Finanzen

Banken-Lobby: Abschaffung der Boni ist „unmöglich“

Die Banken-Lobby will sich gegen die drohenden Boni-Kürzungen zur Wehr setzen. In einer Mitteilung an die Europäische Bankenaufsicht sagten die Top-Manager, die neuen Einschränkungen seien „unmöglich“ umzusetzen und müssten um mindestens ein Jahr verschoben werden.
08.09.2013 02:01
Lesezeit: 1 min

Die britischer Banker Association (BBA), eine Lobby-Gruppe der britischen Banken-Industrie, hält die Einführung von Bonus-Obergrenzen für 2014 für „unmöglich“. Die Umsetzung der Bonus-Reform solle bis 2015 aufgeschoben werden.

Der neue Vorschlag sieht vor, die Bonuszahlungen von Bank-Mitarbeitern innerhalb der EU auf das doppelte des Basisgehaltes zu reduzieren. Das betrifft Banker, die pro Jahr mehr als 500.000 Euro verdienen.

Die Bankenvereinigung begründet diesen Vorschlag damit, dass die neuen Bonus-Obergrenzen viel mehr Mitarbeiter betreffen würden, als bislang vorgesehen. Vor allem jüngere Mitarbeiter wären „überproportional“ von der Einschränkung betroffen, da diese entgegen der Meinung der BBA als besonders risikobereit eingestuft würden, berichtet der Telegraph.

Die Anzahl der betroffenen Banker ist von 1.500 auf über 35.000 Mitarbeiter um den Faktor 20 gesteigert. Die meisten von ihnen arbeiten in Großbritannien. Aber auch tausende Mitarbeiter, die außerhalb Europas für europäische Banken arbeiten, verdienen bald wesentlich weniger.

Das hohe Lohn- und Bonussystem der Banker wird als einer der Gründe angesehen, warum während der Finanzkrise einige große Banken pleite gegangen sind oder vom Steuerzahler gerettet werden mussten.

Die Regierung Großbritanniens war lange Zeit gegen feste Obergrenzen, da sie befürchtete, den für das Land wichtigen Finanzstandort in London zu gefährden. Ihre Einführung soll den Zorn der Steuerzahler über die Milliarden-Bailouts bändigen (mehr zu den unkontrollierbaren Milliarden-Hilfen der EU an Pleite-Staaten – hier).

Dabei sind die Bonuszahlungen gar nicht das größte Problem der Banken. Vielmehr ist es eine zu dünne Eigenkapitaldecke und zu viel Engagement in risikoreiche Derivate-Geschäfte und die Manipulation nahezu aller Marktpreise (hier).

Außerdem haben die Banken ihr Kerngeschäft vernachlässigt, nämlich die Realwirtschaft mit Krediten zu versorgen. Die Europäische Zentralbank hält die Zinsen auf einem historisch niedrigen Niveau. Die Banken geben das günstige Geld jedoch nicht in Form von guten Kreditkonditionen an die Kunden weiter, sondern suchen nach höheren Renditen auf den internationalen Finanzmärkten.

Weil die Bankkunden keine rentable Möglichkeit mehr haben, ihr Geld gewinnbringend anzulegen, trägt die Geldpolitik der EZB zur Enteignung der Sparer bei (mehr hier).

Die Begrenzungen der Banker-Boni geht daher an dem strukturellen Problem der Banken-Krise vorbei. Zudem wird befürchtet, dass sich die Kreditinstitute in noch komplexere Bezahlstrukturen flüchten werden, um die Regelungen der EU zu umgehen.

Das zeigt auch der gescheiterte Versuch, die Boni für fünf Jahre einzufrieren, bevor sie ausgezahlt werden können. Banken haben daraufhin einfach das Basisgehalt angehoben (hier). Sonst gehe die Wettbewerbsfähigkeit verloren, lautet das Mantra.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...