Wer am Mittwoch das ZDF-Heute Journal (hier in der Mediathek, ab 7:40) gesehen hat, konnte staunen: In einer Meldung über Spaniens Wirtschaft wurde freudig verkündet, dass die spanische Wirtschaft boomt. Exporte und Tourismus boomen. Das Land komme mit einem Wirtschaftswachstum von 0,1 Prozent aus der Rezession und wachse damit, wenn auch nur ganz leicht.
Das ist pure Propaganda.
Die Tatsachen sprechen eine andere Sprache.
Eine ganz andere Sprache.
Im dritten Quartal gibt es zwar insgesamt mehr Jobs. Doch es sind vor allem schlecht bezahlte Teilzeit-Jobs. Die Zahl der Vollzeit-Stellen ist erneut massiv eingebrochen.
Insgesamt hatten im dritten Quartal 16,8 Millionen Spanier einen Job, berichtet die spanische Statistikbehörde INE. Das sind circa eine halbe Million weniger Arbeitslose als noch ein Jahr zuvor. Die Arbeitslosenquote ist auf 26 Prozent gefallen.
Zwar ist die Zahl der Beschäftigten im Vergleich zum zweiten Quartal um 40.000 gestiegen. Doch dieser Anstieg bei der Beschäftigung betrifft vor allem die befristeten Verträge (+170.000). Die Zahl der Festanstellungen fiel in nur einem Quartal um 150.000. Heute gibt es nur noch 10,4 Millionen unbefristete Jobs. Das sind 400.000 weniger als noch vor einem Jahr.
Besonders dramatisch ist der Rückgang bei den Vollzeit-Stellen. Im dritten Quartal arbeiteten nur 14,2 Millionen Spanier in Vollzeit. Das sind 200.000 weniger als im zweiten Quartal. Im dritten Quartal 2012, also nur ein Jahr zuvor hatten noch 14,8 Millionen Spanier einen Vollzeit-Job.
Der Rückgang der Vollzeit-Jobs um 600.000 in nur einem Jahr zeigt die tatsächliche Entwicklung auf dem spanischen Arbeitsmarkt deutlicher als die offiziellen Zahlen, welche die vollen und halben Stellen gleichbehandeln. Dieselbe statistische Verzerrung findet sich auch in den Arbeitslosen-Zahlen der US-Behörden.
Unter dieser Entwicklung leiden vor allem die jungen Leute. Die Zahl der arbeitslosen Spanier im Alter von 16 bis 24 Jahren ist im dritten Quartal auf 943.000 gestiegen. Das ist ein Anstieg um 9.800 in nur einem Quartal.
Während der spanische Arbeitsmarkt sich weiter verschlechtert, steigen die Schulden des Staates. Im kommenden Jahr dürfte der Schuldenberg die eine Billion-Euro-Marke erreichen (mehr hier). Zwar explodiert der spanische Aktienmarkt. Doch die Wirtschaft des Landes hat sich nie vom Platzen der Immobilienblase im Jahr 2007 erholt.
Man fragt sich, warum die Öffentlich-Rechtlichen Sender einen Zwangsbeitrag von 8 Milliarden Euro jährlich einstreifen, wenn sie all diese Fakten in einer einzigen kurzen Meldung ignorieren können.
Die Antwort ist einfach: Das Heute-Journal war an diesem Abend nur in Kurzform zu sehen - als Pausenfüller in der Halbzeitpause des Fußballspiels Bayern München gegen Pilsen.
ZDF und ARD haben für viel, viel Geld die Rechte an der Champions League gekauft, weil Fußball nach Ansicht des Staatsfernsehen zur Grundversorgung zählt.
Dorthin geht das Geld.
Die klassischen Redaktionen müssen sparen.
Information zählt nicht zur Grundversorgung in diesem System.
Sie ist Teil der Unterhaltung.
Und da ist kein Raum für schlechte Nachrichten.