80er Jahren, als es ebenfalls zu Militär-Diktaturen kam.

„Das ist ein Zeichen von Rückständigkeit. Dass sich dieses Bild in Ägypten zeigt, macht uns betroffen“, so Celik weiter.

Auch die CHP zeigt sich kritisch, äußerte sich jedoch weniger scharf. Der Vize-Vorsitzende Faruk Logoglu gab bekannt, dass seine Partei es wie in jedem Land nicht richtig finde, wenn sich das Militär in Regierungs-Angelegenheiten einmische. Die aktuellen Ereignisse würden den Demokratisierungsprozess, der in Ägypten seit dem Sturz von Mubarak angestoßen worden sei, zurückwerfen.

Egemen Bağış, türkischer Europaminister, lobt Mursis „Standhaftigkeit“ gegen alle Widerstände. Denn sogar die schlechteste Demokratie sei immer noch besser, als ein Militärputsch.

Es gebe große Unterschiede zwischen dem „blutrünstigen Diktator Mubarak“ und dem „demokratisch gewählten“ Präsidenten Mohammed Mursi. Schließlich seien rund zwei Drittel aller Ägypter auf der Seite des Präsidenten.

Unterstützung für Mursi gibt es teilweise auch seitens der türkischen Zivilgesellschaft. Das islamisch-konservative NGO, Özgür-Der, hat am Mittwoch eine Kundgebung zur Unterstützung von Mohammed Mursi veranstaltet.

Der Vorsitzender der Özgür-Der, Rıdvan Kaya, sagte, dass die Menschen auf dem Tahrir-Platz nicht die Mehrheit der Ägypter repräsentieren. „Seit dem Sturz Mubaraks hat es insgesamt vier demokratische Wahlgänge gegeben. Bei allen vier Wahlen hat das Volk mehrheitlich für die Muslimbrüder gestimmt“, zitiert die Zeitung Bugün Kaya.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Vor 20 Jahren: Größte Erweiterung der Nato - eine kritische Betachtung
29.03.2024

Am 29. März 2004 traten sieben osteuropäische Länder der Nato bei. Nicht bei allen sorgte dies für Begeisterung. Auch der russische...

DWN
Technologie
Technologie Viele Studierende rechnen mit KI-Erleichterungen im Joballtag
29.03.2024

Vielen Menschen macht Künstliche Intelligenz Angst, zum Beispiel weil KI Arbeitsplätze bedrohen könnte. In einer Umfrage stellte sich...

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...