Politik

China sieht Gefahr einer Kredit-Klemme

Lesezeit: 1 min
23.12.2013 02:23
China setzt Journalisten unter Druck, um die Berichterstattung über die Kreditklemme zu kontrollieren. Die Regierung hat Angst vor einem Zusammenbruch der Börsen, sobald der Handel am Montag wieder eröffnet. Zuletzt verschärfte sich die Lage trotz des Eingreifens der Zentralbank.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Das chinesische Propagandaministerium legte Journalisten und Medienunternehmen nahe, ihre Berichterstattung über die Kreditklemme zu reduzieren. Dies berichtet die Financial Times. Die Regierung zeigt sich besorgt, dass die Aktienkurse weiter einbrechen könnten, wenn der Handel am Montag wieder eröffnet wird.

Als Reaktion auf die Zinsanstiege hat die chinesische Zentralbank einen Notfallplan ergriffen und den Markt mit Liquidität geflutet, wie Guardian berichtet. Aus dem Plan geht hervor, dass die Zentralbank 300 Milliarden Renminbi (36 Milliarden Euro) für einzelne Banken bereitgestellt hat. Dennoch stiegen die Interbanken-Zinsen am folgenden Tag erneut stark an. Die kurzfristigen Zinsen lagen bei 8,2 Prozent und damit doppelt so hoch wie noch zum Anfang der Woche (mehr hier). Auch der Shanghai Composite fiel um zwei Prozent und verbucht damit seit neun Tagen Verluste. Das ist die längste Verlustserie der chinesischen Börse seit 19 Jahren.

Die Interbanken-Zinsen geben an, zu welchen Konditionen sich chinesische Banken unter einander Geld leihen. Der starke Anstieg deutet darauf hin, dass die Banken Geld horten und sehr zurückhaltend dabei sind, sich gegenseitig Kapital zu leihen. Die derzeitige Situation am Interbanken-Markt erinnert an die Kreditklemme, die im Juni Chinas Wirtschaft vor schwere Probleme stellte (hier).

Damals gab die chinesische Regierung eine Direktive heraus, die Journalisten ein Redeverbot erteilte. Sie wurden angewiesen „zu erklären, dass die Märkte garantiert ausreichend Liquidität zur Verfügung haben“. Die Reporter sollten zudem „ihre positive Berichterstattung verstärken“ und „über die positiven Aspekte der Wirtschaft berichten, um das Marktvertrauen zu stärken.“

Die Zensoren des Propagandaministeriums haben die Journalisten auch diesmal davor gewarnt, die Kreditklemme zu dramatisieren. Außerdem haben sie einigen Journalisten verboten, dass chinesische Wort für Kreditklemme zu benutzen, wie die Financial Times berichtet. Die Warnung zeigte Wirkung. Eine große, staatliche Nachrichtenagentur erwähnte das Thema nur am Rande. Unabhängige chinesische Webseiten, die für ihre kritischen Kommentare bekannt sind, griffen das Thema überhaupt nicht mehr auf oder verwiesen nur auf die Stellungnahme der Zentralbank.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...