Finanzen

Raubzug-Autoren: „Der Crash wird durch eine Kettenreaktion kommen“

Die internationale Vernetzung im Banken-System wird dazu führen, dass ein Crash bei einer Bank, einem Land oder einer Währung eine weltweite Kettenreaktion auslösen wird. Die Bestseller-Autoren Matthias Weik und Marc Friedrich warnen vor privaten Schulden und dem blinden Vertrauen auf die eigene Immobilie als Altersvorsorge.
21.12.2013 02:15
Lesezeit: 5 min

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Die Stresstests der Banken sind in vollem Gang. Was erwarten Sie davon?

Matthias Weik & Marc Friedrich: Schlicht und einfach nichts. Wenn man die letzten Stresstests betrachtet, darf man nicht viel erwarten. Dexia wurde dort auch schon mal zum Gewinner gekürt und musste kurze Zeit später von Belgien, Frankreich und Luxemburg mit Milliarden an Staatshilfen vor dem Bankrott gerettet werden.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: In Spanien sind die Banken aufgeflogen, weil sie massiv ihre Bilanzen manipuliert haben. Erstaunt Sie das?

Matthias Weik & Marc Friedrich: Nein, nicht einmal ansatzweise. Seit vielen Jahren herrscht in der internationalen Finanzwelt Lug und Betrug. Es scheint schon fast, als ob kriminelle Energie zum Geschäftskonzept vieler Banken gehört, und dass die Milliarden-Strafen wohl schon als Geschäftskosten mit einberechnet werden. Die großen, international agierenden Banken haben es auf globaler Ebene geschafft, sich über das Gesetz zu stellen, schließlich sind sie ja systemrelevant. Wir sagen jedoch, das sind sie nicht, denn sie sind schlicht und einfach das System.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Die Derivate werden auf die Schattenbanken verlagert. Läuft da gerade hinter den Kulissen ein großer Coup?

Matthias Weik & Marc Friedrich: Der Schattenbankenmarkt ist vollkommen intransparent. Ob dort momentan ein ganz großer Coup läuft, können wir nicht sagen. Dass uns dieses monströse, intransparente, unkontrollierbare und völlig aus dem Ruder gelaufene Schattenbankensystem mit einem Riesenknall um die Ohren fliegen wird, ist nicht von der Hand zu weisen und nur eine Frage der Zeit.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Die Zentralbanken haben sich weltweit darauf geeinigt, gemeinsam unbegrenzt Geld zu drucken. Was bedeutet das?

Matthias Weik & Marc Friedrich: Dass dem Wahnsinn Tor und Tür geöffnet sind, dass wir die Märkte noch weiter nach oben katapultieren werden, und dass wir eine schicke Inflation erleben werden. Die Zentralbanken werden 2014 bestimmt noch für die eine oder andere Überraschung gut sein. Durch das unbegrenzte Gelddrucken bringen uns die Zentralbanken erfolgreich und effizient weiter - dem Ende entgegen. Die Aktion zeigt überdeutlich, wie desperat die Situation und die Protagonisten sind. Sie haben keine andere Antwort mehr als die Märkte weiterhin mit Geld zu fluten und zu manipulieren. Dies hat in den letzten Jahren die Probleme nicht gelöst und wird es auch in Zukunft nicht.

Es ist ein brandgefährliches Spiel auf Zeit, dass die Notenbanken auf unsere Kosten spielen. Durch die Niedrigzinsphase werden wir bereits alle schleichend enteignet und zur Kasse gebeten. Gewinner dieser Entwicklung, wie kann es anderes sein, sind der Staat und die Banken.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Die EZB bringt die Zinsen gegen Null – was bezweckt Draghi?

Matthias Weik & Marc Friedrich: Er will weiter Zeit gewinnen und die europäischen Bürger an den Kosten der Bankenrettung und der Krise in Europa über die schleichende Enteignung beteiligen.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Welche Möglichkeiten hat die Politik, überhaupt noch einzugreifen?

Matthias Weik & Marc Friedrich: Wir befürchten, dass die Zeit zum Eingriff bereits abgelaufen ist. Wenn die Politik wirklich etwas ändern wollte, dann hätte sie dies schon längst getan. Da es aber zwischen der Politik und der Finanzindustrie eine ungesunde Abhängigkeit gibt, wird es keine grundlegenden Veränderungen und Gesetze, welche eine Änderung herbeiführen, geben. Man stelle sich folgende Frage: Wie finanziert sich der Staat? Über Steuereinnahmen und über den Verkauf von Staatsanleihen. Und wer ist Käufer von über 90 % der Staatsanleihen? Die Finanzindustrie. Hier schließt sich der Kreis. Solange die Finanzindustrie nicht gewillt ist, einen essenziellen Wandel herbeizuführen und ein Umdenken in der Branche stattfindet,  wird es keine Änderungen geben. Oder anders gesagt: Solange die Finanzbranche keine Änderung möchte, wird diese auch die Politik von der Politik implementiert.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: In gewisser Weise läuft ja auch eine Art Kampf der Politiker gegen die Banken. Für die einen geht es darum, dass sie ihr Geld wieder wollen, für die anderen ums Überleben. Wer ist stärker?

Matthias Weik & Marc Friedrich: Die Banken, denn Geld regiert die Welt. Es ist wie im Casino: Die Bank gewinnt immer!

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Stichwort Raubzug: Wo stehen wir? Was riskieren die Deutschen?

Matthias Weik & Marc Friedrich: Wir stehen leider erst am Anfang. Vieles was wir in unserem Buch vorhergesagt haben, ist bereits mit einer Dynamik eingetroffen, die selbst uns erschreckt. Alle Vorbereitungen für den weiteren Raubzug sind gelegt, und werden vorangetrieben. 2008 mit dem Lehmann-Crash und dessen Nachbeben werden nichts im Vergleich zu dem sein, was sich seitdem auftürmt und über uns in Zukunft hereinbrechen wird. Wir Deutschen riskieren den Verlust unseres Wohlstandes und den sozialen Frieden.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wie wird eine Enteignung aussehen? Schleichend, mit einem Crash?

Matthias Weik & Marc Friedrich: Leider können wir nicht in die Zukunft blicken. Beides ist möglich. Eigentlich werden wir momentan auf Grund der Niedrigzinsphase alle schon schleichend enteignet und der Möglichkeit, eine sinnvolle Altersvorsorge aufzubauen, beraubt.

Wenn sich beispielsweise die Völker Südeuropas sich gegen die irrsinnige Austeritätspolitik erheben, kann es sehr schnell gehen, und wir werden alle durch einen Crash rasiert. Ansonsten wird uns der Staat und die EU weiterhin langsam die Taschen entleeren durch Kalte Progression, finanzielle Repressionen, Niedrigzinsphase, schleichende Inflation, Zwangsabgaben, Steuererhöhungen, Enteignungen und so weiter und so fort. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Verzweifelte Politiker, unabhängig von der Staatsform, neigen in extremen Situation oftmals dazu, verzweifelte Aktionen durchzuführen - auf Kosten der Allgemeinheit. Es geht der Politik um den Erhalt der Macht und des Status quo – dafür werden sie auch in Zukunft alles tun.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: In den 80er Jahren musste Alfred Herrhausen Interviews geben, wo es um genau dieselben Themen ging: Eine globale Schuldenkrise. Es hat keinen Crash gegeben. Täuschen sich die Kritiker des Finanz-Systems?

Matthias Weik & Marc Friedrich: Nein, dieses Mal ist so unvorstellbar viel Geld im System, und es existieren so viele unterschiedliche Variablen, welche auf das globale Finanzsystem einwirken, dass ein Crash unvermeidlich ist. Es stellt sich nicht die Frage ob, sondern lediglich, wann der Crash stattfinden wird. In den 80er Jahren war die Globalisierung noch in den Kinderschuhen, doch jetzt sind Banken, Länder und Währungen dermaßen miteinander verzahnt und verbunden, dass, wenn eine große Bank, eine Währung oder ein Land umkippt, es zu einer fatalen Kettenreaktion kommen wird.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Das Kern-Problem ist doch das System von Zins- und Zinseszins. In Europa sind die Staatsschulden trotz aller Rettungspakete gestiegen. Kann man aus diesem System überhaupt aussteigen?

Matthias Weik & Marc Friedrich: Wir fürchten nein. Dazu braucht es Mut und den Willen einen radikalen Schnitt zu machen. Dieser wird kommen - ob wir es wollen oder nicht. Entweder wir werden diesen Weg freiwillig gehen, oder wir werden gezwungen werden, ihn zu gehen. Letztere Option ist schmerzhafter und mit größeren Kollateralschäden verbunden. Ferner ist keiner der Protagonisten gewillt, aus diesem irrsinnigen System auszusteigen. Beispielweise wird der Euro, welcher schon lange gescheitert ist, mit irrsinnigen Maßnahmen auf Kosten der Bürger am Leben gehalten. Früher oder später wird auch der Letzte erkennen, dass das Experiment gescheitert ist – doch dann ist es zu spät. Dann wird der Crash die Lösung sein.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Was soll der deutsche Sparer machen – bleibt ihm nur die Matratze?

Matthias Weik & Marc Friedrich: Keine Schulden machen und auf gar keinen Fall auf Pump eine völlig überteuerte Immobilie in Großstädten wie München, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt oder anderen Blasen-Städten kaufen.

Unserer Ansicht nach ist der Immobilienmarkt in vielen deutschen Großstädten sehr heiß gelaufen. Aus diesem Grunde sollte man ein Investment in Immobilien überdenken. Ferner wurden Immobilienbesitzer, in den letzten 100 Jahren, in Deutschland schon zwei Mal böse rasiert (Hauszinssteuer und Schuldenlastenausgleich). Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass dies auch ein drittes Mal in Deutschland passiert. Ein Zeichen hierfür ist die bereits drastische Erhöhung der Grunderwerbssteuer. Ferner spricht jeder Finanzberater von Diversifikation. Seltsamerweise setzt der deutsche Mittelstand 60, 70, 80, 90 und manchmal sogar 100 Prozent seines Vermögens auf die eigene Immobilie, frei nach dem Motto: Meine Immobilie ist meine Altersvorsorge. Diese Rechnung wird voraussichtlich nicht aufgehen. Bedachte Investoren würden niemals mehr als 1/3 ihres Vermögens in eine Anlageklasse (z.B. Immobilien) investieren.

In Anbetracht der aktuellen Situation macht ein gewisser Cash-Bestand durchaus Sinn. Ob dieser unter der Matratze oder im Bankschließfach liegt, bleibt jedem selbst überlassen. Spätestens seit Zypern wissen wir jedoch alle, dass das Geld überall hingehört – außer auf das Bankkonto. Wir sagen nach wie vor raus aus Papier und rein in Sachwerte. Das Zeitalter der Papierwerte ist vorbei.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wann kommt Teil 2 des Raubzugs?

Matthias Weik & Marc Friedrich: Unser zweites Buch wird im Mai 2014 erscheinen.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Darauf sind wir alle schon sehr gespannt!

Der Bestseller „Der größte Raubzug der Geschichte“ von Matthias Weik und Marc Friedrich kann hier noch als Weihnachtsgeschenk erworben werden.

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